Die Insel der Roboter
Ihren Personalausweis. Ich werde die Nummer und die Personalnummer mit durchsagen, das ist sicherer.«
»Siehst du?« sagte ich, als ich wieder zu Inge in den Wagen stieg. »Und nun fahr mal du, ich habe jetzt schwer gearbeitet.«
»Und wohin möchten der Herr?«
»Zum VPKA.«
Dort empfing mich ein Major Hengst. Er stellte tatsächlich keine Fragen, sondern nahm mit undurchdringlichem Gesicht den Zettel entgegen, auf den ich die Autonummer meines Verfolgers und meine Telefonnummer notiert hatte. Dann ließ er Meister Wiedlich kommen – zu meiner Überraschung eine junge Frau – und befahl ihr, mit mir in die Wohnung zu gehen, um dort Fingerabdrücke sicherzustellen.
»Ein Einbruch?« fragte die Kriminalistin.
»Es ist angeordnet worden, daß keine Fragen gestellt werden«, sagte der Major.
»Dann hole ich nur noch schnell das Besteck!«
»Augenblick«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wie groß Ihr Besteck ist – können Sie es so einrichten, daß es in Ihrer Handtasche Platz hat, ich meine, daß es nicht so dienstlich aussieht?«
Die Kriminalistin sah mich aufmerksam an. »Wenn es nur um Fingerabdrücke geht, ja.«
Ich bedankte mich bei dem Major.
»Meister Wiedlich hat bis siebzehn Uhr Dienst!« sagte er, offenbar besorgt darum, daß seine Genossin noch rechtzeitig unter den häuslichen Weihnachtsbaum kommen sollte.
»Keine Sorge, bei uns ist auch um fünf Bescherung!«
Alles in allem hatte es doch fast anderthalb Stunden gedauert, bis wir wieder vor unserer Tür hielten. Der Wagen meines Verfolgers war nicht zu sehen.
Vorsichtshalber rief ich, als ich ausstieg und den Damen die Tür öffnete, so lustig wie möglich: »Kommt, jetzt wird gefeiert!«
Vor der Wohnungstür hielt ich die beiden Frauen zurück.
»Sehen Sie mal nach, bitte, ob auf dem Knauf oder Beschlag Fingerabdrücke sind!«
Es waren keine darauf. Das hatte ich fast erwartet. Aber mein Zwirnsfaden war nicht mehr zu sehen. Ich öffnete langsam und vorsichtig die Tür und bückte mich. Er lag etwa einen Meter von der Tür entfernt auf dem Flur. Ich hob ihn auf.
»Kommt ’rein!« sagte ich und schloß die Tür hinter den Frauen. »Dringewesen ist er. Darf ich Sie«, ich wandte mich wieder an Meister Wiedlich, »zum Schreibtisch bitten?«
»Und ich«, fragte Inge, »ich denke, ich soll dir helfen?«
»Ja – im Moment am besten mit einem Kaffee für uns drei.«
Am Schreibtisch fanden sich tatsächlich Abdrücke. Als Meister Wiedlich mit ihrer Arbeit fertig war, brachte Inge den Kaffee.
»Würde es genügen, wenn Sie sich zum Vergleich unsere Fingerkuppen anschauen, oder müssen wir auch…?« fragte ich.
»Mir würde es genügen.«
»Na dann«, sagte ich zu Inge, »zeigt her eure Füßchen!«
»Von Ihnen sind die Abdrücke nicht!« stellte die Kriminalistin fest.
»Das genügt mir«, sagte ich. »Und nun zum Kaffee!«
Meister Wiedlich hatte flinke Augen. »Das ist aber schon eine Weile her!« sagte sie und zeigte auf ein Foto, auf dem ich mit der Truppenfahne abgebildet war – eine Belobigung von der Offiziersschule.
»Das stimmt«, antwortete ich und griff zum Telefon, das läutete. »Tischner.«
»Major Hengst. Die von Ihnen angegebene Nummer gehört einem Wagen des VEB Autoverleih Transit.«
»Transit?«
»Ja, das ist ein Betrieb, der. Wagen an ausländische Touristen vermietet. Sie können damit von einem Grenzübergang zu einem beliebigen anderen fahren und ihn dort abliefern, es gibt überall eine Filiale des Betriebs.«
Ich pfiff leise.
»Danke schön, das paßt ins Bild.«
»Dann wäre das ja erledigt«, sagte der Major zufrieden. »Ist Meister Wiedlich noch bei Ihnen? Kann ich sie mal haben?«
»Gern. Also nochmals vielen Dank.«
Ich gab der Kriminalistin den Hörer. Sie meldete sich, horchte, sagte Danke und legte auf.
»Er hat gesagt, ich kann von hier aus gleich nach Hause gehen«, sagte sie mit einem Seufzer der Erleichterung.
»Der Genosse Major ist ja sehr besorgt um Sie, er hat mich vorhin auch ermahnt, daß Sie um siebzehn Uhr Feierabend hätten.«
»Du bist ein Flegel!« sagte meine Frau.
»Major Hengst und mein Vater…«, wollte die Kriminalistin erklären, aber ich unterbrach sie.
»Um Himmels willen nein, so hab’ ich das doch nicht gemeint – verzeihen Sie mir bitte!«
»Ja, tun Sie das«, bat meine Frau. »Ich muß es ja auch immer tun!«
Die Kriminalistin sah ausgesprochen schön aus, wenn sie lachte. Aber dann wurde sie wieder ernst.
»Und Sie befürchten nicht«, sagte sie und sah
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