Die Insel der Roboter
schwierig und interessant. Auf den unteren Bildschirmen erschienen je zwei rote Kreise. Anton und Berta antworteten sofort
:2 Kreis rot.
Nur Caesar meldete
:Kreis rot,
aber nach zwei weiteren Versuchen fand auch Caesar die richtige Antwort.
Immer wieder Caesar! Ich wußte, daß die Gruppe von Dr. Krause schon seit dem ersten Versuch über Caesar diskutierte, und man erhoffte sich eigentlich von der heutigen Serie Aufschluß darüber, was den Storo immer wieder aus der Reihe tanzen ließ – Aufschluß vor allem durch den Versuch, der jetzt kam.
Auf den unteren Bildschirmen erschienen zwei rote und ein blaues Dreieck. Die Fragezeichen oben leuchteten auf, und dann kamen die Antworten:
Anton – :3 Dreieck
Berta – :3 Dreieck
Caesar – :2 Dreieck rot :Dreieck blau.
Auch mehrere Wiederholungen brachten das gleiche Ergebnis.
Dr. Krause unterbrach die Versuchsreihe und bat um Meinungen. Eine Weile war alles still, dann meldete sich Gerda Sommer, die neben uns auf der Bank saß.
»Soviel steht für mich fest«, sagte sie. »Bei Caesar ist der Farbblock aktiver als der Konfigurationsblock. Das erklärt auch, warum er anfangs die Farbe vor der Figur nannte, was wir ihm ja inzwischen abgewöhnt haben. Bloß wie es dazu kommt, das läßt sich so ohne weiteres nicht sagen.«
Das löste eine Debatte aus, von der ich wenig verstand.
Auch Horst Heilig ging es so, nur einmal horchte er auf, als jemand sagte: »Das ist eben die Schwäche der seriellen Methode, daß sie nicht Bedeutungsabstufungen schafft, sondern alle Eigenschaften gleich wichtig erscheinen läßt.«
Ilona Krause entgegnete ziemlich scharf: »Den alten Streit zwischen serieller und selektiver Methode wollen wir doch begraben sein lassen! Fest steht zunächst einmal, daß bei der nicht differenzierten Fragestellung beide Antworten, sowohl die von Anton und Berta als auch die von Caesar, richtig sind! Zu entscheiden wäre jetzt, ob wir Caesar die von uns erwartete Antwort aufzwingen wollen oder warten, bis die fragenlogische Satzbildung trainiert ist und wir differenziertere Fragen stellen können, etwa: Wieviel Dreiecke sind das?«
Während die Diskussion weiterging, wandte sich Horst Heilig an mich: »Was ist das – seriell und selektiv?«
Ich zuckte mit den Schultern, aber Gerda Sommer, die die Frage gehört hatte, erklärte uns flüsternd: »Das ist ein uralter Streit, der schon theoretisch geführt wurde, seitdem man sich mit der Möglichkeit solcher Storos ernsthaft befaßt. Seriell ist unsere jetzige Methode. Wir vermitteln den Zusammenhang zwischen Bild und Bedeutung in Serien. Die Natur geht anders vor: Das Jungtier nimmt alle Eindrücke auf, verarbeitet aber nur die, die aufgrund seiner unbedingten Reflexe von Bedeutung sind – etwa die Zitzen des Muttertieres. Es wählt also sozusagen aus der Vielfalt aus – daher selektiv. Wir werden diese Methode auch verwenden, aber nur als Ergänzung und auch erst nach dem Zusammenbau.«
»Aber es ginge im Prinzip auch selektiv?« fragte Horst Heilig. »Ich meine, bei den Storos?«
»Im Prinzip ja, nur wir würden dabei nichts gewinnen, weil es umständlich und zeitraubend wäre. Seriell festigen wir die Bedeutung durch einfaches Wiederholen, das dauert Sekunden. Wenn wir selektiv vorgehen würden, müßten wir für jede Bedeutungsfunktion eine spezielle Situation aufbauen, das würde viel länger dauern. Der Storo ist nun mal eine Maschine, kein Tier.«
Als sich die Gruppe entschlossen hatte, wie sie weiter verfahren wollte – nämlich warten bis zur differenzierten Fragemöglichkeit –, verließen wir den Stollen.
Horst Heilig sah sehr nachdenklich aus. »Selektiv oder seriell!« brummte er plötzlich. Es war ein zufriedenes Brummen.
»Was schenkst du mir denn zu Weihnachten?« fragte Inge.
»Ich? Eine…«, verdammt – beinahe hätte ich mich verraten. Ich dachte nämlich an ganz etwas anderes. Ich stand hinter der Gardine und blickte auf die Straße. Vor unserem fünfstöckigen Häuserblock standen naturgemäß viele Autos – auch unser Wagen –, aber eins davon interessierte mich besonders. Es hatte so eine merkwürdige Plakette auf dem Deckel des Kofferraums, und daran erkannte ich es wieder – ich hatte es bereits auf der Autobahn gesehen, und zwar noch unten im Süden der Republik. Und eine Karl-Marx-Städter Nummer hatte dieser Wagen auch.
»Was ist denn los mit dir, Jürgen – heute ist Weihnachten!«
»Morgen«, sagte ich zerstreut, »heute ist
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