Die Insel der Roboter
willkommen.
Inge war einverstanden, als wir unseren Plan erläuterten. »Mache ich wenigstens mal eine Erfahrung, zu der ich sonst kaum Gelegenheit hätte!« kommentierte, sie und machte mir damit eine große Freude.
Und auch die Nachbarin hatte – wie erwartet – Besuch gehabt. Ein Oberleutnant Schmidt oder Schmitt oder Schmied (oder was es sonst noch für Schreibweisen dieses seltenen Namens gibt) hatte bei ihr geklingelt und nach mir gefragt, aber leider war er nur auf der Durchreise gewesen und hatte nicht warten können, und das hätte auch wenig Zweck gehabt, denn meine Frau kannte er nicht, und ich würde, wie ihm die Nachbarin sagte, vor Wochenende nicht greifbar sein…
Natürlich hatte es zu meiner Zeit an der Offiziersschule mehrere Schüler mit einem dieser Namen gegeben, und Horst Heilig ließ sogar nachforschen. Das Ergebnis war, wie vorauszusehen, negativ, und wir wußten nun, woran wir waren.
Ja, die Sache mit Caesar. Sie war der erste Erfolg unseres kleinen Kollektivs, das die Ausbildung in Richtung auf Funktionssicherheit der Storos kritisieren sollte – es hatte noch nicht einmal einen ordentlichen Namen. Während der Auseinandersetzungen mit dem Direktor, Professor Dr. Hetz, nannte uns jemand ironisch den Elternbeirat. Das war natürlich unpassend, aber immerhin blieb davon der Name Beirat, der sich später einbürgerte.
Also: Caesar machte Ärger. Er löste die Aufgaben nicht richtig. Genauer, er löste sie beim erstenmal richtig, und bei der Kontrolle löste er sie falsch. Und zwar nicht in Einzelfällen, sondern ständig. Bei den andern kam ab und an eine falsche Antwort vor, aber höchstens in einem Prozent der Fälle und in der Regel auch nur beim erstenmal, nicht bei der Wiederholung.
Es gab besorgte Gesichter. Gerda Sommer, die die Arbeitsgruppe Caesar leitete, war wütend. Wir beschlossen, uns eine solche Versuchsreihe anzusehen. Dieses Vorhaben wurde dadurch erleichtert, daß Gerda und Nora Siebenstein zur Mannschaft Caesar gehörten und die anderen Mitglieder unseres (späteren) Beirats sich leicht dafür frei machen konnten.
Als die Versuchsreihe eben begonnen hatte, erschien auch noch der Professor. Ich weiß nicht, ob er von unserem Vorhaben erfahren hatte – jedenfalls, das bewies sich immer wieder, hatte er eine Nase dafür, wenn irgendwo ein Problem »gereift« war.
Die Storos wurden jetzt, nachdem sie die Bedienung von Tastaturen einfacher Struktur erlernt hatten, in den ausgesprochenen Lehrfächern von elektronischen Geräten trainiert – das ist wohl das neutralste Wort dafür, nicht so auf das Tier gerichtet wie Dressur und nicht so auf den Menschen wie Unterricht.
Heute war das kleine Einmaleins mit der Sieben an der Reihe. Zunächst erhielt Caesar die Information
1 * 7 = 7
2 * 7 = 14
3 * 7 = 21 usw.
Und zwar geschah das über Bildschirm, den er selbst durch einen Tastendruck in Tätigkeit gesetzt hatte, sobald die Akku-Kassette in seinen Rumpf eingeführt worden war.
Danach drückte er wieder die Taste, und jetzt erschien eine Kontrollaufgabe mit drei Lösungen, von denen eine richtig war, etwa:
6 * 7 = ?35 ?42 ?56
Er mußte nun eine von drei Wahltasten drücken, worauf die beiden anderen Ergebnisse erloschen. Er drückte die richtige.
So wurden in unregelmäßiger Reihenfolge alle Multiplikationen mit der Sieben abgefragt, und alle Ergebnisse waren richtig.
Eine Multiplikation wurde zum zweitenmal gefragt – ich glaube, es war vier mal sieben. Caesar antwortete: einundzwanzig. Nun wiederholte das Trainingsgerät die Aufgabe dreimal, aber immer war die Antwort falsch, und zwar kamen jetzt folgende Antworten: fünfunddreißig, einundzwanzig, fünfunddreißig.
»Als ob er uns ärgern will!« sagte jemand.
»Unsinn!« meinte der Professor. »Der Storo ist doch kein Student!«
Ich war gespannt, was nun kommen würde.
Das elektronische Trainingsgerät war offenbar für solchen Fall programmiert. Es schaltete jetzt eine Serie von Aufgaben dazwischen, die früheren Stoff in bunter Mischung wiederholten – die verschiedensten Multiplikationen aus dem Bereich des kleinen Einmaleins, einschließlich der Sieben. Nach einigen Dutzend Aufgaben wurde auch die vorhin falsch gelöste wieder gestellt. Jetzt antwortete Caesar richtig. Das Trainingsgerät schaltete sich ab. Jemand zog die Akku-Kassette heraus.
Das Licht ging an, wir setzten uns auf die Holzbänke im Beobachtungsraum.
»Ich möchte aussprechen, was sicherlich alle bewegt«, sagte Gerda Sommer.
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