Die Insel der Roboter
»Ich würde mich freuen, wenn ich unrecht hätte, aber mir scheint, Caesar hat Aktivitätsschwankungen. Anfangs war die Aktivität im Farbblock zu hoch, jetzt sieht es so aus, als ob die Aktivität des V-Zentrums zu niedrig ist. Daß er die richtigen Antworten hat, sie aber nicht bringt, ist für mich nicht anders zu erklären.«
»Immerhin«, warf der Professor ein, »läßt sich das offenbar durch zusätzliches Training korrigieren.«
»Ja, aber wie lange noch?« fragte Gerda Sommer fast verzweifelt. »Und wie wird es bei komplizierteren Aufgaben?«
»Also ich kann mir nicht helfen«, sagte Herbert Linzel, der BGL-Vorsitzende, »mir kommt es vor, als ob er uns ärgern will.«
Jetzt erkannte ich ihn, er hatte das auch vorhin gesagt, »Vergleiche mit dem Menschen sind, ich wiederhole das, unwissenschaftlich, ich warne davor!« antwortete der Professor.
»Aber die Angst vor Vergleichen mit menschlichem Verhalten, ist die wissenschaftlich?« fragte ich. Sofort, das spürte ich, entstand eine gespannte Atmosphäre. Das war nicht meine Absicht, und ich lenkte schnell über zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. »Um wieder zur Sache zu kommen: Mir sind die Schlußfolgerungen von Gerda Sommer zu weitreichend. Es ist durch nichts bewiesen, daß das anfängliche Verhalten von Caesar mit dem jetzigen in Verbindung steht. Ich interessiere mich erst mal nur für das jetzige, und da fällt mir auf, daß die Fehler nicht einfach Fehler sind. Wenn, sagen wir, ein hoher Prozentsatz von Fehlern mit relativ gleichmäßiger Streuung auftreten würde, läge Gerda Sommers Vermutung nahe. Das ist aber nicht der Fall. Vielleicht kommen wir weiter, wenn wir den Charakter der Fehler näher zu ergründen suchen.
Soviel wissen wir schon: Sie treten immer an derselben Stelle auf, und zwar bei der ersten Aufgabenwiederholung. Sie sind auch nicht auf ein bestimmtes Lehrgebiet beschränkt, sondern betreffen alle Arten von Training. Das stimmt doch?«
Die andern nickten. Auch der Professor, der gegen meinen ersten Satz hatte protestieren wollen, hörte jetzt gespannt zu.
»Ich war nun heute das erste Mal dabei«, fuhr ich fort. »Mir ist an den Fehlern noch etwas aufgefallen. Es sind ja immer drei Antworten vorgegeben. Eine ist richtig, zwei sind falsch. Von zwei möglichen Fehlern hat Caesar immer den kleineren gewählt, also dasjenige falsche Ergebnis, das in der ursprünglich eingegebenen Tabelle den kleineren Abstand vom richtigen hatte. Können wir das mal systematisch überprüfen, vielleicht mit der Acht?«
Es entspann sich eine rege Diskussion, in der eigentlich alle für diesen Vorschlag waren. Unterschiedliche Meinungen gab es nur über die Frage, wie er durchzuführen sei. Schließlich einigten wir uns auf folgendes:
Der Versuch mit der Acht sollte so durchgeführt werden wie die anderen. Nur sollte bei der ersten falschen Antwort die Frage zehnmal wiederholt werden, wobei die vorgegebenen Falschergebnisse systematisch geordnet sein sollten. Bei den ersten fünf Wiederholungen sollte der Abstand der Falschergebnisse vom richtigen unterschiedlich groß sein. Wenn Caesar dabei wirklich nach dem Prinzip des kleineren Fehlers antwortete, dann müßte es einen höheren Schwierigkeitsgrad darstellen, bei fünf mal acht den kleineren Fehler aus, sagen wir, zweiundsiebzig und sechzehn herauszufinden als aus zweiundreißig und sechsundfünfzig, weil im ersteren Falle die beiden falschen Ergebnisse in der Tabelle weiter weg lagen.
Setzte Caesar das Prinzip des kleineren Fehlers durch, so sollte ihm das in den zweiten fünf Wiederholungen unmöglich gemacht werden: Hier sollten die Falschergebnisse immer gleichen Tabellenabstand vom richtigen haben.
Ich glaube, man kann sagen, wir waren in einem Zustand von Hochspannung. Noch wußte ich nicht, was ich mit diesem, nun ja, von mir entdeckten Prinzip des kleineren Fehlers anfangen sollte, und ob es nicht überhaupt nur ein Zufall war, eine unwesentliche Erscheinung. Würde das Experiment darauf Antwort geben?
Die erste Wiederholungsfrage war fünf mal acht. Caesar lieferte nacheinander folgende Ergebnisse (hier durch Unterstreichen hervorgehoben):
32 40 56
24 40 48
16 40 48
24 40 72
8 40 80
32 40 48
und in allen folgenden Fällen mit gleichem Tabellenabstand der Falschergebnisse den richtigen Wert. Im weiteren lief der Versuch zu Ende wie bisher.
Wieder saßen wir im Kreis und versuchten, zunächst jeder für sich, das Ergebnis zu verstehen.
Gerda Sommer begann zögernd:
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