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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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»Wenn das nicht schon wieder zu kühn ist, würde ich sagen: Das V-Zentrum verhindert, daß der Fehler zu groß wird. Es läßt nur dann Fehler zu, wenn sie klein sind – oder kleiner als andere, mögliche.«
    »Aber es müßte Fehler überhaupt verhindern!« rief der Professor. »Also doch verminderte Aktivität!«
    »Nein«, widersprach Nora Siebenstein, »die Auswahl des richtigen Ergebnisses ist einfacher als die Auswahl dessen, das weniger falsch ist. Für das letztere sind wesentlich mehr Operationen erforderlich. Also erhöhte Aktivität!«
    »Vielleicht«, äußerte sich der Parteisekretär, Sepp Könnecke, unser Steiger, der ja auch zu meinem Kollektiv gehörte, »vielleicht, sind ihm die Wiederholungen einfach langweilig?«
    Einige lachten, unterdrückten aber das Lachen schnell wieder. Der Professor, das sah ich, hatte auch eine Entgegnung auf der Zunge, aber er sagte nichts, wohl weil er die Ideenfindung nicht durch unwichtige Korrekturen stören wollte.
    Mir aber kam dabei ein Gedanke.
    »Kann ich mal die Protokolle der bisherigen Versuche sehen? Also alles, was nach der Montage und den ersten Bewegungsabstimmungen liegt?«
    Gerda Sommer schaltete das Terminal ein, den Leseschirm der Datenbank, und führte die Protokolle vor – einmal, noch einmal, ein drittes Mal. Ich fand meinen Gedanken bestätigt.
    »Ich glaube, ich hab’s«, sagte ich. »Das heißt, eigentlich hat der Genosse Könnicke das Wesentliche gesagt, ich hab’s mir nur in etwas exaktere Begriffe übersetzt. Paßt mal auf.
    Bei den ersten fünf Versuchen hat Caesar keine Fehler gemacht. Jeder dieser Versuche dauerte zehn Minuten bei einer Akku-Ladung für zwanzig Minuten.
    Beim sechsten Versuch machte Caesar in der Wiederholung einen Fehler, wir können annehmen, zufällig, wie er bei anderen auftrat. Die Folge war, daß der zweite, größere Wiederholungskomplex angehängt wurde. Der Versuch dauerte damit fünfzehn Minuten und reichte bis dicht an die Grenze, wo der Storo eine neue Aufladung braucht. Beim nächsten Versuch machte Caesar einen Fehler in der ersten Abfrage – das ist schon ungewöhnlich, denn so groß dürfte die Fehlerdichte nicht sein. Aber da er in der ersten Wiederholung richtig antwortete, fand die zweite nicht statt. Von da an macht Caesar bei jedem Versuch in der ersten Wiederholung einen Fehler, und folglich wird die zweite Wiederholung angehängt.«
    Alle saßen starr da und dachten nach. Der Professor sprang auf und rief: »Sie haben recht, und ich bin ein Esel. Ich habe zu viel und zu lange darauf herumgeritten daß der Storo kein Mensch ist, was ohnehin jeder weiß und hab’ mir selbst den Blick für schlüssige Analogien genommen! Natürlich: Caesar hat gelernt, ein strategisches Spiel mit uns zu spielen, das geht: Ich mache einmal einen kleinen Fehler, dann dauert das Vergnügen länger, und im Endergebnis ist doch alles richtig!«
    Gerda Sommer hatte ebenfalls sehr schnell erfaßt, was ich meinte. »Es handelt sich also gar nicht um Fehler. Caesar macht falsche Angaben im Rahmen einer zweckmäßigen Verhaltensweise. Daß sich das Erteilen von falschen Antworten für ihn als zweckmäßig erweist, ist aber unser Fehler. Künftig muß das Versuchsprogramm also genau umgekehrt laufen. Wenn er einen Fehler macht, wird der Versuch abgebrochen, wenn er keinen Fehler macht, wird die Zeit ausgefüllt. Im Grunde genommen hat uns Caesar hier zu einer Entdeckung verholfen, nämlich wie wir das jeweilige Verhalten positiv oder negativ bewerten können: Abbruch ist negative Bewertung, Weiterführung positive. Natürlich muß das alles noch durchgerechnet, verfeinert, genauer analysiert werden, aber die Probe, ob all diese Gedanken im Prinzip richtig sind, können wir gleich machen. Wir behandeln das kleine Einmaleins mit der Neun und ändern den Versuch wie folgt ab: Die erste Wiederholung wird gestrichen, es wird nach der Abfrage sofort mit der zweiten, umfassenden Wiederholung begonnen, und die wird etwas verlängert. Wenn unsere Vorstellungen richtig sind, darf dann kein Fehler mehr auftreten.«
    Es dauerte einige Zeit, bis der Versuch umprogrammiert war, aber dann lief er fehlerlos durch – wir waren wieder einen Schritt weiter.
    Zwei Tage vor dem Ball saßen wir noch beisammen und sprachen alles durch.
    »Nun gut«, sagte Horst Heilig schließlich, »und wenn alles so läuft, wie wir uns das denken, dann sollten Sie«, er wandte sich an Nora, »hinterher die erste Information für den Gegner starten. Es muß

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