Die Insel der Roboter
drohte. So gelang es ihm schließlich, sich etwas näher an die Stromquelle heranzumanövrieren.
Aber noch einmal mußten die Akkus gewechselt werden – endlich erreichte er das Ziel.
Und nun begann alles noch einmal von vorn: das Zeigen auf dem Bildschirm, das Suchen nach der Quelle, noch einmal das Zeigen auf dem Bildschirm – und da passierte es: Caesar zeigte nicht nur, er marschierte dabei auf den Bildschirm zu und zerstieß ihn mit der Hand.
»Scherben bringen Glück!« sagte jemand.
»Wir brechen hier ab«, sagte Gerda Sommer. »Ich gratuliere uns allen. Caesar ist ein Prachtkerl! Wollen wir mal gucken, wie es bei den anderen aussieht?«
Bei Anton und Berta sah es ähnlich aus, sie waren noch nicht so weit, hatten noch nicht wiederholt, und auch die Bildschirme waren noch ganz. Wir warnten die Genossen, und so wurden auch dort die Versuche abgebrochen.
Zufällig verließ ich zugleich mit Nora Siebenstein den Stollen.
»Na, wie hat Ihnen die Vorstellung gefallen?« fragte sie.
»Sie haben Mut bewiesen!« sagte ich.
»Mut«! Sie lachte. »Dazu gehört doch kein Mut. Aber –«, sie wechselte das Thema – »ich muß mit Ihnen reden. Haben Sie jetzt Zeit?«
»Ach, dazu gehört Mut?« fragte ich.
Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Halten Sie sich für so gefährlich?«
»Das nun wieder nicht. Und Zeit habe ich natürlich auch. Kommen Sie!«
»Also«, sagte sie, zögerte noch ein bißchen und fuhr entschlossen fort: »Es hat sich jemand um meine Bekanntschaft bemüht. Ein ausländischer Student. Sicher hat das nichts zu bedeuten, ich – nun ja, ich bin das gewöhnt. Aber weil neulich in der Versammlung…«
Sie beendete den Satz, indem sie die Hände hob und die Handflächen auf die Tischplatte legte.
»Danke«, sagte ich. »Das ist sehr wichtig für uns. Ich suche schnell mal Genossen Heilig.«
Während ich vergeblich versuchte, telefonisch Genossen Heilig zu erreichen, fielen mir die Telefonbeispiele aus meinem Vortrag ein. Ich suchte also den Inspektor, aber überall war er gerade weggegangen, und schließlich erwies sich das Glück als zuverlässiger. Er kam von selbst zur Tür herein.
Er setzte sich zu uns, ich informierte ihn, worum es sich handelte, und er – holte seine Pfeife hervor und begann sie zu stopfen.
»Sie haben doch nichts dagegen?« fragte er Nora Siebenstein.
Sie schüttelte den Kopf.
»Dann berichten Sie bitte – wer, wann, wo und wie.«
Nora Siebenstein antwortete prompt im gleichen Ton: »Wer – Manuel Aleman, ein kubanischer Student. Wann – am zweiten Feiertag, nachmittags zwischen vier und sieben. Wo – im Einstein-Klub. Wie – indem er mir Komplimente machte.«
Horst Heilig blinzelte, sagte aber nichts, sondern zündete seine Pfeife an und lehnte sich gemütlich zurück. Erst dann wandte er sich, freundlich lächelnd, an Nora. »Eine präzise Auskunft. Aber wenn ich jetzt vom Telegrammstil abgehe, sind Sie bereit, mir darin zu folgen?«
»Mach ich«, sagte sie.
»Schön, da wollen wir erst mal die Umgebung aufklären. Was ist der Einstein-Klub, wer sind seine Mitglieder, wie kommt man da ’rein?«
»Schwer zu sagen. Also erst mal ist der Einstein-Klub gar kein Klub, sondern ein Spitzname. Oder ein Brauch. Das ist so: Im Café Digital hängen überall an den Wänden die Bilder großer Mathematiker und anderer Naturwissenschaftler. Unter dem Einstein-Bild, in einer Ecke, durch einen Raumteiler abgetrennt, steht ein großer, runder Tisch, an dem vielleicht acht, neun Personen Platz haben. Es haben aber auch schon fünfzehn daran gesessen. Bereits als ich zu studieren anfing, war das eine Art Treffpunkt der Assistenten und der oberen Semester, vor allem Mathe, ein bißchen Physik, hin und wieder ein Philosoph. Professoren verirren sich selten dahin, jüngere Semester haben zu viel Respekt und können auch nicht mithalten – da wird nämlich diskutiert, was das Zeug hält. Es ist also gar nichts Offizielles, nichts Organisiertes, es gibt keinen Vorsitzenden und keine Statuten, es ist auch, soviel ich weiß, noch nie einer eingeladen oder fortgeekelt worden, und trotzdem ist das an der ganzen Uni als Einstein-Klub bekannt und wird auch respektiert.«
Sie überlegte einen Augenblick und fuhr dann fort: »Ich glaube, der Reiz besteht darin, daß man immer ein oder zwei Bekannte trifft und eine Menge Leute, die man noch nicht kennt. Und interessante Debatten niveauvoll, aber ohne den thematischen Zwang eines Seminars. Und andererseits meckert
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