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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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mit den gegebenen Elementen im Regal eine ähnliche Anordnung hergestellt werden kann wie die im Modell gespeicherte.
    Fünfte Verhaltensweise – nur scheinbar eine Wiederholung der dritten, in Wirklichkeit enthält sie neue Qualitäten. Offenbar sind bei der dritten Verhaltensweise bereits Ansätze einer Analogie zwischen den Figuren auf dem Schirm und den entsprechenden Körpern festgestellt, also zwischen Quadrat und Würfel beziehungsweise zwischen Dreieck und Tetraeder. Jetzt wird diese Analogie aktiv gesucht, und zwar durch Betrachten von allen zugänglichen Seiten, also so lange, bis der Würfel wirklich einmal als Quadrat und der Tetraeder wirklich einmal als Dreieck gesehen wurde. Danach sofort Wiederholung der vierten Verhaltensweise – Aktion.
    Der eigentliche Zweck – Herstellung einer Beziehung zwischen räumlichem Gegenstand und bildlicher Darstellung – schien erreicht. Das galt es nun zu kontrollieren. Dazu wurde das Experiment wiederholt, aber ohne Farben.
    Es dauerte fast so lange wie das erste, vielleicht weil Caesar, wie wir ja schon wußten, besonders farbempfindlich war, aber es führte zum gleichen Ergebnis.
    Der dritte, vierte und fünfte Versuch waren Wahlversuche – Caesar sollte auf Grund der Abbildung auf dem Schirm jeweils aus Kugel, Würfel und Tetraeder einen Körper aussuchen und in das Regal legen. Diese Versuche liefen zunehmend schneller ab.
    Bald kam die erste wirkliche Arbeitsverrichtung: Caesar sollte, nach dem Vorbild des Bildschirms, einen Bolzen in eine Hülse stecken. Es ist nicht zu beschreiben, wieviel komisches Ungeschick der Storo dabei an den Tag legte. Man wurde buchstäblich an das Spiel der Affen mit Gegenständen erinnert, nur daß der Storo sich natürlich nicht zwischendurch am Kopf oder am Bauch kratzte. Aber schon die Wiederholung war wesentlich geschickter, und beim drittenmal hatte Caesar sein Verhalten bereits optimiert. Das Ziel war erreicht das Ziel dieser Versuchsreiche, auf dem nun in schneller Folge alles aufgebaut werden konnte, was zur Vorbereitung der folgenden Etappe notwendig war.
    Vielleicht mögen dem einen oder anderen diese Versuche mit ihrem einfachen Repertoire an Gegenständen kindlich erscheinen. Aber bis heute hat sich am Aufbau der Storo-Ausbildung wenig geändert, ich meine prinzipiell. Hier und da wurde in den letzten zehn Jahren gestrafft, die Methoden sind weitgehend automatisiert, aber die Etappen und vor allem die ersten Schritte auf jeder Etappe blieben die gleichen. Man muß sich immer wieder darüber klar sein, daß der ZR, der Zentralrechner des Storo, alle die bemerkenswerten und manchmal unglaublichen Fertigkeiten des Storo nur als Möglichkeit enthält, und daß die Aufgabe, daraus wirkliche Fertigkeiten zu entwickeln, schwieriger ist als die Abrichtung eines Tieres – und das wird so bleiben, bis wir einmal in der Lage sein werden, auch unbedingte Reflexe technisch zu modellieren.

    Horst Heilig nahm mich mit zum Professor, er wollte eine schwierige Frage unserer Arbeit mit ihm besprechen. Ich wußte nicht, warum er mich dabeihaben wollte, mir fiel nur auf, daß er nervös zu sein schien – etwas, was ich an ihm noch gar nicht kannte.
    Es war ein herrlicher Vorfrühlingstag, und Horst Heilig machte ein paar Bemerkungen über das Wetter – sehr zum Erstaunen des Professors und auch zu meiner Verwunderung, denn sonst war es bei uns üblich, geradezu auf das Ziel loszugehen. Na, dachte ich, wenn das so ist, nutze die Gelegenheit!
    »Ist die Entscheidung in puncto Mensch-Verbot schon gefallen?« fragte ich den Professor.
    »Wir haben alles überprüft und durchgerechnet«, antwortete der Professor. »Ihre Argumente stimmen. Der neue Plan liegt auch schon hier«, er deutete auf seinen Schreibtisch, »und trotzdem zögere ich noch.«
    Ich schwieg und sah ihn wartend an. Auch Horst Heilig war aufmerksam geworden, er kannte die Zusammenhänge, ich hatte ihn informiert.
    »Ich habe zwei Gründe für dieses Zögern«, fuhr der Professor fort, »aber ich habe ja auch noch eine gute Woche Zeit für die Entscheidung.«
    »Darf man die Gründe erfahren?« fragte Horst Heilig brummend.
    »Deswegen sind Sie doch wohl nicht zu mir gekommen?«
    »Nein, aber es interessiert mich.«
    »Also gut«, sagte der Professor, »meinetwegen. Der erste Grund ist der, daß ein Verzicht auf das Mensch-Verbot einen Bruch mit allem darstellen würde, was bisher auf dem Gebiet des Roboterwesens für gut und richtig angesehen wurde. Erst kürzlich hat

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