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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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legte gerade ein Mitarbeiter kleine Würfel und Tetraeder in die Fächer, ungleichmäßig verteilt, drei Stück von jedem.
    »Probelicht!« befahl Gerda Sommer.
    Plötzlich leuchteten die Körper auf – die Würfel rot und die Tetraeder blau. Sie waren aus einem Material, das durch ultraviolette Strahlung zum Leuchten angeregt wurde. Die Strahlungsquelle mußte irgendwo hinter dem Regal angebracht sein, wir sahen sie nicht.
    »Wand aus!«
    Die Würfel erloschen.
    »Anordnung eins herstellen.«
    Der Mitarbeiter nebenan legte die drei Würfel unten links übereinander, die Tetraeder oben rechts dicht nebeneinander. Dann verließ er den Raum.
    »Akku-Kassette einlegen. Bildschirm ein!«
    Auf dem Bildschirm leuchteten drei rote Quadrate und drei blaue Dreiecke auf, unregelmäßig verteilt. Offenbar wurde wieder der erste Schritt auf dem neuen Wege an Hand der einfachsten geometrischen Figuren vollzogen. Und das war auch sehr zweckmäßig, spielte doch die Geometrie im inneren Umweltmodell der Storos eine entscheidende Rolle.
    Nun begannen sich die Figuren auf dem Bildschirm zu verschieben, zunächst in die verschiedensten Richtungen, bis sie schließlich zwei Reihen bildeten: oben die Quadrate, unten die Dreiecke, mit gleichmäßigen Abständen voneinander.
    »Bildschirm aus, Wand ein!«
    Die Körper im Wandregal leuchteten auf. Und da – der Storo drehte den Kopf!
    Aber das war alles. Auch beim zweiten und dritten Versuch machte Caesar keine Anstalten, zur Aktion überzugehen.
    »Zu schwer«, sagte Gerda Sommer, »wir müssen ihm die Aufgabe irgendwie erleichtern.«
    »Vielleicht liegt es daran«, überlegte Nora laut, »daß die drei Würfel übereinanderliegen, sie wirken wie ein Stück.«
    Das wurde korrigiert und der Versuch wiederholt – auch jetzt ergebnislos.
    Caesar, ohne Aufgabe, begann sich regellos im Raum zu bewegen, drehte sich, machte ein paar Schritte hierhin, ein paar dorthin, schwenkte die Arme.
    »Wand eingeschaltet lassen, mal sehen, was er tut!« sagte Gerda. »Vielleicht findet er noch hin!«
    Tatsächlich blieb Caesar bei seinem langsamen, regellosen Umherschweifen ein paarmal vor den leuchtenden Körpern stehen, aber er griff nicht danach. Als er gerade mal wieder davorstand, ließ Gerda den Bildschirm zusätzlich einschalten. Caesar drehte den Kopf zum Bildschirm hin und wieder zum Regal zurück. Dann begann er wieder zu wandern, hielt aber jetzt den Kopf immer entweder auf den Schirm oder auf das Regal gerichtet.
    Und plötzlich, ohne sichtlichen Anlaß, marschierte er auf das Regal zu und stellte mit geschickten Griffen – Greifen und andere Bewegungen waren inzwischen trainiert worden – die auf dem Bildschirm vorgezeichnete Ordnung her, mit einem Unterschied allerdings: Würfel und Tetraeder blieben in den Fächern, in denen sie gelegen hatten, also die Würfel unten und die Tetraeder oben, während es auf dem Bildschirm bei den vergleichbaren Quadraten und Dreiecken umgekehrt war.
    Gerda wollte schon abschalten lassen, aber Nora empfahl: »Laß mal weiterlaufen!«
    Und richtig – Caesar nahm seine Wanderung wieder auf, kehrte nach einem Rundgang durch den Raum schnurstracks zum Regal zurück und vertauschte die Würfel und Tetraeder.
    Das alles hatte die Zeit in Anspruch genommen, für die die Akku-Ladung reichte. Gerda Sommer beendete den Versuch und stellte Caesars Verhalten zur Diskussion.
    Nach anfangs zögerndem, dann immer lebhafter werdendem Streit wurde Übereinstimmung erzielt über folgende Analyse von Caesars Verhalten: Caesar zeigte fünf verschiedene Verhaltensweisen, und zwar:
    Erste Verhaltensweise – ein sogenanntes Nullverhalten: keine Aktivität, da aus den eingegangenen Informationen kein Auftrag formulierbar.
    Zweite Verhaltensweise – ziellose Aktivität, entstanden aus Nullverhalten durch Aufschaukelung. Da Nullverhalten infolge der Wirkung des V-Zentrums unstabil ist, entstand aus minimalen zufälligen Informationen sowohl von außen als auch von innen zufällige Bewegung, die sich immer neue Richtungen zum Ziel setzte, aber wieder abgebrochen wurde, da der Raum selbst und seine Begrenzung bereits in das Innenmodell aufgenommen waren. Daraus entstand zunächst in Ansätzen, dann mit zunehmender Konsequenz die dritte Verhaltensweise – Vergleich des Bildschirms mit dem Regal und Feststellung einer Analogie, die bis zur Anordnung reichte.
    Vierte Verhaltensweise – Aktion zur Herstellung der vorgegebenen Anordnung, folgt unmittelbar aus der Feststellung, daß

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