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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Training.«
    »Sehn Sie«, sagt der Mann, »ich hab’ mir doch gleich so was gedacht. Kommt wie ein Irrer aus dem Wald gehetzt, guckt, geht gemütlich zu seinem Wagen, guckt noch mal, setzt sich ’rein und fährt los!«
    »Na ja, wir werden ihn schon noch einkriegen!« sagte Horst Heilig freundlich und fuhr wieder an.
    Als wir den Parkplatz verlassen hatten, hielt er und nahm das Sprechfunkgerät heraus.
    »Werner, hörst du mich?«
    »Höre mit fünnef!« kam prompt die Antwort.
    »Wo seid ihr jetzt?«
    »Nicht mehr weit von der Autobahn. Man hört schon den Verkehr. Zweimal haben wir ihn gesehen.«
    »Hat er euch auch gesehen?«
    »Das war nicht zu vermeiden, sonst hätten wir zuviel Zeit verloren.«
    »Gut«, sagte Horst Heilig, »kehrt jetzt um, der Kerl ist weg.«
    »Verdammt!«
    »Und noch was – wenn ihr zurückkommt, untersucht doch mal sorgfältig die Umgebung vom Tor, vielleicht so in hundert Meter Umkreis, ob ihr da Spuren findet.«
    »Soll ich dich ablösen?« fragte ich, als ich sah, wie unkonzentriert Horst Heilig fuhr.
    »Ja, das ist eine gute Idee!« sagte er. »Und fahr langsam – jetzt haben wir Zeit, und unsere Gedanken müssen jagen.«
    Während ich in gemütlichem Tempo zurückfuhr, hatte Horst Heilig den Kopf angelehnt und die Augen geschlossen, als ob er schliefe. Nur in Abständen von vielleicht fünf Minuten öffnete er die Augen, sah mich mit einem leeren Blick an und schüttelte den Kopf. Zuerst dachte ich, er wolle meine Fahrweise kritisieren, aber bald merkte ich, daß er mich gar nicht wahrnahm, sondern vollauf damit beschäftigt war, eine Vermutung nach der andern aufzustellen und wieder beiseite zu legen.
    Als wir zurückkamen, erwartete uns am Tor Werner Frettien.
    »Ein Stück vom Tor entfernt hat einer auf einem Baum gesessen«, berichtete er. »Wir haben frische Einkerbungen von Steigeisen gefunden.«
    Horst Heilig nickte.
    »Kommt«, sagte er. »Die Alarmbereitschaft können wir übrigens abblasen.«
    Ich war einerseits erregt durch den Vorfall, wie man wohl verstehen wird; aber andererseits auch etwas niedergeschlagen, als ich die Bilanz zog über diesen Vormittag, das Gespräch mit dem Professor eingeschlossen. Denn welche Rolle hatte ich schon gespielt, an welchem Punkt war ich eigentlich nicht überflüssig gewesen?
    Aber das waren meine Privatwehwehchen, ich mußte sie unterdrücken, denn ich merkte sehr wohl, daß Horst Heilig diesen Vorfall nicht einzuordnen wußte in seine Vorstellung von den Plänen des Gegners.
    »Was meinst du«, fragte er mich plötzlich, »welchen Sinn hat diese Geschichte?«
    Ich erinnere mich an die Überlegungen, die ich seinerzeit im Falle Tobias angestellt hatte, und sagte: »Ich nehme an, der Gegner will unser Alarmsystem testen.«
    Horst Heilig nickte langsam, und ich freute mich schon, das Richtige getroffen zu haben, da sagte er: »Ja, ich glaube, genau das sollen wir denken.«
    Als er mein betroffenes Gesicht sah, lachte er leise und fuhr fort: »Entschuldige, es ging mir nicht darum, dich aufs Glatteis zu führen, ich mußte einfach deine Unerfahrenheit ausnutzen, weil ich mich schon in ein derartiges Gestrüpp von Spekulationen und Schlußfolgerungen verwickelt hatte… Komm, sei nicht beleidigt, wir müssen alle unsere Fähigkeiten nutzen, darunter auch deine, etwas ziemlich unvoreingenommen zu sehen.«
    Ich wollte meine Ansicht verteidigen.
    »Du hast selbst vorhin beim Professor gesagt, der Gegner wird von seinen Auftraggebern gedrängelt. Irgend etwas muß er doch tun! Und ist die Aufklärung unserer Sicherungen etwa nicht wichtig für ihn?«
    »Doch, sicher, das nimmt er am Rande mit. Aber das wäre nie ein zureichender Grund, einen Teil seiner Tarnung aufzugeben. Wenigstens nicht im jetzigen Stadium.«
    »Wir haben doch mit deinem Gerät schon ein bißchen gearbeitet«, erinnerte Werner Frettien, »denk doch mal an die Fluchtwege.«
    Tatsächlich, er hatte recht – nachdem ich mit seiner Hilfe die Topographie unserer Gegend für das Gefechtsleitgerät bearbeitet hatte, war ich bei ersten Berechnungen auf zwei Fluchtwege gestoßen, auf denen ein Aufklärer die Chance hatte, unentdeckt zu entkommen, wenn er sich nicht zu lange im oder am Objekt aufhielt. Der Weg zur Autobahn gehörte nicht dazu.
    »Siehst du«, sagte, Horst Heilig, »dein Gerät fängt an, sich auszuzahlen. Wenn der Gegner geradewegs zur Autobahn flüchtet und dort vor den Augen von Zeugen in sein Auto steigt, so muß das beabsichtigt sein.«
    Ich gab noch nicht

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