Die Insel der Roboter
sich einschleichen kann.«
Horst Heilig nickte.
»Aber wenn das stimmt, heißt das auch, daß der Gegner den Kontakt Nora ernst nimmt. Denn dieser Mann würde schon zum Kern der Gruppe gehören. Also das werden wir bald wissen. Wir verteilen jetzt die Aufgaben, schlage ich vor. Du, Jürgen, sprichst mit Nora. Sie muß zwei Dinge übermitteln – erstens, daß es jetzt bei uns flott vorangeht –, weil wir den Zeitunterschied zwischen unseren falschen Informationen und den Tatsachen aufholen müssen, den können wir uns jetzt nicht mehr leisten. Zweitens soll sie so tun, als müsse sie mal telefonieren. Sie soll sagen, sie müsse den VEB Jenatrans anrufen – das ist der Transportbereich, der uns die Maschinen bringt. Ja, und wie machen wir es nun richtig – hat sie etwas bemerkt von dem heutigen Alarm oder nicht?«
»Sie hat immer nur Stichworte gegeben, die scheinbar zufällig ins Gespräch eingebettet waren«, sagte ich. »Sie hat nie direkt Dinge von ihrer Arbeit erzählt. Selbst wenn sie von dem Alarm erfahren haben sollte, wäre es unwahrscheinlich, daß sie gerade in solch ernster Sache zum erstenmal Konkretes äußert. Und so exponiert ist ihre Stellung wieder nicht, daß sie Tag und Nacht an nichts anderes denken würde.«
»Einverstanden. Werner, du leitest alles ein, damit der Gegner denkt, wir seien auf ihn hereingefallen. Die VP soll in den nächsten drei Tagen ständig den Parkplatz beobachten, so oft es geht, der Gegner wird das bestimmt kontrollieren. Ich ackere inzwischen diese Motivliste durch, die wir aufgestellt haben. Morgen machen wir uns an die Ausarbeitung der Aktion Jenatrans. Alles klar?«
6
Ich lag am oberen Rand des Tals, hinter zwei Sträuchern, gegenüber dem Stollen, bewaffnet mit einer Filmkamera, und wartete auf die Ankunft der Wagenkolonne, die für zehn Uhr gemeldet war.
Das Wetter war naßkalt. Niedrige graue Wolken jagten über den Himmel, der Wind nahm die Gelegenheit, daß hier ein Tal den Wald unterbrach, nach Kräften wahr, peitschte die Sträucher vor mir und zerrte an meiner Plane. Ab und zu regnete es ein bißchen. Trotz Unterlage, Plane, Kapuze und warmer Bekleidung war ich schon nach wenigen Minuten völlig durchgefroren.
Unten, vor dem verschlossenen Stollen, waren die Luftkissensockel aufgestellt, auf die die Maschinen montiert werden sollten, sauber ausgerichtet, wie Soldaten in Linie angetreten. Kuriose Gedanken kamen mir. Nur gut, daß die Dinger nicht frieren konnten, es müßte doch schwierig sein, die Maschinen genau aufzusetzen, wenn sie vor Kälte zittern würden. Und ich mußte mir natürlich das Zittern auch noch abgewöhnen bis dahin, was sollte das sonst für ein Film werden…
»Steiger meldet: Kolonne biegt in den Waldweg ein«, plärrte mein Sprechfunkgerät.
»Verstanden. Ich bibbere mich langsam ein!« antwortete ich.
Sepp Könnecke, unser Parteisekretär, hatte die Kolonne vom Lieferbetrieb abgeholt. Er war als einziger außer uns und dem Professor eingeweiht worden. Horst Heilig fuhr als sein Kraftfahrer mit, er hatte sich mit einem Schnauzbart maskiert und sah dadurch sogar einem unserer Kraftfahrer entfernt ähnlich. Werner Frettien wartete am Tor. Es war eine gründliche Kontrolle vorgesehen – der Gegner sollte nicht den Eindruck haben, daß wir ihm sein Geschäft erleichtern wollten.
Da war schon das Brummen der schweren Motoren zu hören – und gerade in diesem Augenblick brach die Sonne durch. Sosehr ich mir das bisher gewünscht hatte – jetzt ärgerte ich mich. Wenn nun die Beleuchtung dauernd wechselte…
Ein Blick zum Himmel zeigte mir, daß es doch eine Weile schön zu bleiben versprach. Ich stellte die Kamera neu ein und hatte sie gerade schußbereit, als der PKW mit dem Parteisekretär und Horst Heilig in das Blickfeld fuhr.
Ich begann zu filmen.
Was sich da unten abspielte, war alles andere als aufregend. Drei LKWs waren nebeneinander aufgefahren, ein Autokran war mitgekommen und ein Kleinbus, aus dem die Monteure stiegen. Mit Zurufen und Gesten wurden die Maschinen, am Kran hängend, auf die Sockel dirigiert und dort befestigt.
Der Brigadier der Monteure zeigte auf einen der Sockel und diskutierte irgend etwas mit Sepp Könnecke, wahrscheinlich stimmte etwas nicht, aber der schüttelte den Kopf und hob die Hände.
Die Kraftfahrer standen an den Kühler des ersten LKW gelehnt und unterhielten sich. Nichts Verdächtiges war zu sehen.
Das Sprechfunkgerät neben mir meldete sich: »Hast du schon etwas bemerkt?«
Das
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