Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
mit Dreiecken, Würfelchen und dem Einmaleins beschäftigt hatten? Erstaunlicherweise nur vierzehn Tage – und inzwischen hatten sie ein großes naturwissenschaftliches Pensum und dazu so etwas wie eine Grundausbildung praktischer Fertigkeiten absolviert! Aber erstaunlich war das eigentlich nur, wenn man fälschlicherweise menschliche Maßstäbe anlegte. Wenn die Basis einmal geschaffen war, mußte der Storo auf Grund seiner Konstruktion alles logisch strukturierte Wissen mit außerordentlicher Geschwindigkeit aufnehmen und ebensoschnell Bewegungsabläufe optimieren, also vergleichsweise: Geschicklichkeit erwerben.
    Heute betrachtet man dergleichen natürlich nüchtern, drückt es in Zahlen und Formeln aus, die in jedem einschlägigen Lehrbuch stehen, und niemand fällt es ein, sich darüber zu wundern. Damals, als das alles erst experimentiert und ermittelt und gedanklich aufbereitet wurde, lag der Vergleich mit dem Menschen, dessen Stelle ja der Storo in gewissem Sinne einnehmen sollte, ständig in der Luft. Sogar der Professor hatte eingesehen, daß man ohne diesen Vergleich nicht auskam, und wandte nun seine Aufmerksamkeit darauf, daß der Vergleich nicht die Grenzen des Erlaubten übersprang und daß man vom Vergleich, wenn er schon unumgänglich war, möglichst schnell wieder auf Berechnung und Blockschaltbild und Systemanalyse des Storo zurückkam. Und ich muß hier bemerken, wenn es auf diesem Gebiet nicht zu Fehlern kam, zu Ereignissen, mit denen ich diese Sorge des Direktors als berechtigt belegen kann, so ist das wahrscheinlich eben gerade dieser Sorge zu verdanken. Ich habe überhaupt immer gefunden, die Kunst des Leiters ist dort am höchsten zu bewerten, wo sie sich am wenigsten auffällig zeigt. Denn den richtigen Weg gehen die Leute fast von selbst, wenn man ihnen sagt, welches die falschen Wege sind. Wenigstens in einer Gesellschaft, in der es keine unüberbrückbaren Interessengegensätze gibt.
    Einen solchen Vergleich mit dem Menschen erlebte ich bei der Ausbildung in. Prozeßsteuerung. Natürlich kämpfte hier nicht der Arbeiter mit dem Hammer im Wettlauf gegen eine hochproduktive Maschinerie wie in kapitalistischen Frühzeiten der legendäre John Henry, ein farbiger Bergarbeiter, von dem viele Lieder der amerikanischen Arbeiterbewegung singen. Hier war nur der Storo direkt an die Stelle eines Menschen gesetzt, indem nämlich ein tatsächlich stattgefundener Prozeß simuliert wurde und daher die Reaktionen des Storo verglichen werden konnten mit denen, die der Anlagenfahrer in der Praxis ausgeübt hatte.
    In diesem Prozeß gab es zwei interessante Stellen, um derentwillen er ausgesucht worden war. Da waren nämlich gleich zwei Abweichungen aufgetreten. Es handelte sich um einen Vorgang der chemischen Produktion, und an einer bestimmten Stelle des Prozesses war eine Verunreinigung eines der Ausgangsstoffe aufgetreten, die das zulässige Maß weit überstieg und den Prozeß aus dem Gleichgewicht brachte. Etwas später dann hatte es in der Steueranlage einen kleinen, unwesentlichen Defekt gegeben, einen Wackelkontakt, der eins der Anzeigelämpchen ständig flackern ließ.
    Die Steueranlage bestand aus fünf Hauptanzeigern, die die entscheidenden Parameter wiedergaben und deren Anschlag zwischen einer oberen und einer unteren Grenze gehalten werden mußte, und fünf Schaltern, mit denen diese Parameter beeinflußt werden konnten. Wenn das nun alles gewesen wäre, hätte es dazu weder eines Anlagenfahrers noch eines Storo bedurft, dazu hätten fünf einfache Relais genügt. Tatsächlich aber beeinflußten die Parameter sich gegenseitig, und zwar um so mehr, je näher sie der oberen oder unteren Grenze kamen. Das heißt also: Im normalen Verlauf des Prozesses genügte es, mal hier und mal da einen Schalter zu bewegen. Traten aber Komplikationen ein, mußte auf Grund von Erfahrung und Kenntnis des Prozesses entschieden werden. Deshalb waren noch eine Reihe von Hilfsanzeigern in Form von Lämpchen, Skalen und dergleichen auf dem Steuerpult angebracht.

    Wir wußten natürlich, wie der Anlagenfahrer mit diesem Prozeß fertig geworden war, und waren aufs äußerste gespannt, wie unsere Storos die Probleme lösen würden. Um es vorwegzunehmen: Sie lösten die Probleme im wesentlichen gleich, und wenn ich mich hier auf Caesar beschränke, der zuerst an die Reihe kam, weil er am weitesten fortgeschritten war, so gilt doch das gleiche für Anton und Berta.
    Caesar saß also vor einem Steuerpult, wie ich es in

Weitere Kostenlose Bücher