Die Insel der Roboter
wissen, erhoben Einwände, brachten Gegenargumente, aber der Professor wußte auf jede Frage eine gutdurchdachte Antwort, so daß am Ende alle das Gefühl hatten, einen überaus wertvollen und aufschlußreichen Vormittag verbracht zu haben.
Zu den scharfsinnigsten Opponenten des Professors hatte Dr. Mwana gehört, »mein« Delegierter. Er erklärte mir, als wir zum Essen über den Hof gingen: »Sie dürfen sich nicht wundern, wenn ich so eindringliche Fragen stelle. Die gleichen Fragen wird man mir stellen, und nicht in freundschaftlicher Absicht. Da ist es nur natürlich, wenn ich von der besseren Sachkenntnis Ihres Instituts profitieren möchte.«
Er zog ein Zigarettenetui, bot es mir an und nahm, als ich ablehnte, selbst eine Zigarette heraus.
»Haben Sie vielleicht Feuer?« fragte er.
»Tut mir leid«, sagte ich, »ich bin Nichtraucher. Aber einen Augenblick bitte!«
Ich rief Horst Heilig heran, und der gab Dr. Mwana Feuer.
»Ich habe ja selbst ein Feuerzeug«, sagte der Delegierte lächelnd, »aber ich möchte es nicht benutzen – Ihretwegen. Sie wissen ja, wozu man solche Dinger auch verwenden kann.«
Wieder diese Anspielung! Und im Moment wurde mir klar, daß ich auf das Zigarettenetui nicht geachtet hatte. Und dann sagte ich mir wieder, daß er ja im Stollen nicht geraucht hatte, und er hätte es doch gerade dort versucht, wenn…
Als wir die Delegation auf dem Flugplatz verabschiedet hatten und zurückfuhren, fragte Horst Heilig: »Also – wer war’s?« Keiner antwortete.
Zu Haus, in der INSEL, setzten wir uns zusammen und gingen Schritt für Schritt, Wort für Wort durch. Wir kamen zu keinem Schluß. Und ich muß leider hinzufügen: Wir haben es auch später nicht erfahren.
Die nächste Woche sah uns alle als Bergarbeiter – eine Lehrlingsbrigade unter der fachkundigen Leitung des Steigers. Wir betonierten druckfeste Schleusentüren in den Stollen, bohrten und sprengten, verlegten Rohrleitungen, installierten Kabel, schraubten und schweißten. Wenn wir nach achtstündiger Arbeit in den heißen Junitag hinauskamen, taumelten wir erschöpft in die Betten – und wachten nach wenigen Stunden wieder auf, weil uns der Muskelkater plagte, wenigstens in den ersten Tagen.
Zugleich mußte die Arbeit der Storos, die die Innenausstattung ihrer Arbeitsplätze besorgten, geleitet und kontrolliert werden, aber das war unproblematisch, denn Auftragsbänder und Material dafür hatten schon vor dem Besuch der Delegation bereitgelegen.
Diese für uns schwere Arbeit hatten wir uns selbst auferlegt. Wir wollten um der Geheimhaltung willen niemand mehr in den Stollen lassen, der nicht zur INSEL gehörte. Es war ein Vorschlag des Beirats, und alle hatten zugestimmt. Sicherlich hatte in dieser Woche mancher still über den Beschluß geflucht, aber niemand jammerte.
Um so erregter waren wir natürlich, als wir nach Vollendung unseres Werkes in der Schaltzentrale standen und auf das Anfahren der Aggregate warteten. Die Schaltzentrale war in einer großen Felsenkammer zwischen der ersten und der zweiten Schleusentür untergebracht, aus Sicherheitsgründen, so daß man nach der Einlaßkontrolle noch eine Tür zu passieren hatte, die nur vom Wachmann geöffnet werden konnte. Hinter der zweiten Schleusentür lag ein Stück des Stollens mit den Zugängen zu den Kammern, in denen sich das Reserveaggregat für die Stromerzeugung, die Vakuumpumpen, Hitze- und Kältemaschinen und so weiter befanden. Die dritte Schleusentür schließlich gab den Weg frei zu den Beobachtungskammern, von denen aus künftig die drei Storos kontrolliert werden konnten. Und erst dahinter, mehrfach gesichert, lagen die Arbeitsbereiche von Anton, Berta und Caesar.
Für das Anfahren der Anlagen brauchten wir eine ungeheure Energiemenge. Wir mußten das Reserveaggregat mit einschalten, um das öffentliche Netz nicht zu überlasten – später, zur Aufrechterhaltung der höllischen Bedingungen in den Arbeitsbereichen, würde nach unseren Berechnungen die Zuleitung ausreichen.
»Stromaggregat einschalten!« war auch das erste Kommando, das Sepp Könnecke gab.
»Kompressor und Vakuumpumpen ein!« folgte wenig später, und dann: »Heizung und Kühlanlagen ein!«
Wir beobachteten angespannt die Zeiger der Signalanlagen. Sie waren einfach und für jeden ablesbar angeordnet unter A, B, C (die drei Storos und ihre Kammern), Bk A bis C (die Beobachtungskammern) und St eins bis vier (die Stollenabschnitte).
Bei Anton, der sich mit Bergbauarbeiten unter
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