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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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lassen und dann an der Grenze gegriffen.«
    Werner Frettien lachte, anscheinend in Erinnerung an die Vernehmung des Agenten.
    »Er hat geschimpft wie ein Rohrspatz – aber nicht auf uns, sondern auf seine Leute. Er sollte an der langen Leine bleiben, ein großer Wissenschaftler werden und später, wenn er eine führende Position hätte, für die Gegenseite aktiv sein. Jetzt haben sie ihn plötzlich zu solcher Kleinarbeit gezwungen, und nun ist er dabei auf die Nase gefallen. Ein intelligenter Bursche, ausgezeichnete Zeugnisse, und dabei ganz dumme, romantische Vorstellungen. Hat uns sofort angeboten, sich umdrehen zu lassen, um sich zu rächen, und vor allem, damit vielleicht seine Traumkarriere doch noch in Erfüllung geht.«
    »Vielleicht hat er das auch nur gespielt, um seine wirklichen Verbindungen abzudecken?« fragte Horst Heilig.
    Werner Frettien schüttelte den Kopf. »Unsere Genossen meinen, daß er für die Gruppe nur abgestellt wurde. Er ist ja schon drei Jahre hier. Als man ihn einschmuggelte, gab es die Gruppe noch gar nicht.«
    »Also sind wir noch nicht an den Kern der Gruppe herangekommen«, murmelte Horst Heilig verdrossen.
    Werner Frettien nickte.
    »Scheint so zu sein. Der V-Mann, der den toten Briefkasten leerte, war auch nur eine untergeordnete Figur. Seine Verbindung ging per Post. Für uns dürfte die Sache damit erledigt sein. Nun zum Objekt.
    An der Einmündung der Zufahrtsstraße steht ein VP-Streifenwagen. Unsere Leute in der Umgebung haben Besuch von Freunden gekriegt, oder auch von Freundinnen, für ein, zwei Tage. Und dann habe ich mir noch etwas einfallen lassen, nur zur Vorsicht, falls der Gegner doch noch irgendeinen Rummel starten will. In dem Wald zwischen dem Autobahnparkplatz und der INSEL findet heute eine Kampfgruppenübung statt. Ich möchte den Agenten sehen, der die Nerven hat weiterzulaufen, wenn ihm plötzlich eine Kette von Kampfgruppenmännern entgegenkommt.«
    Wir mußten bei dieser Vorstellung ebenfalls lachen.
    »Nun zu dir!« sagte Horst Heilig und sah mich an.
    »Wir haben vier Dinge getan – erstens die Belegschaft instruiert, daß nur über Zurückliegendes gesprochen werden darf und auch nicht über alles, das ist in der Leitung systematisch durchdacht worden. Zweitens haben wir alles weggeräumt und unter Verschluß genommen, was Hinweise darauf gibt, daß der Stollen ab morgen uminstalliert wird. Drittens haben wir am Stollenausgang eine Röntgen- und eine Magnetdusche eingebaut, die Film- oder Bandmaterial beim Verlassen schwärzt bzw. löscht. Viertens wird der Professor eine Erklärung abgeben zur Frage des Mensch-Verbots. Er hält es für richtig, in diesem Punkt in die Offensive zu gehen. Glänzend formuliert.«
    »Gut, das muß er wissen«, sagte Horst Heilig. »Dann will ich euch mit dem Ablauf bekannt machen.«
    Er erklärte uns die Tagesplanung und fuhr fort: »Jeder Delegierte erhält einen Betreuer aus unseren Reihen. Wir drei sind eingesetzt für diejenigen Delegierten, welche…, nun ja, die in Frage kommen. Eventuell in Frage kämen, muß ich sagen, denn zunächst einmal sind sie natürlich Verbündete.
    Die meisten haben auch Dolmetscher mit, die wurden vom RGW gestellt und sind absolut zuverlässig. Soweit man so etwas überhaupt sagen kann.«
    Er schwieg einen Augenblick, seufzte und sagte: »Eine schwierige Aufgabe. Diplomatie, Freunde, Diplomatie. Und trotzdem, im Zweifelsfalle gilt der Grundsatz – na, Jürgen als Soldat würde sagen: Sicht geht vor Deckung.
    Ich glaube, wir müssen einfach auf alles achten, hauptsächlich aber darauf, daß nichts aus dem Stollen mitgenommen und auch nichts dort gelassen wird. Und versucht bitte, euch alles genau zu merken, jedes Wort, jeden Blick, jede Geste. Wir müssen hinterher wissen, wer es war. Ich sage euch, das ist schwer, ich bin jetzt zwei Tage mit den Leuten zusammen und habe nicht den geringsten Hinweis. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, daß es dem Gegner nicht gelungen sein sollte…«
    Er brach ab. Hinter uns war ein Wagen aufgetaucht, der uns folgte. Horst sah Werner an, wies mit dem Kopf nach hinten, der sah sich um, nickte und zog sein Sprechfunkgerät.
    »Ich rufe Elster. Hier Habicht. Kommen.«
    »Hier Elster. Höre Sie mit fünnef. Folge Ihnen bis zur Abzweigung und nehme dort Aufstellung wie verabredet.«
    »In Ordnung. Sonst bisher nichts Neues. Ende.«
    Werner wechselte die Frequenz und rief: »Hier Habicht. Ich rufe Sperber. Kommen.«
    »Hier Sperber«, klang es

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