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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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einen Eimer Spülwasser ausgeschüttet hatte, kam wieder ins Haus. Sie hielt eine schwarze Feder hoch.
    »Sehen Sie mal, was ich gefunden habe«, sagte sie zu den Ashbys.
    »Was ist so Besonderes daran?«, wollte Edna wissen.
    Polly blickte Sarah an, die unwillkürlich den Atem anhielt. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Betty ist furchtbar abergläubisch. Wäre diese schwarze Feder ihr oder einem ihrer Kinder heute vor die Füße geweht worden, würde das alles erklären.«
    »Ich verstehe nicht, Polly …« Charlton sah sie verwirrt an.
    »Ich habe erst gestern zu Miss Divine gesagt, dass Betty eine Heidenangst vor schwarzen Federn hat, weil sie glaubt, dass sie den Tod ankündigen.«
    »Aber wir wissen doch gar nicht, ob Betty die Feder gesehen hat«, meinte Edna.
    »Das stimmt, aber es würde erklären, warum sie Hals über Kopf geflüchtet ist.«
    John Hammond kam am selben Abend noch einmal vorbei. Er hatte Betty gefunden. Sie sei völlig verängstigt, berichtete er, und bestehe darauf, zum Festland hinüberzufahren. Er war aus Bettys wirrem Gerede nicht schlau geworden, und es war ihm auch nicht gelungen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen.
    »Ich werde mit ihr gehen«, teilte er Charlton mit. »Es tut mir Leid, dass ich die Farm und Faith Cottage so kurzfristig verlasse. Ich weiß, ich hätte Ihnen rechtzeitig Bescheid geben müssen. Aber ich kann nicht ohne meine Kinder sein. Und Betty ist in ihrem momentanen Zustand zu allem fähig!«
    »Ich verstehe, John. Sie tun, was Sie tun müssen. Aber was ist mit der Ernte?«
    »Die können Sie einbringen oder dem nächsten Pächter überlassen.«
    »Soll ich mit dem Verpachten nicht warten, für den Fall, dass Sie zurückkommen?«
    John schüttelte den Kopf. »So wie Betty redet, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie jemals wieder hierher zurückwill.«
    Charlton hüstelte verlegen. »Hat sie zufällig etwas von einer schwarzen Feder gesagt?« Die Frage kam ihm zwar albern vor, doch Pollys Worte gingen ihm nicht aus dem Sinn.
    »Ja, das hat sie in der Tat. Betty ist sehr abergläubisch, und ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird. Ich muss los, Charlton. Danke für alles.«
    Die beiden Männer verabschiedeten sich mit einem Händedruck.
     
    Als Sarah am anderen Morgen erwachte, war sie äußerst zufrieden mit sich. Ihr Plan war geglückt. Sie war nicht nur Brian Huxwell, sondern auch Betty Hammond losgeworden. Nichts konnte sie jetzt noch aufhalten!
    Die Ashbys und Polly waren nach Faith Cottage hinübergegangen, um nachzusehen, welche Renovierungen erforderlich wären, bevor es wieder vermietet werden konnte. Sarah war allein im Haus. Als es an der Vordertür klopfte und sie öffnen ging, bekam sie den Schock ihres Lebens. Vor ihr stand Evan Finnlay. Sie erkannte ihn sofort wieder.
    »Guten Morgen. Sind Charlton oder Edna da?«
    »Äh … sie sind nebenan. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
    »Ich kenne Sie doch«, sagte Evan langsam. »Sind Sie nicht eine der beiden Schiffbrüchigen, die Gabriel Donnelly aus dem Meer gefischt hat?« Sie war rundlicher geworden und sehr viel eleganter gekleidet, aber er hatte sie dennoch wiedererkannt.
    »Ja, das stimmt. Und Sie sind der Farmer von Cape du Couedic.« Der, für den ich hätte arbeiten sollen, fügte sie im Stillen hinzu.
    Evan nickte.
    »Haben Sie Ihre Familie auch mitgebracht?« Ihr Herz klopfte schmerzhaft in ihrer Brust. Sie musste wissen, ob die richtige Amelia sich in Kingscote aufhielt.
    »Nein, nur Milo.« Er hielt seinen Sohn in den Armen.
    »Ist die Zuchthäuslerin noch bei Ihnen?«
    »Sarah? Ja. Anfangs war sie keine große Hilfe, aber inzwischen macht sie ihre Sache recht ordentlich, und sie versteht sich bestens mit meinen Töchtern.«
    »Das freut mich. Hat sie ihr Gedächtnis inzwischen wiedererlangt?« Sarah hielt den Atem an.
    »Nein, und das wird wohl auch nie mehr der Fall sein.«
    Sarah atmete hörbar auf, doch Evan schien es nicht zu bemerken: Er war vollauf damit beschäftigt, den in seinen Armen zappelnden Jungen zu bändigen.
    »Warum sagen Sie das?«
    »Wäre ihr Erinnerungsvermögen nicht längst zurückgekehrt, wenn der Gedächtnisverlust nur vorübergehend wäre?«
    Charlton und Edna, die durch die Hintertür hereingekommen waren, eilten zum vorderen Eingang, als sie Stimmen hörten. Beide dachten sofort an Brian Huxwell; sie fürchteten, er könnte womöglich doch nicht abgereist sein.
    »Mit wem redest du denn da, Amelia?«, rief Edna. Dann sah sie Evan draußen stehen.

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