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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Mündel war nicht mit in die Stadt gekommen. Sie hatte Angst, Brian Huxwell zu begegnen. Sie war am Nachmittag zuvor erst nach Hause zurückgekehrt, als sie sicher sein konnte, dass alle Gäste fort waren. Edna und Charlton waren erleichtert gewesen, dass ihr nichts zugestoßen war – aber nicht so erleichtert wie Sarah, als sie hörte, Brian sei ohne ein weiteres Wort gegangen.
    Evan blickte kaum auf. Die Ashbys sahen sofort, wie verstört er wirkte.
    »Guten Morgen, Evan«, sagte Charlton, doch der ging einfach weiter.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Edna. Die meisten Leute schnitten den Farmer, weil er als Sonderling galt. Nicht so die Ashbys. Evan war früher, als sie gerade auf der Insel angekommen waren, ein Nachbar gewesen, daher kannten sie ihn gut und akzeptierten seine schrullige Art.
    Evan, der völlig aufgewühlt war, reagierte nicht.
    »Evan?«, rief Charlton. »Alles in Ordnung?«
    Jetzt endlich hielt er inne und brummte eine Antwort.
    »Wie geht’s Ihrem Jungen?«, fragte Edna. »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er noch ein Säugling.« Jane hatte darauf bestanden, das Kind taufen zu lassen, deshalb waren die Finnlays in die Stadt gekommen.
    Evan wandte sich schon wieder zum Gehen, doch Edna beugte sich über Milo und strich ihm übers Haar. »Du siehst blass aus, Milo. Fehlt dir auch nichts?«
    »Was führt Sie in die Stadt, Evan?«, fragte Charlton. Der Farmer war bedrückt; das war nicht zu übersehen.
    »Der Junge. Ich war mit ihm beim Arzt.«
    »Was hat er denn?« Edna sah ihn an.
    »Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Der Doktor will ihn die nächsten Tage zur Beobachtung hier behalten.«
    »Ach herrje! Wo sind denn Ihre Mädchen?«
    »Auf der Farm. Meine Farmhelferin kümmert sich um sie, und Gabriel Donnelly ist ja auch noch da. Trotzdem, ich muss wieder zurück.« Er schaute auf seinen Sohn.
    »Können wir Ihnen irgendwie helfen?«, fragte Charlton.
    Evan schüttelte den Kopf. »Danke, nein.«
    »Wie wird Milo denn behandelt?«, erkundigte sich Edna.
    »Er bekommt ein Stärkungsmittel. Und die nächsten zwei Wochen will der Doktor ihn täglich sehen. Er meint, der Junge sei gesundheitlich angeschlagen, und das Leben draußen auf der Farm könnte gefährlich für ihn werden, weil es viel zu lange dauert, bis er zum Arzt gebracht werden kann.«
    Charlton sah ihn ernst an. »Dann werden Sie in die Stadt ziehen?«
    »Ich … mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben.« Es war das erste Mal, dass Evan sich dies eingestand. Er durfte Milos Leben nicht aufs Spiel setzen. »Eigentlich sollte ich mit dem Jungen gar nicht mehr zurück, aber was soll ich machen? Ich muss doch meine Mädchen und die Tiere herholen.«
    »Warum lassen Sie Milo nicht bei uns?«, schlug Edna vor. »Dann kann Dr. Thompson jeden Tag nach ihm sehen.«
    Das Angebot brachte Evan sichtlich aus der Fassung. Er sollte seinen Sohn in die Obhut anderer Leute geben? Ausgeschlossen! »Danke für das Angebot, Edna, aber Milo muss bei mir bleiben.«
    »Überlegen Sie es sich, Evan. Es wäre für alle Beteiligten das Vernünftigste. Wo wohnen Sie?«
    »Im Ozone Hotel.«
    Edna nickte. »Sagen Sie uns Bescheid, falls Sie Ihre Meinung noch ändern sollten. Ich verspreche Ihnen, ich werde gut auf den Kleinen Acht geben.« Sie wandte sich ihrem Mann zu. »Wäre es nicht schön, mal wieder ein Kind im Haus zu haben? Was meinst du?«
    »O ja!«
    »Und Dennis Thompson wäre ganz in der Nähe.«
    »Ich werd’s mir überlegen.« Evan hatte zwar nicht die Absicht, Milo bei den Ashbys zu lassen, aber er wusste ihr freundliches Angebot zu schätzen. Er wünschte ihnen einen Guten Tag und setzte seinen Weg fort.
     
    Sarah hatte sich hinter dem Hühnerstall versteckt und beobachtete Betty, die am Waschtrog stand. Sie hatte sich bereits vergewissert, dass der Wind in Bettys Richtung wehte. Die Ashbys waren ausgegangen, und Polly war mit der Zubereitung des Mittagessens beschäftigt, deshalb war es der ideale Zeitpunkt für Sarah, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
    Sie holte eine der schwarzen Feder aus ihrer Rocktasche, hielt sie in die Höhe und wartete einen Windstoß ab. Dann ließ sie die Feder los. Mit angehaltenem Atem schaute sie zu, wie der Wind sie in Bettys Richtung davontrug. Etwa zwanzig Meter vor dem Waschtrog fiel die Feder zu Boden; als der Wind sie wieder emporwirbelte, flog sie in die entgegengesetzte Richtung davon. Sarah ärgerte sich maßlos. Betty hatte nicht einmal von ihrer Wäsche aufgeblickt.
    Sarah wartete ein paar

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