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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Minuten, bis Betty zur Wäscheleine ging, die näher beim Hühnerstall lag. Sie zog eine zweite Feder aus der Tasche. Dieses Mal landete sie nur wenige Meter von Betty entfernt. Sarah hoffte inbrünstig, der Wind werde sie noch ein klein wenig weiter auf Betty zutreiben. In diesem Moment hörte man die beiden Jungen drinnen miteinander streiten. Betty schaute zum Haus hinüber.
    »Nicht hineingehen, Betty!«, flüsterte Sarah beschwörend, während der Wind die Feder wieder ein Stückchen weiter wehte.
    Als Betty sich bückte, um ein Wäschestück aus ihrem Korb zu nehmen, hob eine leichte Brise die Feder; sie schwebte an Betty vorbei und landete direkt vor der Hintertür. Starr vor Entsetzen hatte Betty der Feder nachgeblickt. Jetzt ließ sie das Hemd, das sie in der Hand hielt, in den Staub fallen, stieß einen gellenden Schrei aus, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, und stürmte zum Haus hinüber. Sarah verließ eilig ihr Versteck und huschte zur Hintertür der Ashbys. Als sie die Tür erreichte, kam Polly heraus.
    »War das Betty, die gerade so furchtbar geschrien hat?«
    »Ja, ihre Kinder haben sich gestritten, und da ist sie hineingegangen und hat sie ausgeschimpft«, antwortete Sarah.
    »Das sieht ihr gar nicht ähnlich«, meinte Polly. »Aber irgendwie nervös ist sie in letzter Zeit schon …«
     
    Als Edna und Charlton zurückkamen, servierte Polly das Mittagessen. Edna nahm ihr Mündel zuvor noch rasch beiseite. Brian Huxwell sei offenbar abgereist, teilte sie ihr mit. Sarah fiel ein Stein vom Herzen.
    Beim Essen unterhielten sich Edna und Charlton über Evan und den kleinen Milo. Sarah, die über Betty nachgrübelte, war in ihre eigenen Gedanken vertieft. Sie bekam gar nicht mit, dass die Ashbys über den Farmer von Cape du Couedic sprachen – den Mann, bei dem die echte Amelia arbeitete.
    »Glaubst du, Evan wird unser Angebot annehmen?«, fragte Edna ihren Mann.
    »Hoffentlich. Es scheint, als könnte es für den Jungen gefährlich werden, wenn Evan ihn auf die Farm zurückbringt.«
    Nach dem Essen erbot sich Sarah, die Essensreste den Hühnern hinauszubringen. Als sie am Hühnerstall stand, warf sie verstohlene Blicke nach Faith Cottage hinüber, doch von Betty oder den Kindern war nichts zu hören und zu sehen. Das Haus lag verlassen da, von gespenstischer Stille umgeben. Sarah hätte zu gern gewusst, was Betty getan hatte, nachdem sie schreiend ins Haus gerannt war. Aber wenn sie nicht anklopfte und fragte, würde sie es wohl kaum erfahren. Sie musste sich gedulden; es würde sich früh genug zeigen, ob ihr Plan geglückt war.
     
    Es war am späten Nachmittag, als Sarah, die in ihrem Zimmer ein Nickerchen hielt, von Männerstimmen geweckt wurde. Neugierig stand sie auf und ging in die Küche.
    »Wo kann Betty nur hin sein?«, fragte Charlton seine Frau soeben.
    »Was ist denn passiert?«, wollte Sarah wissen.
    »John Hammond war gerade eben da. Er sucht Betty. Sie war fort, als er nach Hause kam.«
    »Vielleicht ist sie spazieren gegangen«, meinte Sarah.
    »Es sieht nicht danach aus. Anscheinend fehlen Sachen von ihr und den Kindern. Andere Kleidungsstücke sind aus den Schränken gerissen worden und liegen im Haus verstreut, obwohl Betty immer sehr ordentlich ist. Es fehlen auch Spielsachen von den Kindern. Der arme John ist völlig außer sich.«
    »Das sieht Betty gar nicht ähnlich«, sagte Edna besorgt. »Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen.« Sie hatte John wahrheitsgemäß gesagt, dass sie keine Ahnung habe, wo Betty sei. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie die Absicht hatte, fortzugehen.
    »Wo ist Mr Hammond jetzt?«, fragte Sarah.
    »Er sucht seine Frau«, antwortete Charlton und blickte zu Polly, die soeben in die Küche kam. »Hat Betty zu dir etwas gesagt, Polly?«
    »Nein, Mr Ashby. Ich habe sie seit gestern nicht mehr gesehen.«
    »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, kam sie mir ein bisschen schreckhaft vor, als ich am Sonntag mit ihr sprach«, sagte Edna. »Als ich sie fragte, was ihr zu schaffen mache, sagte sie, dass die Kinder an ihren Nerven zerrten. Vielleicht hätte ich es John sagen sollen.«
    »Das kannst du später immer noch«, beruhigte ihr Mann sie. »Möglicherweise ist sie zum Walkabout aufgebrochen. Betty hält an ihren Stammestraditionen fest. Da darf man sich über ein solches Verhalten nicht wundern.«
    »Ich weiß nicht, Charlton.« Edna schüttelte den Kopf. »Betty ist noch nie ohne ein Wort einfach auf und davon.«
    Polly, die draußen

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