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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Die anderen Mädchen machten es ihr nach, und bald musste Amelia wider Willen lachen und wirbelte fröhlich mit ihnen durchs Zimmer. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, durchzuckte sie eine Erinnerung. Sie sah sich selbst in einem eleganten Ballsaal in den Armen eines attraktiven Partners über die Tanzfläche wirbeln. Abrupt blieb sie stehen. Kehrte ihr Erinnerungsvermögen zurück? Würde sie sich wieder in allen Einzelheiten an ihre Vergangenheit entsinnen können? Wollte sie das überhaupt? Wollte sie wirklich wissen, was für ein Mensch sie gewesen war? Würde sie sich dann womöglich noch mehr hassen?
     
     

Kingscote
     
    Als Evan in Kingscote eingetroffen war, machte er sich mit Milo unverzüglich auf den Weg zu Dr. Thompson, traf ihn aber zu seinem Verdruss nicht an. Der Arzt machte Hausbesuche, und Felicity wusste nicht, wann er zurück sein würde. Dann werde er gleich am nächsten Morgen wiederkommen, erklärte Evan. Da Milo müde von der langen Reise war, beschloss Evan, sich im Ozone Hotel ein Zimmer zu nehmen.
    Am nächsten Morgen um sieben Uhr stand er mit dem Jungen wieder vor dem Haus der Thompsons. Dennis erwartete sie bereits und führte sie in sein Sprechzimmer.
    »Danke, dass Sie uns so früh empfangen«, sagte Evan.
    »Nichts zu danken, Evan. Felicity sagte, Sie seien in großer Sorge um Ihren Sohn.«
    »Ja, das stimmt.« Evan schilderte dem Arzt die Symptome, die der Junge gezeigt hatte.
    Nach einer gründlichen Untersuchung stellte Dennis fest: »Ihr Sohn hat eine vergrößerte Milz.«
    »Ist das etwas Ernstes?«
    »Unter Umständen.« Er sah dem Jungen prüfend in die Augen. »Das Weiße hat sich leicht gelb gefärbt …«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Evan besorgt.
    »Sie sagten, er hätte Fieber gehabt, deshalb vermute ich, er hatte eine Entzündung, möglicherweise in der Leber. Ich weiß nicht, was die Ursache für das Erbrechen gewesen sein könnte, aber ich nehme an, seine Leber arbeitet nicht einwandfrei – deshalb die Gelbfärbung der Augen. Ich würde den Jungen gern ein paar Tage beobachten. Wie lange werden Sie in der Stadt bleiben?«
    »Ich kann nicht lange bleiben. Ich muss auf die Farm zurück, meine Mädchen brauchen mich. Ich hatte gehofft, Sie könnten Milo etwas geben, das ihn wieder gesund macht.«
    »Es tut mir Leid, Evan, aber so einfach ist das nicht.« Dennis betrachtete den Jungen sorgenvoll. »Ihr Sohn ist klein und untergewichtig für sein Alter. Wenn Sie jetzt nach Hause gehen und Milo sich einen weiteren schweren Infekt zuzieht …« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
    Evan starrte ihn voller Entsetzen an. »Wollen Sie damit sagen …?« Sofort dachte er an Jane und den kleinen Joseph. Er sah sich an ihren Gräbern stehen, und ein eisiger Schauer rieselte ihm über den Rücken.
    »Evan, möglicherweise übersteht Milo die Rückfahrt nicht. Oder ich komme zu spät, wenn er krank wird und Sie nach mir schicken. Sie könnten Ihren Sohn verlieren.«
    Evan starrte ihn an wie vom Donner gerührt.
    »Wäre Milo mein Sohn, würde ich nicht am Cape du Couedic leben wollen. Das Risiko wäre mir zu groß. Es ist einfach zu abgelegen dort.«
    »Aber … aber die Farm ist mein Leben!«, stammelte Evan, am Boden zerstört. »Das Land da draußen kauft mir doch niemand ab, und ich habe kein Geld für eine zweite Farm in Stadtnähe.« Er hatte das Land damals zu einem Spottpreis erworben, weil es den meisten zu weit von der Stadt entfernt war und der Boden nichts hergab. Schafe und Ziegen, vielleicht auch ein paar Rinder und Pferde konnte man dort halten, aber kein Getreide anbauen. Doch es war genau das gewesen, was Evan sich gewünscht hatte, und auch Jane hatte das Leben dort draußen geliebt.
    »Dann stehen Sie jetzt vor einer schweren Entscheidung, Evan. Ich werde ein Stärkungsmittel für den Jungen bereiten. Sie können es später abholen. Ich möchte ihn mindestens zwei Wochen lang täglich sehen, um festzustellen, ob seine Milz wieder abschwillt und die Gelbsucht abklingt.«
    Evan war wie vor den Kopf geschlagen. Wäre Sarah mitgekommen, hätte ich Milo in ihrer Obhut lassen und auf die Farm zurückkehren können, um die Mädchen zu holen, dachte er verzweifelt. Aber so …
    Er versprach, das Stärkungsmittel am Abend abzuholen, und verabschiedete sich. Wie betäubt ging er davon. Milo in den Armen, lenkte er seine Schritte zum Hotel, ohne darauf zu achten, wohin er seine Füße setzte. Vor der Kirche stieß er buchstäblich mit Charlton und Edna zusammen. Ihr

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