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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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angeboten, aber ich hoffe, dass ich auch auf dich zählen kann.«
    »Ich werde dir selbstverständlich mit meinem Rat zur Seite stehen, aber in diesen Dingen hat mein Vater eindeutig mehr Erfahrung als ich. Deshalb haben deine Eltern ihn und meine Mutter ja auch als deine Vormünder bestimmt.«
    Sarah bemerkte die Kälte in seiner Stimme. »Ich weiß nicht, was ich ohne deine Eltern anfangen würde. Sie sind furchtbar nett zu mir.« Sie wollte nicht von »Onkel« und »Tante« sprechen, denn das würde Lance zu einem »Cousin« machen. Diesen Gedanken durfte sie gar nicht erst in ihm entstehen lassen. Er sollte sich als potenzieller Verehrer sehen.
    »Nun, es ist ihre Aufgabe, sich um dich zu kümmern«, erwiderte er und fragte sich, weshalb sie kein Wort über ihre Familie verlor. »Der Schmerz über den Tod deiner Angehörigen muss unerträglich für dich sein.«
    »Ja, ich darf gar nicht daran denken«, entgegnete Sarah rasch.
    »Vielleicht würde es dir helfen, darüber zu reden.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, versetzte sie hitzig. Da sie praktisch nichts über die Divines wusste, hielt sie es für klüger, jede Unterhaltung über dieses Thema im Keim zu ersticken.
    Lance erschrak über ihre Heftigkeit. »Ich bin kein Fachmann, Amelia«, begann er sanft, »aber ich glaube nicht, dass es gut ist, seine Gefühle zu unterdrücken.«
    »Ich habe meine eigene Methode, damit fertig zu werden«, gab sie zurück, den Blick starr auf die Landschaft geheftet.
    »Wie du meinst. Aber wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich für dich da, vergiss das nicht.«
    Sie wandte sich ihm zu und lächelte. »Ich danke dir, Lance. So ein Ausflug wie heute tut mir unendlich gut, weißt du.«
    »Dann werden wir bald wieder einen unternehmen.« Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er so abweisend gewesen war. Sie hatte schon genug durchgemacht.
    Sarah bemerkte, dass sein Tonfall wieder freundlicher wurde. »Das wäre schön.«
     
     

Cape du Couedic
     
    »Ich frage mich, warum diese Zuchthäuslerin die Farmerskinder vorgeführt hat, als wären es ihre eigenen«, sagte Carlotta zu Edgar. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie vor ihm. Es war früh am Morgen. Seit Amelias Besuch waren ein paar Tage vergangen, und Edgar hatte jeden Tag die gleiche oder eine ähnliche Bemerkung von seiner Frau gehört. Anfangs hatte er noch etwas darauf erwidert, doch inzwischen gab er es auf. Seine Schicht war gerade zu Ende gegangen, und er saß über dem Dienstbuch, in das die Wetterverhältnisse oder ungewöhnliche Vorkommnisse während der Schicht eingetragen werden mussten. Seit seiner Ankunft am Cape du Couedic vor einigen Tagen hatte sich seiner Meinung nach nichts Erwähnenswertes ereignet.
    Edgar wusste nicht, weshalb die Frau, die auf Evans Farm arbeitete, Carlotta so sehr beschäftigte, und doch war es so. Seine Hoffnung, die beiden Frauen würden sich anfreunden, schien sich nicht so bald zu erfüllen. Edgar war erst seit zwei Monaten mit Carlotta verheiratet, aber er kannte sie bereits gut genug, um zu wissen, dass sie ziemlich halsstarrig war. Hatte sie sich erst einmal an etwas festgebissen, ließ sie nicht mehr los, selbst wenn es eine harmlose Bemerkung war. Deshalb legte er ihr gegenüber jedes Wort auf die Goldwaage.
    Carlotta hatte nicht bemerkt, dass Gabriel in der offenen Tür stand und sie finster musterte. »Sarah kann gehen, wohin sie möchte«, sagte er mit Bestimmtheit. »Ich finde es nett von ihr, dass sie mit den Kindern hergekommen ist, um euch zu begrüßen.«
    Carlotta fuhr herum. Er verteidigte die Zuchthäuslerin? Sie konnte es nicht fassen.
    »Ich glaube kaum, dass sie die Farm verlassen darf«, beharrte sie eigensinnig.
    Gabriel wünschte, Evan hätte den Dixons nicht erzählt, dass seine Hilfskraft eine Strafgefangene war, die den Rest ihrer Haftzeit auf seiner Farm verbüßte. Aber irgendwie hatte er ihre Anwesenheit ja erklären müssen. »Und wieso nicht? Fliehen kann sie nicht. Wir leben völlig isoliert hier draußen. Es wäre Selbstmord, sich allein in den Busch zu wagen. Sie würde verhungern oder verdursten, bevor sie die Küste, geschweige denn das Festland erreicht hätte.« Im Geiste sah er Evans Kinder vor sich, als sie zum Leuchtturm gekommen waren. Zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Mutter hatten sie einen sauberen und ordentlichen Eindruck auf ihn gemacht. »Sarah wird Evans Kindern gut tun«, fügte er hinzu.
    Dass Gabriel die Zuchthäuslerin in Schutz nahm, passte Carlotta überhaupt

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