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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Brotherrn? Und wer war das?«
    »Das weiß ich nicht. Ich wurde gefragt, ob ich dich als Farmhelferin nehme. Und da es bei uns nichts zu stehlen gibt, habe ich gedacht, wir hätten nichts zu befürchten.« Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und sah die Tränen in ihren Augen. Rasch senkte er den Kopf. »Als du gestern nicht zurückgekommen bist, dachte ich schon, du wärst weggelaufen. Aber du weißt hoffentlich, dass es keinen Sinn hätte. Du würdest da draußen umkommen.« Er wandte sich ab und verließ die Hütte.
    Amelia schaute ihm verblüfft nach. Hatte er sich etwa Sorgen um sie gemacht? Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Was für ein sonderbarer Mann!
     
    Carlotta schüttete draußen gerade einen Eimer Schmutzwasser aus, als Gabriel zurückkehrte.
    »Wo waren Sie denn schon so früh?«, fragte sie, obwohl sie es sich fast denken konnte.
    »Auf der Farm bei Evan und Sarah.«
    Beim Anblick seiner sorgenvollen Miene verspürte sie bohrende Eifersucht. Gabriel war der attraktivste Mann, dem sie je begegnet war – ein dunkler, südländischer Typ, den sie unwiderstehlich fand und dem sie vom ersten Augenblick an verfallen war. Warum nur hatte ihr Vater sie gezwungen, Edgar zu heiraten, der älter war als er selbst? Edgar war ein geduldiger, liebenswerter Mann, doch Leidenschaft konnte Carlotta nicht für ihn empfinden. Wenn sie nachts in seinen Armen lag, schloss sie die Augen und dachte an einen jungen, gut aussehenden Burschen. Und seit sie Gabriel kannte, hatte ihr imaginärer Liebhaber ein Gesicht bekommen – das des jungen Leuchtturmwärters.
    »Wie geht es Sarah?«, fragte sie mit geheuchelter Anteilnahme.
    »Ich habe sie nicht gesehen. Sie hat noch geschlafen.«
    Gabriels Sorge um die Zuchthäuslerin versetzte ihr einen Stich ins Herz. Carlotta war entschlossen, sie auszuschalten, und sie wusste auch schon wie: indem sie Sarah in Verruf brachte. Doch dazu musste sie erst ihr Vertrauen gewinnen. Und genau das hatte sie vor.
    »Ich werde später nach ihr sehen«, sagte sie eifrig.
    »Sie wird sich bestimmt über Ihren Besuch freuen. Sie leidet sehr darunter, dass sie sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern kann. Sie könnte eine Freundin brauchen.«
    »Wie hat sie denn ihr Gedächtnis verloren?« Ob die Zuchthäuslerin nur so tat, als könnte sie sich an nichts erinnern, um Mitleid zu erregen?
    »Sie ist mit dem Kopf gegen den Felsen geschlagen, als ich sie mit der Winde hochgezogen habe. Sie wusste nicht einmal mehr ihren Namen. Aber die Frau, die bei ihr war, sagte, ihr Name sei Sarah Jones, und sie müsse den Rest ihrer Haftstrafe auf Evans Farm verbüßen. Aber Sarah glaubt das nicht.«
    »Vielleicht, weil sie es nicht glauben will.«
    »Möglich, aber allmählich kommen mir Zweifel an dieser Geschichte. Hoffen wir, dass sie ihr Gedächtnis bald wieder findet.«
    Carlotta hatte den Eindruck, dass er im Begriff war, sich in das Mädchen zu verlieben. Sie musste handeln, und zwar schnell.
    »Ich bin müde«, sagte Gabriel. »Ich werde zu Bett gehen.«
    Carlotta erwiderte nichts, dachte aber bei sich, wie gern sie ihm Gesellschaft leisten würde. Ich werde nicht zulassen, dass diese criminale ihn bekommt, dachte sie hasserfüllt. Ich muss sie loswerden – so schnell wie möglich.

9
     
     

     
     
     
     
     
    Sarah gewöhnte sich langsam an den Müßiggang. Edna und Charlton verwöhnten sie maßlos. Sie achteten auch darauf, dass sie genug aß und sich ausruhte, damit sie nach all den Strapazen wieder zu Kräften kam. Und in der letzten Woche war kaum ein Tag vergangen, ohne dass irgendwelche Kleidungsstücke aus dem Schneideratelier geliefert worden wären.
    An diesem Montag saß Sarah allein in der Küche und las die Zeitung. Polly war mit Putzen beschäftigt, Edna und Charlton waren in die Stadt gefahren. Als es an der Hintertür klopfte, stand Sarah auf, um nachzusehen. Sie stieß die Tür zum ringsum mit Fliegengitter umschlossenen Anbau auf. Draußen vor der zweiten Gittertür stand eine Aborigine, eine Schüssel in den Händen. Sarah, die noch nie einen Ureinwohner aus der Nähe gesehen hatte, erschrak. Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf. Zum Beispiel, ob die Frau sie überhaupt verstehen konnte. War sie eine Bettlerin?
    »Hallo«, sagte Sarah zögernd.
    »Ich komme wegen der Eier, Missus.«
    »Eier? Ich wusste gar nicht, dass wir Eier verschenken.« Ob Edna Bettler davonjagte? Sollte sie das auch tun?
    Betty, die Aborigine, betrachtete Sarah für einen Moment aus dunklen,

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