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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Eifersucht. Eine Höhle? Was hatten sie in einer Höhle zu suchen? Hatten sie sich dort etwa geliebt? »Lei è una mucca magra« , stieß sie unterdrückt hervor.
    Amelia traute ihren Ohren nicht. Sie sei eine magere Kuh, hatte Carlotta gesagt. Zum Glück dachten die Dixons, ihre bestürzte Miene habe mit ihrem schrecklichen Erlebnis zu tun.
    »Ich hole die Seile und die Trage.« Edgar stand auf. »Wie weit ist es bis zur Höhle?«
    Amelia, der Carlottas Bemerkung immer noch nachging, schüttelte ihre Benommenheit ab. »Ungefähr zwei Meilen.«
    »Dann sollte ich mich beeilen.« Edgar musste bei Sonnenuntergang zurück sein, um das Leuchtfeuer anzuzünden. An der Tür hielt er abrupt inne und drehte sich noch einmal um. »In welcher Richtung liegt die Höhle?«
    »Ich zeige Ihnen den Weg.« Amelia sprang auf. Sie wollte unter keinen Umständen mit Carlotta, die sie giftig anfunkelte, allein bleiben. Warum hasste die Italienerin sie so sehr?
    »Lei lo segue come una femmina in calore«, zischte sie verächtlich.
    Amelia verschlug es die Sprache. Sie laufe Gabriel nach wie eine läufige Hündin, warf Carlotta ihr vor. Amelia lag schon eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, doch sie beherrschte sich. Carlotta sollte nicht erfahren, dass sie ihre Sprache beherrschte; sie würde mehr über die Pläne der Italienerin herausbekommen, wenn sie weiterhin so tat, als würde sie kein Wort verstehen. Auch Gabriel gegenüber würde sie vorerst noch schweigen. Doch sie würde ihn eindringlich warnen, denn Carlotta entpuppte sich als heimtückische, boshafte Frau.
    Amelia führte Edgar zu den Felsen hinunter, wo Gabriel auf sie wartete. Er habe den Toten schon aus der Höhle geschafft, sagte er zu Edgar. Amelia schickte er wieder zurück; er wollte nicht, dass sie ein weiteres Mal den grausigen Anblick ertragen musste. Da der Himmel sich von neuem mit dunklen Wolken bezogen hatte, bestand sie darauf, ihm seinen Mantel zurückzugeben. Ihr war vom Laufen warm genug.
    Sie war schon auf dem Rückweg, als ihr plötzlich bewusst wurde, wie spät es geworden war. Sie war fast fünf Stunden fort gewesen. O Gott!, schoss es ihr panisch durch den Kopf, als sie sich ausmalte, was für einen Empfang Evan ihr bereiten würde. Aber er wird es schon verstehen, wenn ich ihm erzähle, was passiert ist, versuchte sie sich zu beruhigen.
     
    Amelia hätte seit zwei Stunden zurück sein müssen. Doch sie kam nicht, und Evan hatte sich mit jeder Minute, die verstrich, tiefer in seine Wut hineingesteigert. Er hatte sie von vornherein nur widerwillig gehen lassen, und jetzt fühlte er sich in seinem Urteil über sie bestätigt. Als sie schließlich kam, explodierte er regelrecht.
    »Das war’s!«, brüllte er. »Ich hab dich gewarnt! Ich hab dir gesagt, du sollst pünktlich zurückkommen!«
    »Aber ich …« , begann Amelia.
    »Von jetzt an wirst du keine Minute mehr freihaben! Du kannst von Glück sagen, wenn ich dich nicht wieder ins Gefängnis bringe!«
    »Aber …«
    »Ich hab gleich gewusst, dass man dir nicht trauen kann. Meine Kinder haben wieder nichts zu essen bekommen, weil ich gearbeitet habe. Und es war deine Aufgabe, für sie zu kochen. Du bist eine Diebin und Lügnerin! Ich muss verrückt gewesen sein, dass ich geglaubt habe, man könne sich auf dich verlassen!« In höchster Erregung stürmte er davon. Jetzt erst sah Amelia, dass die Kinder in der Tür des Haupthauses standen und alles mit angehört hatten. Sie hatte zwar mit Evans Wutausbruch gerechnet, doch vor den Kindern eine Diebin und Lügnerin genannt zu werden, war eine größere Demütigung als eine öffentliche Prügelstrafe.
    Weinend flüchtete sie in ihre Hütte und warf sich auf ihr Strohlager, wo sie sich zusammenrollte. Sie wusste nicht, wie lange sie dagelegen und geschluchzt hatte, als sie plötzlich merkte, dass sie nicht allein war. Sie schaute auf und erkannte Sissie durch den Tränenschleier hindurch.
    »Was war denn los?«, fragte das Mädchen.
    Amelia brachte kein Wort hervor.
    »Warum bist du zu spät gekommen?« Sissie kniete sich neben sie. »Du hast doch gewusst, dass Papa dann böse wird.«
    Amelia setzte sich auf und trocknete sich die Tränen ab. »Gabriel und ich haben in einer Höhle bei den Remarkable Rocks eine Leiche entdeckt.«
    Sissie machte große Augen. »Eine Leiche?«
    »Ja. Einen Mann. Einen sehr großen Mann. Anscheinend ist er von einem Hai angegriffen worden.«
    Sissies Fantasie reichte nicht aus, um sich den grausigen Anblick vorzustellen.

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