Die Insel der roten Erde Roman
Leuchtturmwärters.«
»Sie kann niemandes Ehefrau werden, Carlotta. Jedenfalls nicht in den nächsten beiden Jahren.« Es war Evan unangenehm, welche Richtung ihre Unterhaltung genommen hatte; deshalb entschuldigte er sich und verließ das Haus.
Carlotta war sehr zufrieden mit sich. Evan würde seine Farmarbeiterin von nun an bestimmt im Auge behalten.
13
Sarah fieberte dem Samstag entgegen. Sie konnte es kaum erwarten, mit Lance auf den Ernteball zu gehen. Seine Einladung konnte nur bedeuten, dass er ernste Absichten hatte, was sie betraf.
Am Samstagabend wählte sie ihre Kleidung mit der größtmöglichen Sorgfalt aus. Sie entschied sich für eines ihrer neuen Kleider; es war burgunderrot und mit cremefarbener Spitze besetzt. Edna hatte ihr bereits am Vorabend die Haare auf Stoffstreifen gewickelt, sodass sie jetzt als wunderschöne Locken ihr Gesicht umrahmten.
»Du siehst bezaubernd aus«, sagte Edna. »Ich bin sehr stolz auf dich.«
Sarah kamen die Tränen.
»Was hast du denn, Liebes?«
Sarah schüttelte den Kopf. »Ich bin bloß rührselig.«
»Das ist verständlich, mein Kind. Ich habe deine Mutter sehr gern gehabt, und ich weiß, sie wäre stolz auf ihre Tochter, wenn sie dich jetzt sehen könnte. Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen«, sagte Edna sanft.
Sarah riss erschrocken die Augen auf. »Wieso schuldig?« Ahnte Edna etwas?
»Nun, ich könnte mir denken, dass du ein schlechtes Gewissen hast, weil du glücklich bist. Aber glaub mir, deine Mutter würde das nicht wollen. Sie würde sich wünschen, dass du dein Leben lebst. Auch wenn du es dir jetzt nicht vorstellen kannst – eines Tages wirst du wieder glücklich sein.«
Sarah nickte. »Hoffentlich.«
»Würdest du mir einen Gefallen tun, mein Kind?«
»Sicher, Tante Edna.«
Edna ging in ihr Schlafzimmer. Als sie zurückkam, hielt sie eine Perlenkette in der Hand. »Die hat deine Mutter mir geschenkt. Würdest du sie heute Abend tragen?«
Sarah war sprachlos. Die Perlen waren wunderschön und Ednas Angebot überaus großzügig, aber jetzt kam sie sich mehr denn je wie eine Betrügerin vor.
»Es würde mir viel bedeuten«, fuhr Edna fort. »Und ich bin sicher, deiner Mutter ebenfalls.«
Sarah nickte stumm. Als Edna ihr die Kette umlegte, hielt ihr Gewissen sie davon ab, mehr als nur einen flüchtigen Blick auf ihr Spiegelbild zu werfen.
»Amüsier dich gut, mein Kind«, sagte Edna und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Um sieben Uhr fuhr Lance in einer schmucken Kutsche samt Kutscher vor. Sarah machte große Augen, weil sie bisher immer nur mit dem Buggy ausgefahren waren. Der Gedanke, dass Lance sich so viel Mühe gab, nur um sie zu beeindrucken, machte sie überglücklich, und ihr Lächeln war so strahlend wie nie.
»Du siehst bezaubernd aus, Amelia«, sagte er. Ein rätselhafter Ausdruck lag in seinen Augen.
Sie errötete vor Freude. »Danke, Lance. Ich bin sicher, du wirst der bestaussehende Mann auf dem Ball sein«, erwiderte sie sein Kompliment. Er sah wirklich umwerfend aus in dem dunklen Anzug samt Weste und weißem Rüschenhemd.
Nun war es Lance, der rot wurde. »Warten wir’s ab. Es gibt ein paar sehr attraktive und begehrte Junggesellen in der Stadt.« Er hatte schon ein paar im Sinn, die er ihr vorstellen wollte, junge Männer, die auf die Insel gekommen waren, um ihr Glück als Farmer oder als Inhaber eines Geschäfts in der Stadt zu versuchen. Die meisten wünschten sich nichts sehnlicher, als eine passende Frau zu finden – vor allem eine wohlhabende wie Amelia Divine.
»Aber es gibt bestimmt keinen, der so gut aussieht wie du«, sagte Sarah und setzte sich. Lance nahm neben ihr Platz, und die Kutsche rollte an. Edna und Charlton standen winkend an der Hintertür.
Kurze Zeit später hielten sie in einer dunklen, stillen Straße. Da sie offensichtlich noch nicht am Ziel waren, fragte Sarah: »Wo sind wir hier?«
»In der Duncan Street. Einen Augenblick, ich bin gleich zurück.« Lance stieg aus und ging zu einem Haus hinüber.
Sarah schaute ihm verwundert nach. Einige Minuten vergingen; dann wurde der Wagenschlag geöffnet, und eine zierliche Frau mit einem strahlenden, herzlichen Lächeln stieg ein und setzte sich Sarah gegenüber.
»Guten Abend«, grüßte sie freundlich, während sie ihr dunkelblaues Ballkleid sorgsam glatt strich.
Sarah ließ den Blick über ihr hübsches Gesicht und die blonden Haare schweifen. »Guten Abend«, erwiderte sie, kaum fähig, ihren Zorn
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