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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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bisschen eingerostet.« Sie setzte eine traurige Miene auf und fügte leise hinzu: »Ich habe nicht mehr getanzt, seit …« Er sollte glauben, dass seine Amelia seit dem Tod ihrer Angehörigen nicht mehr getanzt hatte und deshalb die Anmut vermissen ließ, die man von einer Tanzlehrerin erwartete.
    »Ich finde, du hast auf der Tanzfläche einen sehr sicheren Eindruck gemacht«, sagte Lance schnell, um sie von ihrem Kummer abzulenken. »John Frederick hat eindeutig von deinem Talent profitiert. Normalerweise bewegt er sich beim Tanzen so tollpatschig wie ein Esel!« Augenzwinkernd fügte er hinzu: »Ich muss dir wohl nicht sagen, dass du eine Menge Verehrer hast.«
    Er schien sich darüber zu freuen, wie Sarah bestürzt feststellte. Entweder war Eifersucht ein Fremdwort für ihn, oder er war stolz auf sie. Sie hoffte inständig, Letzteres möge der Fall sein.
    Als die Musikkapelle ihre Pause beendete, führte Lance Sarah auf die Tanzfläche.
    »Unterhältst du dich gut?«, fragte er, während er sie herumwirbelte. Da er ein hervorragender Tänzer war, wirkten ihre Bewegungen elegant und graziös in seinen Armen.
    »Ja, nur du hast mich ziemlich vernachlässigt«, schmollte sie.
    »Du warst ja ständig umschwärmt«, erwiderte er und zog eine Braue hoch. »Deshalb habe ich mir gesagt, wenn ich jetzt nicht mit ihr tanze, klappt es vielleicht nie mehr!«
    Sarah lächelte. Es tat ihr gut, dass er leicht verschnupft schien.
    »Hast du jemand Interessantes kennen gelernt?«, wollte er wissen.
    »O ja, eine ganze Menge netter junger Männer«, entgegnete sie in der Hoffnung, er würde wenigstens ein klein wenig eifersüchtig werden.
    »War jemand dabei, den du besonders gern magst?«
    Sie wurde rot. »Lance!«
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    Ein schlaksiger junger Bursche bahnte sich einen Weg über die Tanzfläche geradewegs auf sie zu. Sarah hatte schon einmal mit ihm getanzt, und er hatte sie die ganze Zeit mit Blicken förmlich verschlungen. Sie schaute in die andere Richtung, doch da tippte der junge Mann Lance schon auf die Schulter und fragte: »Du gestattest?«
    Lance sah lächelnd zu ihm auf. »Mit dem größten Vergnügen, Gerald«, erwiderte er und löste sich von Sarah.
    Sarah registrierte kaum, wie Gerald ihr seinen Arm um die Taille legte. Fassungslos blickte sie Lance nach, der an ihren Tisch zurückeilte und Olivia aufforderte. Schlagartig dämmerte ihr, dass Lance offensichtlich hoffte, sie würde einen potenziellen Verehrer kennen lernen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Stich ins Herz. Als sie sah, wie Lance Olivia an sich zog und ihr etwas ins Ohr flüsterte, überkam sie ein Gefühl tiefster Niedergeschlagenheit, und sie hätte am liebsten geweint. Doch sie riss sich zusammen.
    Mich einfach an die anderen Männer in der Stadt weiterzureichen!, dachte sie voller Bitterkeit. Das sollte ihm noch Leid tun! Als sie sich auf Lance und Olivia zubewegten, hob Sarah den Kopf und zwang sich, ihren »Verehrer« herzlich anzulächeln. Gerald strahlte übers ganze Gesicht. Augenblicke später lag sie in den Armen eines anderen, flirtete hemmungslos mit ihm und gab ihm das Gefühl, sie hätte ihr Leben lang nur auf ihn gewartet. Beim nächsten Mann und bei allen, die noch folgten, machte sie es genauso.
    Nach einer halben Stunde hätten vier Männer sich fast um sie geprügelt. Sarah hielt verstohlen nach Lance Ausschau. Er stand mit dem Rücken zur Tanzfläche, und Olivia, ein Glas Punsch in der Hand, schmiegte sich an ihn. Die beiden hatten Sarahs Versuche, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, gar nicht bemerkt, was man von den übrigen Anwesenden allerdings nicht behaupten konnte. Viele starrten zu ihr her, die Frauen mit sichtlichem Missfallen. Andere tuschelten und zeigten mit dem Finger auf sie.
    Sarah kam sich plötzlich schrecklich dumm vor. Sie hatte einen Narren aus sich gemacht. Und Lance – der Mann, für den sie dieses ganze Theater inszeniert hatte –, hatte nicht das Geringste mitbekommen. Weinend lief sie aus dem Saal.
    Als sie sich draußen die Tränen abwischte und sich für ihre Dummheit verfluchte, sagte auf einmal jemand hinter ihr:
    »Alles in Ordnung, Amelia?«
    Sarah fuhr herum und sah sich Olivia gegenüber.
    »Ich habe Sie hinauslaufen sehen.« Sie reichte ihr ein Taschentuch. Sarah nahm es, wenn auch widerstrebend, weil sie keines bei sich hatte.
    »Vielleicht war es noch zu früh«, fuhr Olivia sanft fort. »Lance sagte mir, dass Sie erst vor kurzem Ihre

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