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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Sarahs Augen. Sie war den Ashbys ehrlich dankbar für ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Abgesehen von ihren Eltern war noch nie jemand so gütig zu ihr gewesen. Doch sie machte sich nichts vor: Die Ashbys würden sie auf der Stelle hinauswerfen, falls sie ihren Betrug aufdeckten. Aber das wird nicht geschehen, gelobte sie im Stillen.

12
     
     

     
     
     
     
     
    »Guten Morgen, Carlotta!«, sagte Evan. Er hatte sich inzwischen an ihre Besuche gewöhnt, und das Essen, das sie mitbrachte, schmeckte ihm ausgezeichnet. Aber Carlotta verfolgte ihre eigenen Absichten. Ihr war aufgefallen, wie glücklich die Zuchthäuslerin neuerdings war. Weshalb lächelte sie vor sich hin, wenn sie sich unbeobachtet glaubte? Auch mit Gabriel war eine Veränderung vor sich gegangen: Er machte einen fröhlichen, beschwingten Eindruck. Carlotta hatte die verstohlenen Blicke bemerkt, die beide tauschten, und das gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Sie erwiderte Evans Gruß und sagte dann: »Mir ist da eine Idee gekommen.«
    In diesem Moment betrat Amelia mit einem Stapel trockener Wäsche das Haus, legte ihn ab und begann, die Wäschestücke zusammenzufalten.
    »Wie wäre es, wenn ich Ihren Mädchen das Kochen beibringe?«, fragte Carlotta.
    »Das wäre großartig«, sagte Evan sofort und mit einem Seitenblick auf Amelia. »Natürlich nur, wenn Sie Zeit haben.«
    »Ich werde sie mir nehmen. Ein Mädchen muss kochen können, schließlich will es später einmal heiraten.«
    »Der Meinung bin ich auch«, pflichtete Evan ihr eifrig bei. Viel zu eifrig für Amelias Geschmack.
    »Tanzen können und Französisch sprechen, das ist ja alles schön und gut, aber Mädchen müssen vor allem wissen, wie man eine Familie versorgt, vero?«
    »Ganz genau, Carlotta.« Evan nickte eifrig. »Wie oft habe ich das schon zu Sarah gesagt! Stimmt doch, Sarah, nicht wahr?«
    »Sì« , gab Amelia sarkastisch zurück und rauschte hinaus.
    Evan verdrehte die Augen, und Carlotta schäumte innerlich.
    Amelia ging zum Gemüsegarten und ließ ihren Unmut an einem Zaunpfosten aus, indem sie ihm einen kräftigen Tritt versetzte. Schlimm genug, dass Carlotta dauernd auf die Farm kam, um ihr nachzuspionieren, aber musste sie jetzt auch noch mit solcher Kritik anfangen? Carlotta wollte doch nur verhindern, dass sie, Amelia, mit Gabriel allein war. Als ob das auf der Farm möglich wäre, wo sie ständig von Evan und sechs Kindern umgeben waren! Sie wussten beide, mehr als eine gemeinsame Nacht im Monat war ihnen nicht vergönnt, aber gerade deshalb würden sie diese kostbaren Stunden besonders genießen.
    Carlotta vermutete, dass sie sich heimlich in der Höhle trafen, wo sie den Toten entdeckt hatten. Wann sie die Zeit dafür fanden, war ihr allerdings ein Rätsel – schließlich ließ sie die Zuchthäuslerin kaum aus den Augen. Aber sie konnte die Frau nicht pausenlos überwachen. Fehlte Carlotta die Zeit, zur Farm zu gehen, richtete sie es so ein, dass sie ein Auge auf Gabriel hatte. Oder sie schickte Edgar unter einem Vorwand zu ihm.
    Sissie war Amelia gefolgt. »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie, als sie ihre bedrückte Miene sah.
    »Carlotta hat deinem Vater gerade angeboten, euch Mädchen das Kochen beizubringen.«
    »Oh«, machte Sissie.
    »Das ist zwar schön für euch, aber mir graut es bei dem Gedanken, dass Carlotta dann noch öfter hier sein wird.« Die Worte waren ihr unwillkürlich herausgerutscht, und sie bereute augenblicklich, ihre Gefühle preisgegeben zu haben.
    »Du magst sie nicht besonders, stimmt’s?«
    »Stimmt«, gab Amelia unumwunden zu. Der bloße Gedanke an Carlotta machte sie wütend. »Ich traue ihr nicht.«
    »Warum nicht?«
    Sissie und Amelia hatten seit einigen Tagen ein fast freundschaftliches Verhältnis. Sissie hatte Vertrauen zu ihr gefasst, hatte mit ihr sogar über ihre Mutter und ihren Vater gesprochen. Amelia ihrerseits spürte, dass sie dem Mädchen manche Dinge anvertrauen konnte. »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten, Cecelia?«
    Sissie nickte.
    »Ich habe gehört, wie Carlotta etwas auf Italienisch sagte, und ich habe sie verstanden. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, weil ich nicht wusste, dass ich Italienisch kann.«
    »Warum hast du ihr nichts davon gesagt? Sie würde sich bestimmt freuen, wenn sie sich mit jemandem in ihrer Muttersprache unterhalten könnte.«
    »Im ersten Augenblick war ich schockiert, weil sie etwas Schlimmes über mich gesagt hat. Hätte ich durchblicken lassen, dass ich Carlotta verstanden

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