Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
nicht …‹, so hast du doch sonst nicht von Deirdre geredet! Ihr wart Freundinnen.«
    Amali wandte sich heftig zu ihrer alten Missis um. »Ich bin noch ihre Freundin, Missis. Auch wenn’s ihr nicht immer passt, ich …« Ihre Hand flog zu ihrem Mund.
    »Es passt ihr nicht, dass du ihre Freundin bist?«, fragte Nora freundlich. »Das verstehe ich nicht. Aber du … Amali, du weißt doch etwas! Was war zwischen dir und ihr? Und warum ist sie so … Warum hat sie sich so verändert?«
    Amali zuckte die Achseln. »Es wird doch schon besser«, wich sie aus.
    Doch damit ließ Nora sie nicht durchkommen. »Was wird besser, Amali? Und nochmals: Was war zwischen ihr und dir?«
    Amali schwieg verstockt, und Noras Gedanken rasten. Worum konnten die Freundinnen sich gestritten haben? Worum stritten sich Frauen im Allgemeinen? Es ging doch wohl nicht um einen Mann? Ich bin gern beim Doktor  … Amalis Worte. Aber nein, an eine Beziehung zwischen Victor und einer der schwarzen Dienerinnen konnte Nora nicht glauben.
    »Zwischen mir und ihr war gar nichts!«, sagte Amali schließlich ungehalten. »Ich hab ihr nur … na ja, ein oder zwei Mal die Meinung gesagt. Weil … es betrifft doch uns alle, was sie tut. Monsieur Victor ist so ein guter Mann, und er ahnte so gar nichts.«
    Nora durchfuhr es eisig.
    »Amali«, flüsterte sie. »Amali, das war es, richtig? Sie … Deirdre … hat oder hatte eine Affäre? Mit einem anderen Mann?«
    »Und mehr hat sie nicht gesagt?«, fragte Doug.
    Nora hatte ihn gleich beiseite genommen, als er von seinem Ausritt zurückgekehrt war. Er war sehr guter Stimmung gewesen, Deirdre hatte völlig normal gewirkt, als er mit ihr durch die Wälder hinter Cap-Français galoppiert war. Er hatte sich nur gewundert, dass der Ritt nicht am Strand endete, obwohl Victor ihm von einer sehr schönen Bucht ganz in der Nähe erzählt hatte.
    Doug zog sich in seinem und Noras gemeinsamen Zimmer für den Abend um. Ein Empfang beim Gouverneur stand an – wahrscheinlich würde es wieder genauso langweilig werden wie bei allen anderen gesellschaftlichen Ereignissen in Saint-Domingue, zu denen die Fortnams bislang geladen worden waren. Nora hatte sich schon mit Amalis Hilfe fein gemacht und fand jetzt Zeit, ihrem Mann die Unterredung mit der Zofe ausführlich zu schildern.
    Doug war erwartungsgemäß völlig verblüfft und hatte etliche Fragen. »Amali hat nicht gesagt, wer es war? Ob es zu Ende ist? Meine Güte, Nora, das musst du aus ihr herauskriegen!«
    Nora zuckte die Schultern und spielte mit dem Schönheitspflästerchen in Form einer Libelle, auf dem Amali trotz ihres Widerspruchs bestand. Sie hasste diese Albernheiten, aber auf Hispaniola galten sie als gesellschaftliches Muss.
    »Wie denn? Soll ich Amali auspeitschen?«, gab sie scharf zurück. »Ich hatte jedenfalls nicht den Eindruck, als ob ich sie irgendwie sonst dazu bringen könnte, mehr zu erzählen. Und ich verstehe es auch. Sie ist Deirdres Freundin, sie ist loyal. Sie sagt jedoch ganz klar, dass es vorbei ist. Der Mann sei weg.«
    »Und was heißt das? Er hat sie verlassen? Er ist gestorben? Was haben wir darunter zu verstehen?«
    Doug setzte mit Schwung die neue Perücke auf. Er sah aus, als wäre er durch einen Hurrikan gelaufen, und brachte Nora durch den aufstaubenden Puder obendrein zum Husten.
    »Weiß ich nicht«, sagte Nora und griff nach einem Kamm, um seine Haartracht zu glätten. »Setz dich, du siehst arg zerrupft aus! Jedenfalls scheint Deirdre ihm nachzutrauern, obwohl sie dagegen ankämpft. Aber laut Amali kommt sie darüber hinweg. Es braucht nur seine Zeit.«
    »Wer kann das bloß gewesen sein?«, überlegte Doug. »Kannst du dir vorstellen, dass irgendeiner der gepuderten alten Kerle hier auch nur im Entferntesten interessant ist für Deirdre?« Er rümpfte die Nase, als Nora seine Perücke erneut puderte.
    »Nein«, meinte Nora. »Ich schaue sie mir heute Abend dennoch genau an. Und ansonsten … Morgen fahren wir ja nach Nouveau Brissac. Da war Deirdre immer ganz gern, obwohl die alten Dufresnes sie wahnsinnig machen mit ihren förmlichen Mahlzeiten und der Art, wie sie ihre Sklaven behandeln. Womöglich findet sich ja dort eine Spur des geheimnisvollen Fremden …«

KAPITEL 8
    J efe gewöhnte sich relativ schnell an die Arbeit auf der Zuckerrohrplantage. Dabei beschränkte sich die reine Landarbeit zunächst auf das Setzen der Stecklinge, zu ernten gab es noch nichts auf Roche aux Brumes, der neue Besitzer begann ja

Weitere Kostenlose Bücher