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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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arbeiten dürfen!« empfand sie als gänzlich überflüssige Demütigung. Für die hiesigen Lebensbedingungen konnten höchstens Moskitolarven dankbar sein.
    Nora beschloss, sich der peinlichen Prozedur zu entziehen, und fragte Charlene nach den Latrinen. Die Köchin blickte verlegen zu Boden, bevor sie Auskunft gab.
    »Nicht sehr sauber, Madame. Kann man nicht zumuten weiße Dame. Tut leid, mich schämen, aber nicht kann halten sauber. Immer Wasser, immer laufen über …«
    Nora versuchte es trotzdem, fand den Abtritt nach Charlenes Beschreibung auch sofort und ekelte sich dann doch zu sehr davor, ihn zu benutzen. Es war nicht verwunderlich, dass schon die ersten Patienten, die Victor konsultierten, über Durchfälle klagten. Sie berichteten, dass viele der Arbeiter trotz starker Diarrhö auf die Felder geschickt worden waren. Hier züchtete man geradezu die Cholera.
    Auf dem Weg zurück zu dem Baum, unter dem Victor seine provisorische Praxis aufgebaut hatte, passierte Nora die Reihen der Männer, die sich eben zerstreuten. Oublier hatte sie zur weiteren Tagesarbeit auf die Felder beordert. Nora hielt den Kopf gesenkt – sie mochte die durch den Appell ohnehin gedemütigten Sklaven nicht auch noch forschend ansehen. Dann spürte sie jedoch den Blick eines Menschen auf sich und schaute auf.Tatsächlich sah sie direkt in die Augen eines jungen Mannes – und meinte, zurück in die Vergangenheit geworfen worden zu sein! Der Mann war groß und sehr muskulös. Sein Gesicht war vielleicht etwas schmaler und schärfer geschnitten, als sie es in Erinnerung hatte. Die Nase breit, die Stirn hoch, die Lippen wulstig, aber schön geschwungen, die Augen hell … Die Narbe fehlte allerdings …
    Nora rieb sich die Stirn. Was hatte da Besitz von ihr ergriffen? Natürlich hatte der junge Mann keine Narbe. Und natürlich war es nicht Akwasi. Er …
    Der Blick des Mannes ließ sie los. Eben noch hatten Verwunderung, Verwirrung und etwas wie Erkennen darin gestanden, jetzt schweifte er wieder desinteressiert ab. Ein seltsames Zusammentreffen, das Aufblitzen von Erinnerungen, die keine gemeinsamen sein konnten.
    Nora schüttelte den Kopf und wandte sich energisch Victor und ihrer Arbeit zu. Erst als Doug noch einmal vorbeischaute, bevor er sich mit Gérôme und Oublier an die Inspektion der Zuckerrohrpflanzung machte, brach es doch aus ihr heraus.
    »Doug, ich … eben, auf dem Appellplatz … es ist verrückt, aber ich glaube, ich habe einen Geist gesehen.«
    Doug lachte. »Wessen Geist, Liebste? Hier scheint ein geisterreiches Gebiet zu sein. Du …«
    »Monsieur Fortnam?«
    Die Stimme Oubliers war befehlsgewohnt, er machte auch vor den Gästen seines Arbeitgebers nicht halt. Offensichtlich wollte er los und keine Zeit mehr verlieren.
    Doug verdrehte die Augen. »Dann also bis später, Liebste. Und ich hoffe, ihr seid dankbar, dass wir euch den bösen Geist dieses Quartiers wenigstens ein paar Stunden entführen. Gérôme will, dass Oublier uns die Pflanzung zeigt. Also könnt ihr in Ruhe eure Patienten behandeln.« Er grüßte noch einmalin Noras und Victors Richtung und schwang sich dann auf sein Pferd.
    Seinem eigenen Geist sollte er eine Stunde später begegnen.
    Gérôme ritt mit Doug durch die frisch angelegten Zuckerrohrfelder, während Oublier seine Männer direkt zu den noch im Bau befindlichen neuen Anlagen führte. Doug begutachtete pflichtschuldig die Setzlinge und äußerte sich kundig zum Abstand, der zwischen den Pflanzen eingehalten werden musste, um gute Erträge zu erzielen, und zu den Entwässerungsgräben.
    »Es ist vernünftig, das Wasser hier abzuleiten. Die Pflanzen brauchen zwar viel Feuchtigkeit, im Schlamm stehen wie Reis sollten sie dennoch nicht. Das ist aber auch eine Tiefebene hier, in der Ihre Plantage liegt! Haben Sie nicht fürchterliche Probleme mit Malaria? Ich habe gehört, dass bei solchen Wetterbedingungen selbst die Schwarzen sterben wie die Fliegen.«
    Gérôme zuckte die Achseln. Die Fieberhäufigkeit in seinem Sklavenquartier interessierte ihn wenig. Statt auf Dougs Einwand einzugehen, wies er auf die neu erstellten und halb fertigen Gebäude, die jetzt vor ihnen lagen. Für die Zuckerrohrproduktion benötigte man eine Vielzahl von Wirtschaftsgebäuden. Die Pflanzen wurden ja nicht exportiert, wie sie waren. Zumindest musste vorher der Saft gepresst, gekocht und getrocknet werden. Die dabei entstandenen Kristalle nannte man Muskovade, sie konnte im Bestimmungsland

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