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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Messer umgehen, auch mit dem Säbel. Ich könnte deine Männer im Fechten unterrichten.«
    Macandal nickte. »Ich hörte von … deiner Vergangenheit. Du kannst hierbleiben. Aber du musst dich bewähren, bevor ich dir einen Posten als Ausbilder gebe, sonst gibt es böses Blut unter den anderen. Man wird dir eine Unterkunft zuweisen, dann trainierst du mit den Männern. In ein paar Tagen werden wir eine Pflanzung angreifen, östlich von hier. Dann werden wir sehen.«
    Jefe erhob sich gelassen. Er hatte davon gehört, dass Macandals Armee militärisch organisiert war, es gab Sergeants, Leutnants und andere Führungspositionen. Doch hier wurde man offensichtlich nicht gewählt wie auf der Mermaid . Wer welchen Posten bekam, bestimmte nur einer: Macandal. Der Schwarze Messias blickte ihn prüfend an.
    »Wie ist es sonst mit deiner Freiheit? Gibt es irgendjemanden auf den Plantagen? Eine Geliebte? Eine Frau?«
    Jefe dachte voller Schmerz an Deirdre. Ihm war jedoch klar, dass Macandal sicher nicht aus persönlichen Gründen fragte oder um Anteil an seinem Schicksal zu nehmen. Es ging wohl eher um mögliche Mitverschwörer.
    »Nichts, was mich aufhält, nichts, was mir die Kraft raubt«, sagte er entschlossen.
    »Nichts, was du nicht töten würdest?«, zischte Macandal. Das Licht um ihn herum tanzte, seine Züge wirkten gespenstisch starr – und Jefe verstand plötzlich, warum man ihn den Geist nannte.
    Erneut erschien Deirdres schönes Gesicht vor Jefes innerem Auge, aber er verdrängte es. »Nichts, was ich nicht töten würde!« erklärte er. »Doch es gibt ein Mädchen in Cap-Français. Eine Sklavin im Haus eines Arztes.«
    »Victor Dufresne?«, fragte Macandal. Er war wirklich erstaunlich gut informiert.
    Jefe nickte. »Ihr können wir vertrauen«, sagte er. »Sie … sie wird tun, was ich sage.«
    Macandal lachte. »Du besitzt also ihr Herz … Fragst du dich manchmal, ob es ihr guttut?«
    Jefe runzelte die Stirn. Er verstand die Frage nicht. Aber Macandal bestand auch nicht auf einer Antwort.
    »Wir kommen darauf zurück, wenn der Tag da ist«, sagte er und machte sich auf den Rückweg zum Hauptraum des Tempels. Jefe folgte ihm. Er nahm Essensdüfte wahr, die aus den Gängendrangen. Mireille und die anderen Frauen kochten. Jefes Hoffnung, Macandal würde auch ihn an seine Tafel laden, erfüllte sich indes nicht. Der Geist geleitete ihn hinaus und gab ihm eine kurze Anweisung, wie er zu den Unterkünften der »Soldaten« finden konnte.
    »Wir freuen uns, dass du hier bist!«, sagte er dann noch. »Die Götter haben dich geschickt.«
    Draußen war es inzwischen stockdunkel, und der erste Regen fiel. Simaloi, die junge Afrikanerin, hockte im Eingang ihrer niedrigen Hütte, hielt ein Feuer in Gang und bewachte offensichtlich ihre Rinder. Jefe lächelte ihr zu, als er vorbeiging.
    »Schöne Tiere!«, bemerkte er. Sie blickte immer noch argwöhnisch. »Du heißt Simaloi?«, versuchte er einen weiteren Vorstoß.
    Sie nickte scheu. »Mich nennen Sima«, antwortete sie dann. »Simaloi schwierig. Simaloi Massai.«
    »Massai ist dein Stamm?«, riet Jefe.
    Die junge Frau nickte.
    Jefe wagte es, sich neben sie zu setzen, merkte aber gleich, dass sie sich zurückzog.
    »Mich«, er zeigte auf sich, »mich nennen sie Caesar. Mein afrikanischer Name ist jedoch Jefe. Ashanti.« Er klopfte sich auf die Brust.
    Simaloi zeigte die Andeutung eines Lächelns. »Ashanti dein Stamm?«
    Jefe nickte ebenfalls. »Aber wir haben keine Rinder«, erklärte er.
    Zumindest nahm er das an. Tatsächlich wusste er nicht, ob die Ashanti in Afrika Vieh gehalten hatten.
    »Dann keine Diebe«, erklärte Simaloi ernst und offensichtlich erfreut. »Weil … alle Rinder auf Welt gehören Massai. Geschenk von Götter.«
    Jefe fand, dass man darüber sicher geteilter Meinung sein konnte, aber das war bei Gottesgeschenken wohl immer so. Und von ihm aus konnte Simaloi die Rinder dieser Welt auch gern alle haben. Er war glücklich, neben ihr zu sitzen und vor dem Tropenregen geschützt zu sein, der wieder auf das Lager herabprasselte, wie an fast jedem Abend. Neben Deirdre hätte er nicht sitzen können, ohne von seiner Leidenschaft schier überwältigt zu werden, doch neben Simaloi … Er freute sich an ihrer Schönheit und hatte das Gefühl, dass sie etwas in ihm wachsen ließ. Ein bisschen wie die Fürsorge, die er immer für Bonnie empfunden hatte. Und doch mehr.
    Jefe wartete den Regen schweigend ab, dann verließ er Simaloi mit kurzem Gruß. Aber er

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