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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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verstehst. Und der Weg in Simas Hütte führte nun mal über die Anschaffung von ein paar Rindern. Seine Männer haben deshalb extra eine Plantage überfallen … Jedenfalls besitzt sie jetzt wieder ein paar Rindviecher und fühlt sich wichtig. Wenn es sie glücklich macht …«
    Jefe schluckte. Macandal verlangte seiner Frau offensichtlich einiges ab, doch Mireille schien es mit Fassung zu tragen. Und mit ihr die beiden anderen Frauen, die vor der Grotte warteten, bis Macandal mit seiner augenblicklichen Geliebten fertig war. Sie wirkten ebenso unbeteiligt wie Mireille.
    »Ihr … wohnt dort?«, fragte Jefe und wies auf die Grotte.
    Mireille nickte. »Ja. François und ich, und Mayombe und Teysselo mit ihren Frauen.« Sie zeigte auf die beiden anderen.
    Sie gehörten also nicht zu Macandal, er führte keine offizielle Vielehe, wie Jefe gerade noch vermutet hatte. In Afrika war dies allerdings völlig normal, auch sein eigener Vater hatte in Nanny Town eine Zweitfrau neben Máanu gehabt. Oder mehrere … Jefe erinnerte sich nicht mehr genau an Akwasis Erzählungen. Máanu hatte andere Frauen nie erwähnt.
    Hinter der Tür zu Macandals Tempel schien sich jetzt etwas zu tun. Die Wachen traten beiseite, jemand öffnete die Pfortevon innen. Als Erstes trat Kiri heraus. Hoch erhobenen Hauptes und sichtlich stolz begab sie sich zu den Hütten – wahrscheinlich bewohnte sie eine eigene so wie Simaloi. Simaloi … Das Gesicht der jungen Frau stand ihm deutlich vor Augen. Und ihre traurige Geschichte …
    Nun hatte Jefe allerdings anderes zu tun, als über Simaloi nachzugrübeln. François Macandal erschien endlich im Eingang zu seinem Refugium und schenkte Jefe sein gewinnendes Lächeln.
    »Du bist der Mann, der hoch zu Ross hier eingetroffen ist, nachdem er den berüchtigten Mèz Oublier erledigt hat?«
    Verblüfft sah Jefe seinem Gegenüber in die vor Vergnügen blitzenden Augen. Macandal genoss seine Überraschung.
    »Wir haben von dir gehört!«, erklärte der Geist. »Und was bringst du uns hier?« Er wies fragend auf den Sattel und die Waffen.
    »Beute«, meinte Jefe. »Die Waffen, die ich dem Mistkerl abgenommen habe.«
    Macandal nickte und begutachtete die Muskete fachkundig, als Jefe sie aus der Satteltasche zog. »Bring sie gleich hinein«, sagte er und ging Jefe voraus.
    Auch die Frauen huschten nun hinter ihm in die Grotte, zogen sich aber gleich tiefer in den Berg zurück. Anscheinend beherbergte der rote Hügel etliche Gelasse. Von dem großen Hauptraum, der den Tempel bildete, gingen mehrere Gänge ab. Macandal nahm sich eine der Fackeln, und sie erreichten kurz darauf über einen Seitengang einen weiteren Raum – ein Waffenarsenal. Zu Jefes Überraschung gab es Musketen, Pistolen, Säbel, Messer … mehr als die Mermaid je besessen hatte.
    »Wenn die Zeit kommt, werden wir gerüstet sein!«, erklärte Macandal stolz.
    Jefe legte seine Waffen dazu. »Sind die alle von entlaufenen Sklaven mitgebracht worden?«, wunderte er sich.
    Macandal schüttelte den Kopf. Sein Haar war lang, im Licht der Fackel wirkte es wie ein rötlicher Heiligenschein.
    »Nein. Die meisten bringen nichts mit außer ihrem Leben. Die Waffen kaufen wir, wo immer wir ihrer habhaft werden können. Und natürlich helfen uns auch gern die Pflanzer damit aus, die sie nicht mehr brauchen …« Er machte grinsend eine Geste des Halsabschneidens. »Du würdest nicht glauben, wie viele Feuerwaffen sich auf einer durchschnittlichen Plantage finden. Dumm nur, dass wir den Kerlen gewöhnlich gar nicht erst die Zeit lassen, die Dinger zu laden.«
    Neben den gefürchteten Giftanschlägen griffen Macandals Männer oft Plantagen an. Auch dabei machten sie sich die Hilfe der Sklaven zunutze. Macandal brachte die Schwarzen im Haus und auf dem Feld schon vor dem Angriff auf seine Seite, verließ sich auf ihre Loyalität und kam ausdrücklich als ihr Befreier. Verräter gab es kaum, die Sklaven öffneten Macandals Leuten die Türen, wenn ihre Herren schliefen, und die Pflanzer wurden meist in ihren Betten erdolcht, bevor sie den Angriff auch nur bemerkten.
    »Was willst du nun tun, Caesar?«, fragte Macandal ruhig.
    Jefe ahnte, was von ihm erwartet wurde, und ließ sich vor dem Geist von Hispaniola auf die Knie nieder. Die Geste widerstrebte ihm, aber es war sicher nicht in seinem Sinne, sie dem Schwarzen Messias zu verweigern. »Ich will mich dir anschließen«, sagte er. »Und für unsere Freiheit kämpfen. Ich kann mit Musketen und mit dem

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