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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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um Macandal lachten jedoch nur.
    »Das ganze Weibervolk in der Hölle …«, grinste einer von ihnen. »Wird heiß hergehen da …«
    Jefe erhob sich, halbwegs erleichtert. Immerhin hatte er jetzt seinen Marschbefehl. Um Macandal mussten sich Mireille und die anderen Männer kümmern.
    Simaloi erwartete ihn ein paar Schritte weiter. Sie würde ihn zur Küche begleiten. Seit sie sich für ihn entschieden hatte,folgte sie ihm auf dem Fuße – Jefe wusste nicht, ob das Ausdruck ihrer Liebe war oder ob sie sich doch vor einer möglichen Rache des Geistes fürchtete. Ratsam war es aber sicher nicht. Die große, sehr schlanke Simaloi mit ihrem kurz geschorenen Haar war eine auffallende Frau. Irgendeiner der Weißen könnte sie sehen und Dufresne nach ihr fragen.
    Nervös lächelte er sie an. »Sima, Liebste, sie wollen keine fremden Sklaven im Haus. Schon wenn ich mich einschleiche, ist das ein Risiko. Und du … Leg wenigstens einen Schal um deinen Kopf.«
    Simaloi verhüllte sich folgsam, und Jefe ging zielstrebig und so selbstverständlich, als habe er alle Berechtigung, dort zu sein, auf die Küche zu. Die Musikanten, die an einem der Feuer aufspielten, beachtete er nicht, auch nicht die zierliche junge Frau, die eben mit einer Schale Reis und Hühnchen auf sie zuging, um sich bei ihnen niederzulassen.
    Bonnie jedoch sah Jefe – und hätte ihr Essen beinahe fallen lassen. »Jefe …«, flüsterte sie. »Caesar …«
    Sie wollte spontan auf ihn zulaufen, dann überlegte sie es sich jedoch anders und verhielt ihren Schritt. Jefe war kein Sklave mehr. Er war zu den Rebellen entkommen. Was also machte er hier?
    Bonnie dachte kurz nach. Konnte es sein, dass er gekommen war, um Deirdre zu sehen? Sie womöglich zu rauben? Aber dafür war diese Weihnachtsfeier doch ein denkbar schlechter Ort! Deirdre war so oft allein mit ihrem Pferd unterwegs, hier und in Cap-Français – warum sollte er also eine Gesellschaft aufsuchen, um sie heimlich zu treffen?
    Und dann, mit einem Schlag, wurde Bonnie alles klar: Die seltsame Stimmung im Sklavenquartier, die sie an die Anspannung vor einer Schlacht erinnerte. Die Unruhe in der Küche, die in den Bemühungen des Küchenpersonals gipfelte, Sabina loszuwerden – kurz bevor das Essen serviert wurde. Und danntauchte Jefe auf, zweifellos geschickt von Macandal! Die Rebellen planten einen Giftanschlag.
    Bonnie stellte ihre Schale ab, ihre Hände zitterten ohnehin fast zu sehr, um sie zu halten. Ihr Herz raste, doch sie folgte Jefe – und er ging zur Küche … genau wie sie befürchtet hatte!
    Bonnie überlegte fieberhaft. Sollte sie ihm nachlaufen, ihn stellen, versuchen, ihn und das Küchenpersonal an ihrem Vorhaben zu hindern? Natürlich würde er erschrecken, vielleicht würde er sie auch anhören. Aber hatte sie wirklich eine Chance? In der Küche arbeiteten Dutzende von Verschwörern. Ein Wort von Jefe, und sie würden Bonnie überwältigen und festhalten, bis ihr Werk vollendet war. Bonnie dachte daran, Leon einzuweihen, ihm und den anderen Musikern die Sache zu erklären, würde allerdings zu lange dauern. Das Sextett war schon etwas angeheitert. Und den entschlossenen Aufständlern in der Küche hätten die paar Männer selbst nüchtern genauso wenig entgegenzusetzen gehabt wie Bonnie allein.
    Bonnie warf einen Blick auf die hell erleuchteten Fenster des Haupthauses. Sie liebte die Weißen nicht … Gott wusste, sie hatte genug von ihnen in die Hölle geschickt. Das hier hingegen … fast dreihundert Menschen, unter ihnen Victor Dufresne, der ihr das Leben gerettet hatte. Deirdre, die sie bewunderte, auch wenn sie ihr die Hoffnung auf ein Leben mit Jefe genommen hatte. Die Fortnams, die immer nett zu ihr gewesen waren, und die irgendetwas über Jefe wussten … Bonnie erinnerte sich, dass Amali Andeutungen gemacht hatte.
    Und dann lief sie einfach los, rannte an den livrierten Dienern vorbei, die den Gästen den Weg in den Saal wiesen, und fand sich schwer atmend im Eingang des großen Speisesaals wieder, in dem die festlich gekleideten Menschen gerade ihre Tische aufsuchten und sich setzen. Der Doktor. Sie musste den Doktor finden … Aber sie konnte Victor nicht entdecken, ebenso wenig Deirdre …
    »Was du machen hier?« Bonnie fuhr zusammen, als die schroffe Stimme eines der Diener und Saalordners hinter ihr erklang. »Du raus hier!«
    »Nein, ich muss … ich muss …«
    Bonnie schaute verzweifelt in die Menge, sie sah jedoch nur prächtige Seiden- und

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