Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
diese Leute servieren und vergifte deine Schwester. Aber ich sage dir gleich: Du tötest damit alle Liebe, die du in dir hast.«
    Jefe ließ die Waffe sinken. »Wir … wir tun es nicht …«, flüsterte er. »Wenn … wenn Sie uns nicht verraten. Wenn Sie die Leute nicht verraten …« Er wies auf die Sklaven in der Küche, die starr vor Angst auf die Szene blickten. »Man würde sie …«
    Nora nickte. »Man würde sie alle töten«, vervollständigte sie. »Oder doch zumindest austauschen. Dufresne würde kaum dreihundert Sklaven umbringen. Was mich betrifft, ich kann schweigen. Wenn du nur …«
    »Nein!«
    Plötzlich kam Leben in die junge Frau mit dem kurzen Haar – einer wunderschönen Frau, wie Nora jetzt bemerkte. Sie hoffte, dass Jefe sie liebte. Dass sie ihm vielleicht Frieden brachte. Die Frau schien das hingegen anders zu sehen.
    »Wir Plan, Caesar! Geist hat Plan! Du nicht aufgeben, weil da drin Geliebte oder Schwester … Ich geopfert Kind, Geist geopfert Hand, viele geopfert Leben! Und du nun opfern Dede!«
    Entschlossen gab sie das Gift in das Ragout und rührte es um. Dann drückte sie den Kessel der nächstbesten Küchenhilfe in die Hand.
    »Da! Du bringen raus! Du töten alle!«
    Die junge Sklavin schaute hilflos auf den Kessel. Natürlich konnte sie so nicht servieren. Das Ragout musste erst in Porzellanschüsseln gefüllt und dann einem livrierten Kellner übergeben werden … Das Küchenmädchen traf abrupt eine Entscheidung. Es leerte den Kessel in einen Mülleimer.
    »Wir nicht machen. Sie uns bringen alle um!«, erklärte die junge Frau. Die anderen um sie herum nickten.
    Simaloi stieß einen erstickten Schrei aus. »Dann … dann alles umsonst! Alles Verräter! Ich … ich sage Geist!« Damit stürmte sie hinaus.
    Nora folgte ihr mit den Blicken. Sie versuchte zu verstehen, was die junge Frau gemeint hatte.
    »Macandal …«, fragte sie dann erstickt, »Macandal ist hier?«
    Jefe brauchte es nicht zu bestätigen. Nora sah die Wahrheit in den Gesichtern aller Küchensklaven. Sie holte mühsam Luft, musste sich jetzt fassen. Zum ersten Mal, seit sie in der Küche war, fühlte sie sich wirklich in Gefahr. Wenn diese Menschen annahmen, sie verriete ihren Anführer …
    »Ich werde nichts sagen«, erklärte sie bestimmt. »Ich verrate euch nicht. Ich bin gegen die Sklaverei, ich kann … ich kann euch verstehen. Jetzt … jetzt muss ich aber gehen. Wenn man mich vermisst …«
    Sie sah aus dem Augenwinkel, wie einer der Köche nach einem Messer griff, ein anderer nach dem Stiel eines schweren Topfes. Jefe würde ihr nichts tun, die anderen mochten jedoch daran denken, sich ihrer zu entledigen. Dann aber nahm sie erleichtert wahr, dass Doug am Eingang der Küche auftauchte.
    »Hat hier irgendjemand meine Frau Nora gesehen?«
    Nora rannte auf Doug zu. »Ich bin hier, Doug … Ich … es gab ein Problem mit einem Gewürz … die … die Frage, ob es wirklich bekömmlich ist … Aber jetzt …«
    Sie sah erleichtert, dass er trotz der Festkleidung seinen Degen trug. Vorher war ihr das nicht aufgefallen. Ob Bonnie ihn gewarnt hatte? Der Weg nach oben, um die Waffe zu holen, erklärte zumindest, dass er erst jetzt nach ihr suchte. Gewöhnlich hätte Doug sofort nach ihr Ausschau gehalten, wenn sie ihren Platz neben ihm nicht eingenommen hätte.
    »Jetzt gehen wir einfach wieder hinein, ja?«
    Nora lächelte ihrem Mann zu – und unsicher, aber wie sie hoffte, verschwörerisch, den Leuten in der Küche. Jefe stand irgendwo zwischen ihnen. Sie glaubte nicht, dass Doug ihn wahrgenommen hatte – und hoffte, dass er ihn nicht ansprechen würde, falls das doch der Fall war.
    Doug hatte jedoch nur noch Augen für Nora und wirkte mehr als erleichtert. Er wehrte sich nicht, als sie ihn aus der Küche zog.
    »Was zur Hölle war da los?«, fragte er dann aber doch. »Bonnie war ganz aufgelöst und redete irgendwas von Caesar, du warst plötzlich verschwunden, der halbe Saal schwamm in heller Ochsenschwanzsuppe …«
    Plötzlich sah er die Blutstropfen an ihrem weiß gepuderten Hals, und sein Blick verdunkelte sich. Doug schluckte die Frage hinunter, als Nora mit ernstem Gesicht den Kopf schüttelte und sich dann rasch in Bewegung setzte. Er folgte ihr alarmiert, als sie durch den Küchengang lief und dann möglichst unauffällig durch den Speisesaal. Im Eingangsbereich standen die Hausdiener, die Bonnie eben hatten hinauswerfen wollen. Nora zog Doug ins Herrenzimmer und schlug die Tür

Weitere Kostenlose Bücher