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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hervorragenden Eindruck, blieb noch, als Lord Bowden längst abgereist war, und unterhielt Deirdre und Nora mit den neuesten Nachrichten aus London und Paris. Schließlich verabschiedete er sich förmlich, aber im Laufe der nächsten Tage fand sich seltsamerweise kein einziges Schiff, das nach Hispaniola ablegte. Dafür konsultierten einige Damen aus Kingston den jungen Arzt – und anscheinend erlaubte es ihr Zustand nicht, sie gleich ohne weitere Behandlung zurückzulassen. Victor blieb also noch und zeigte sich hocherfreut, als Deirdre in der folgenden Woche mit ihren Eltern in Kingston erschien. Doug hatte dort regelmäßig zu tun, und die Damen planten angeblich einen Einkaufsbummel. Victor Dufresne war glücklich, Deirdre und ihr schwarzes Hausmädchen auf einem Spaziergang durch die Geschäftsstraßen begleiten zu dürfen, während Nora mit ein paar Freundinnen Tee trank. Und nun, am Wochenende, hatte er sich prompt wieder auf Cascarilla Gardens eingefunden – mit brandneuen Medikamenten für Nora und einer Schachtel raffinierter Schokoladenkreationen für Deirdre. Nora fragte sich, für welche seiner weiblichen Verwandten er die wohl extra aus Europa mitgebracht hatte. Für Deirdre hätte es allerdings gar keines Mitbringsels bedurft, um sie glücklich zu machen. Ihre Augen strahlten, sobald Victor in ihrer Nähe war. Jetzt hatten sich die beiden zu einem Ausritt getroffen, wobei Victor Dufresne die Situation nicht ausnutzte wie der junge Keensley – selbstverständlich ritten die zwei in Begleitung eines Pferdeknechtes, zumindest am Anfang. Bis zum Strand hatten sie den jungen Mann und sein Maultier längst abgehängt.
    Nora warf noch einen Blick hinunter zum Strand, wo die Reiter ihre Pferde inzwischen zum Schritt durchpariert hatten und plaudernd nebeneinander herritten. Sie seufzte.
    »Was ist, Liebste?« Doug Fortnam legte tröstend den Armum sie. »Einerseits rühmst du Dr. Dufresne in den höchsten Tönen, andererseits … Gibt’s irgendwas dagegen einzuwenden, dass er ein bisschen um Deirdre wirbt?«
    Nora rieb sich die Stirn und riss sich endlich vom Anblick ihrer Tochter und deren Begleiter los. »Wenn’s bei ›ein bisschen‹ bliebe …«, murmelte sie. »Doch ich halte Victor Dufresne für einen sehr ernsthaften jungen Mann. Gut möglich, dass er in absehbarer Zeit um ihre Hand anhält.«
    Doug lächelte. »Der Gedanke«, neckte er seine Frau, »ist mir auch schon gekommen. Wäre das denn so schlimm? Wie du schon sagst, er ist ernsthaft, er weiß, was er will, er hat einen Beruf, mit dem er seine Frau ernähren kann …«
    Nora zog die Augenbrauen hoch. »Mehr als das, diesen Dufresnes gehört halb Hispaniola«, bemerkte sie.
    Doug wandte sich vom Fenster ab und ging ins Nebenzimmer, das als Ankleideraum für sie beide diente. Er begann, sein förmliches Seidenjackett und das Rüschenhemd, das er in Kingston getragen hatte, gegen bequemere Reitkleidung zu tauschen.
    »Deshalb also dein kleiner Ausflug nach Kingston«, rief er zu Nora hinüber. »Und ich habe mich schon gefragt, warum du plötzlich, gerade mal drei Tage nach dem Ball, mit Lady Bowden und diesen anderen Kingstoner Matronen Tee trinken musstest. Wo du doch sonst gar nicht so wild auf deren Gesellschaft bist. Aber natürlich wussten die Damen so ziemlich alles über die Familie Dufresne auf Hispaniola.«
    Er küsste Nora auf die Wange, als er wieder zu ihr trat.
    Nora lächelte ertappt. »Na ja, man will doch wissen …«
    Doug lachte. »Nicht nur du. Ich habe mich ebenfalls erkundigt. Es stimmt schon, die Dufresnes sind steinreich. Was allerdings nicht heißt, dass sie ihren Letztgeborenen auf ewig zu alimentieren gedenken. Wie es aussieht, finanzieren sie ihm die Praxis in Cap-Français, das war es dann jedoch auch. Na ja, ein Stadthaus wird noch abfallen, er muss schon ein bisschen repräsentieren, gerade wenn er sich gleich eine Frau nimmt. Aber Cascarilla Gardens ist das nicht! Unsere verwöhnte Tochter wird kein Mädchen haben, das nur dazu da ist, ihr das Haar zu richten …«
    »Wenn ich mir überlege, wie ihr Haar jetzt schon immer aussieht, dürfte das in einer Katastrophe enden!«, scherzte Nora, wirkte jedoch immer noch etwas bedrückt. »Na ja, Spaß beiseite. Auch wenn sie ihren jüngsten Sohn knapphalten – Familie Dufresne wird ihn nicht verhungern lassen, sollte die Praxis doch nicht genug abwerfen. Darum mache ich mir keine Sorgen.«
    »Worum dann?«, fragte Doug. »Dieses Cap-Français ist eine

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