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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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das Gesicht zu verlieren. Ein anderer Teil hätte jedoch gern gesehen, wie er sich mit Fäusten verteidigte. Sie lächelte verhalten und beschloss, sich Quentin zuzuwenden.
    »Na, dann wollen wir mal …«, sagte sie kühl.
    Quentin Keensley jedoch zog sich zurück. Vielleicht aus der Erkenntnis heraus, dass er sich noch mehr zum Narren machen würde, wenn er jetzt mit Deirdre tanzte, vielleicht auch, weil sich inzwischen sowohl Lord und Lady Keensley als auch die Fortnams der Tanzfläche näherten.
    »Ich … ich wollte sowieso nicht mit dir tanzen, du … du Niggerbastard!«
    Quentin zischte Deirdre die Worte zu, bevor er sich abwandte. Er sprach nicht laut genug, als dass Victor oder irgendjemand anders sie hätte hören können – Doug oder Victor hätten ihn sonst zweifellos gefordert. Aber Deirdre zuckte doch darunter zusammen. Quentin warf ihr noch einen hasserfüllten Blick zu, dann ließ er die junge Frau stehen. Starr vor Schreck und Scham schaute sie ihm nach. In diesem Moment ergriff der Tanzmeister die Initiative. Offenbar spürte er, dass er die Situation retten konnte, und er tat es mit routiniertem Charme sowie einem ehrlichen Lächeln. Die junge Frau war so hübsch, und der Mann hatte sie brüskiert – das war ein unverzeihliches Verhalten.
    »Mademoiselle!« Der Tanzmeister, wie die meisten seiner Zunft Franzose, verbeugte sich tief vor der erblassten Deirdre. »Wenn Sie dann vielleicht mir die Ehre geben würden? Es wäre mir eine Freude, mit einer Schönheit wie Ihnen den Tanz anzuführen!«
    Deirdre reichte ihm wie in Trance die Hand und folgte ihmbenommen an die Spitze der Tanzenden. Sie fühlte sich so gekränkt – aber dann setzte die Musik ein. Der MaÎtre blinzelte ihr ermutigend zu und leitete sie durch die ersten Schritte, eine recht schwierige Tanzfigur. Deirdre musste sich sehr konzentrieren, um alles richtig zu machen und vergaß darüber Quentin und sein hässliches Verhalten. Schließlich genoss sie die Ehre, diesen Tanz anführen zu dürfen. Sie hob den Kopf, lächelte und ließ sich elegant von dem MaÎtre durch das Menuett führen. Ab und zu schenkte sie dem bewundernd zuschauenden Victor dabei ein strahlendes und Quentin, der sich seinen Eltern zugesellt hatte, ein herablassendes Lächeln.
    Nora platzte fast vor Stolz auf ihre wunderschöne Tochter an der Spitze der Tänzer. Das Enfant terrible der Gesellschaft der Pflanzer tanzte in der Haltung einer Königin auf dem Ball der Keensleys!
    Doug dagegen war skeptisch. Er wusste nicht, was genau vorgefallen war, aber eines war sicher – Deirdre und Victor hatten es sich heute gründlich mit Quentin Keensley verdorben. Und es hätte noch schlimmer kommen können, Doug konnte sich denken, was der Sohn der Nachbarn seiner Tochter entgegengeschleudert hatte. Die Wogen waren zwar vorerst geglättet, doch Doug sah schwarz für die weitere Entwicklung der nachbarschaftlichen Beziehung. Denn auch, wenn es im Sinne der alten Keensleys war, dass Quentin sein Werben um Deirdre aufgab – seine öffentliche Demütigung hatte dem Lord und der Lady sicher nicht gefallen. Victors Zurückhaltung dagegen war bewundernswert geschickt gewesen! Doug selbst hätte sich in seinem Alter nicht so perfekt beherrschen können. Wahrscheinlich hätte er den jungen Keensley mit ein paar Schlägen niedergestreckt.
    Doug warf einen Blick auf die tanzende Deirdre, sah dann zu Nora hinüber und bemerkte seufzend ihre strahlenden Augen. Wahrscheinlich dachte sie gerade wieder mal darüber nach, dassihre wunderschöne Tochter zweifellos jeden der jungen Männer in diesem Ballsaal haben konnte. Für Doug dagegen hatte sich die Zukunft seiner Tochter eben entschieden – nach dieser Geschichte würde sie auf Jamaika keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen. Die Keensleys waren mächtige Feinde. Wenn sie es wollten, konnten sie das Gerede über Deirdre jederzeit wieder aufflackern lassen. Und selbst ohne ihr Zutun würde am kommenden Tag halb Jamaika erneut über die Tochter der Fortnams klatschen. Nein, Doug war fest entschlossen, und er würde es auch Nora eindringlich klarmachen: Wenn Victor Deirdre heiraten wollte und sich nicht an ihrer Abkunft stieß, dann sollte es an ihren Eltern nicht scheitern.

KAPITEL 9
    V ictor und Deirdre verbrachten auch noch den Sonntag gemeinsam auf Cascarilla Gardens, danach schwebte Deirdre wie in Trance durch Haus und Garten.
    »Wahrscheinlich hat er sie geküsst«, mutmaßte Doug.
    Nora bezweifelte das. Wenn es

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