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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zurück nach Jamaika kam. Ihre Ehe mit meinem Vater war eine einzige Katastrophe. Von Akwasi erfuhr ich damals nichts als Hass. Er nahm mir seine Verbannung auf die Felder übel, dabei konnte ich doch gar nichts dafür. Und als er dann auch noch entdeckte, was sich zwischen mir und Nora anbahnte … Nun, er floh schließlich und schloss sich den Maroons an – Sie wissen schon, diesen freien Negern und entflohenen Sklaven in den Blue Mountains. Inzwischen sind sie weitgehend befriedet, aber damals kam es oft zu Angriffen auf einsam gelegene Plantagen. Einem solchen fiel dann auch Cascarilla Gardens zum Opfer. Die Maroons töteten meinen Vater, und Akwasi verschleppte Nora, um sie zur Frau zu nehmen. Ich hielt sie für tot. Als ich nach Jahren endlich davon hörte, dass in Nanny Town eine Weiße als ›Sklavin‹ gehalten würde, brach ich sofort auf und … nun, es gelang mir, Nora zu befreien. Aber da hatte sie Deirdre bereits, und Deirdre war ein entzückendes Kind. Es war mir eine Freude, sie als meine Tochter großzuziehen, mit der freundlichen Unterstützung des Gouverneurs, der mir bei der Ausstellung von Freibriefen und Adoptionspapieren entgegenkam.«
    Doug überlegte kurz, ob er auch noch von dem zweiten Kind berichten sollte, das Nora damals versorgt hatte – Akwasis Sohn mit der Sklavin Máanu –, doch dann kam er zu dem Schluss, dass Akwasis, Jefes und Máanus Schicksal seinen Schwiegersohn wahrscheinlich nicht interessierte.
    »Ja, nun wissen Sie es«, endete er schließlich. »Deirdre ist das Kind eines Sklaven. Möchten Sie meine Tochter immer noch heiraten?«
    Victor Dufresne lächelte. »Ich könnte mir keine größere Freude vorstellen«, sagte er ruhig, »als Ihre Tochter glücklich machen zu dürfen. Für mich ist sie nicht die Tochter eines Sklaven, sondern Mitglied einer Familie, für die ich größte Hochachtung empfinde – den Fortnams auf Cascarilla Gardens.«
    Victor Dufresne trug Deirdre Fortnam die Ehe an jenem Strand von Cascarilla Gardens an, der für Nora immer das Sinnbild ihrer Liebe zu Jamaika gewesen war. Er war mit der jungen Frau ausgeritten, und als sie das Meer erreicht hatten, stieg er ab und half auch Deirdre vom Pferd.
    »Lassen Sie uns ein paar Schritte gehen, Deirdre«, sagte er sanft. »Ich … möchte mit Ihnen reden und Ihnen dabei näher sein, als es zu Pferde möglich ist.«
    Victors einleitende Worte belustigten Deirdre, doch sie nickte erwartungsvoll und senkte dann züchtig den Kopf, während sie ihm weiter lauschte. Der junge Arzt sprach sehr vorsichtig von seiner gleich beim ersten Blick auf Deirdre aufgeflammten Zuneigung, seiner Bewunderung für ihre Schönheit und Anmut.
    »Und nun habe ich mich entschlossen …«, tat er schließlich kund, »… also ich weiß, es muss Ihnen noch verfrüht und vielleicht unangemessen erscheinen, aber … aber ich … ich möchte Sie doch fragen …«
    Deirdre wandte sich ihm zu und lächelte nachsichtig. »Victor«, sagte sie. »Wenn Sie jetzt nicht endlich voranmachen, werden Sie nie dazu kommen, mich zu küssen. Und so lang ist der Strand auch nicht, dass wir stundenlang am Wasser entlangspazieren könnten …«
    Victor rieb sich die Schläfen. »Verzeihen Sie meine Zögerlichkeit. Ich … im Falle Ihrer Ablehnung …« Er biss sich auf die Lippen.
    Deirdre hob mädchenhaft die Wimpern und sah spitzbübisch zu ihm auf. »Und wenn ich im Vorfeld verspreche, Ihren Antrag zumindest … hm … wohlwollend zu prüfen?«
    Victor lächelte. »Sie ziehen mich auf, Miss Deirdre«, bemerkte er, und zog dann sehr ernsthaft eine Rose aus seinem Rock.
    »Hier. Sie ist ein wenig zerknittert, aber ich wusste, Sie würden es schätzen, wenn ich mein Anliegen im Rahmen eines Ausritts vorbringe …«
    Deirdre wollte erneut zu einer Erwiderung ansetzen, doch jetzt sprach Victor beherzt weiter. »Miss Fortnam, Deirdre … ich habe mich in den letzten Tagen in Sie verliebt. Ich wünsche mir nichts mehr, als mein Leben lang für Sie da zu sein, für Sie zu sorgen, alles für Sie zu tun …«
    Deirdre blickte den jungen Arzt mit leuchtenden Augen an und nahm die Rose aus seiner Hand entgegen. Am liebsten hätte sie sofort Ja gesagt und ihn geküsst. Der Wildling in ihr genoss es jedoch zu sehr, ihn doch noch ein wenig hinzuhalten.
    »Alles?«, unterbrach sie ihn mit tadelndem Unterton. »Sie haben sich neulich nicht für mich geschlagen, Monsieur Victor!«
    Deirdre hätte es nie zugegeben, und es war auch nur ein winziger

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