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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Sklavensprache würde sie nach dieser Nacht nie wieder sprechen müssen.
    Schließlich warf sie zwei Stücke des frischen Fleisches in eine Pfanne. Bonnie kämpfte mit dem Brechreiz, als sie dabei an die Schreie der Tiere dachte. Natürlich wurde das Fleisch nicht schnell genug gar – und verschmorte schließlich, während Dayton mit Bonnies »Bestrafung« beschäftigt war. Er schlang es anschließend trotzdem hinunter – und Bonnie hoffte, dass er es bei sich behalten würde. Es wäre ihren Plänen nicht zuträglich, wenn er den Rum wieder von sich gäbe, den er getrunken hatte. Die Flasche war bereits zu mehr als einem Viertel leer. Doch Dayton hatte einen robusten Magen – und jetzt auch bessere Laune.
    »Komm, Bonnie, mal sehen, wer besser ist, die Hure oder du!«, rief er in jovialem Ton, als er seine Mahlzeit beendet hatte. »Hab auch was Neues gelernt von der Mandy … die ist eine richtig Scharfe … hat’s genossen, wie ich’s ihr besorgt hab. Aber dann wollte sie trotzdem Geld … Der hab ich’s gegeben …«
    Bonnie zog wortlos ihr Kleid hinunter. Sie empfand Mitleid mit Mandy, die nun wahrscheinlich nicht besser aussah als Bonnie nach ihren Nächten mit Dayton. Hoffentlich hatte er sie nicht auch noch um ihr Geld betrogen. Andererseits … Bonnie verhärtete sich. Alles Geld, das Mandy nicht bekommen hatte, würde bald ihr gehören.
    Bonnie machte sich Sorgen wegen ihrer Verabredung mit Jefe, der Mond war längst aufgegangen, als Dayton seine Flasche endlich bis auf den letzten Tropfen geleert hatte und schnarchend auf seinem dreckigen Bett lag. Jetzt war Eile geboten. Sie inspizierte kurz die Küchenmesser, aber die waren nicht scharf genug für ihr Vorhaben. Es sollte schließlich schnell gehen. Jetzt, da es ernst wurde, hatte Bonnie keinerlei Gelüste mehr, den Backra leiden zu sehen. Wie ein kleiner dunkler Schemen huschte sie, immer noch nackt, aus dem Haus in die Metzgerei und nahm das Schlachtermesser. Es glänzte im Mondlicht. Bonnie erschauerte, doch sie zögerte nicht. Entschlossen trat sie ans Bett des Backras und hob die Klinge. Sie hatte tausendmal gesehen, wie man es machte. Sie erinnerte sich daran, wie sie geweint hatte, als Dayton es ihr zum ersten Mal vorgeführt hatte. Wie das Blöken der Ziege abrupt verstummt war, als … Bonnie setzte das Messer an und schnitt Skip Dayton mit einer raschen Bewegung die Kehle durch. Sie sprang zurück, als das Blut herausspritzte und sah erschrocken, dass der Backra die Augen aufriss. Er gab einen erstickten Laut von sich und zuckte mit den Armen.
    Bonnie hielt dem Blick des Sterbenden stand. Sie hatte ein Triumphgefühl erwartet oder vielleicht auch Schuldgefühle, aber jetzt wartete sie nur ruhig ab, bis das Erkennen, das Entsetzen und die Wut in Daytons Augen verloschen.
    »Das war es dann, Backra«, sagte sie ruhig. »Und jetzt wird auch ›Bonnie‹ sterben.«
    Bonnie wischte das Messer flüchtig ab – sie würde es mitnehmen, wie auch die Waffen des Backras – und suchte dann nach einer Schere. So rasch es mit dem stumpfen Werkzeug ging, schnitt sie ihr halblanges Haar ab. Dann lief sie hinaus zum Strand und tauchte in die Wellen, um sich den Backra vom Körper zu waschen – seinen Schweiß, sein Sperma und sein Blut. Am liebsten wäre sie auch noch untergetaucht, um sich ganz und gar zu reinigen, aber das wagte sie nicht. Der Seegang war stark, die Wellen hoch. Sie wollte nicht riskieren, umgeworfen zu werden und dann vielleicht zu ertrinken.
    Schließlich zog Bonnie die Sachen über, die sie zuvor schon bereitgelegt hatte. Daytons Alltagskleidung unterschied sich nicht sehr von den Sachen der Matrosen und Piraten. Ein weites Hemd und eine Baumwollhose, die in der Taille mit Bändern zusammengebunden wurde. Verschiedene Größen gab es nicht, allerdings waren Bonnie die Hosenbeine zu lang. Sie kürzte sie rasch mit der gleichen Schere, die sie eben für ihr Haar verwendet hatte. Fertig! Schade, dass es in Daytons Haus keinen Spiegel gab, Bonnie hätte ihr Aussehen gern überprüft. Sie glaubte jedoch nicht, dass sie irgendetwas vergessen hatte. Jetzt nur noch das Geld, die Messer und die Waffen.
    Bonnie schauderte, als sie an Daytons inzwischen blutdurchtränktem Bett vorbeiging. Sie kämpfte einen Anflug von Angst nieder, der Backra könnte erwachen, ihren Diebstahl bemerken und sie dafür strafen. Aber Dayton würde nie wieder erwachen. Bonnie begann, sich glücklich zu fühlen. Und in dem Krug, in dem Dayton gewöhnlich

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