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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Angst. Er war jedoch so sanft, so zärtlich … kannst du dir vorstellen, dass er meinen Mund mit seiner Zunge liebkost hat? Und ich … also, ich hab das auch gemacht, es war … wie selbstverständlich, wie ein Schlüssel, der sein Schloss gefunden hat. Auch etwas ganz Besonderes, etwas Wunderbares …« Deirdre strahlte in der Erinnerung an Victors Zärtlichkeiten und der Vorfreude auf mehr.
    Amali nickte. Sie war selbst verliebt, auch wenn sie ihr Herz nicht derart auf der Zunge trug wie ihre junge Herrin. Aber sie wusste, was Deirdre meinte, und eigentlich noch mehr. Amalis Freund war nicht so zurückhaltend wie Victor, die Zofe war längst keine Jungfrau mehr.
    »Deirdre und Victor Dufresne …« Deirdre sang die Worte vor sich hin. »Es klingt schön, nicht wahr, Amali? Es passt. Alles passt. Wir werden ein wundervolles Leben haben!«

KAPITEL 10
    A ber sie nehmen keine Frauen an Bord, Bonnie! Und du kannst dich auch nicht als Junge ausgeben. Das ist Wahnsinn, was du dir da vorstellst. Überleg mal, wenn sie es merken.« Jefe hatte das zu seinem Stall strebende Eselchen abrupt gestoppt, als Bonnie ihm ihr Vorhaben eröffnete. »Sie … sie würden …«
    »Wahrscheinlich würden sie mich über Bord werfen«, meinte Bonnie gleichmütig. »Erst mal müssten sie es jedoch herausfinden, und das werden sie nicht. Nicht, wenn ich mich wie ein Junge benehme …«
    »Aber das ist es ja eben!«, protestierte Jefe. »Du kannst dich nicht wie ein Junge benehmen, du bist …«
    Bonnie zuckte die Achseln. »Ich beobachte meinen Backra seit Jahren beim Fluchen und beim Trinken. Das kann ich nachmachen, keine Sorge. Und arbeiten … es kann nicht schwerer sein, ein paar Segel aufzuziehen, als die Kadaverreste von Daytons Schlachterei im Sand zu vergraben und seine Säcke mit Pökelsalz zu schleppen und seine Dielen zu schrubben …«
    »Du müsstest kämpfen!«, trumpfte Jefe auf, »und töten …«
    Bonnie biss sich auf die Lippen. »Was du kannst, Jefe, das kann ich schon lange!«, sagte sie hart. »Vielleicht besser, wart’s ab. Oder hast du schon mal jemanden getötet?«
    Jefe lachte unsicher. »Natürlich nicht. Aber du auch nicht! Ich kann mir dich nicht mit einem Entermesser in der Hand vorstellen, Bonnie, beim besten Willen nicht!«
    »Du wirst überrascht sein«, sagte Bonnie, ihrer Sache sicher. »Wir werden sehen, wer die erste Beute macht! Morgen, um die gleiche Zeit? Holst du mich ab? Vielleicht wirst du warten müssen, der Backra …«
    Jefe schnaubte. »Da haben wir’s wieder. Große Worte, doch wenn’s drauf ankommt, duckst du dich doch wieder vor deinem Backra. Piratin … ich glaub’s nicht!«
    Bonnie antwortete nicht. Sie hob nur grüßend die Hand und glitt vom Wagen. Im Haus brannte kein Licht – entweder war Dayton noch nicht zurück, oder er schlief seinen Rausch aus. Bonnie verzog sich in ihren Verschlag und kuschelte sich zufrieden in die verschlissene Decke, die ihr dort wenigstens etwas Gemütlichkeit bot.
    Sie war ruhig, sie hatte keine Angst mehr. Diesen Captain Seegall hatte ihr der Himmel geschickt – oder eher die Hölle, wenn man überlegte, was sie sich für den nächsten Tag vorgenommen hatte. In diesem Leben würde sie sich noch einmal vor ihrem Backra ducken. Ein einziges Mal. Und dann nie wieder.
    Am nächsten Morgen war Dayton verkatert und schlecht gelaunt, wahrscheinlich reute ihn das Geld, das er Mandy am Abend zuvor in den Rachen geworfen hatte. Wie immer ließ er seine Wut darüber an Bonnie aus. Er beschimpfte sie, scheuchte sie herum und ließ sie die Metzgerei putzen, während er schlachtete. Bonnie hörte die Schreie der Tiere bis in den Laden und erstickte fast an ihrem Hass. Sie bebte vor Nervosität, aber bisher verlief alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte. In dieser Nacht würde Dayton wohl nicht ausgehen, doch nüchtern bleiben würde er auch nicht. Er entkorkte die erste Flasche Rum, als Bonnie den letzten Putzeimer leerte.
    »Kein Essen gekocht?«
    Bonnie seufzte. Sie hatte gehofft, dass er sie nicht schlagen würde, nun sah es jedoch so aus, als würde sie ihr neues Lebenmit blau geschlagenen Augen und Rippen beginnen. Aber gut, das machte ihre Rolle vielleicht glaubwürdiger. Eine Schenkenprügelei …
    »Gleich, Backra … musste putzen Laden … bitte, nicht schlagen arme Bonnie …«
    Bonnie wusste, dass sie mit ihrem Flehen nichts ausrichtete, tat es aber dennoch, weil er es mochte. Immerhin war es das letzte Mal. Auch die

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