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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Cap-Français   – Kaufleute hauptsächlich und das ganze diplomatische Umfeld des Gouverneurs. Auch bei den Kirchen hat man sich nicht lumpen lassen, sie reden sogar schon über den Bau einer Kathedrale. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier auch weniger begüterte Menschen gibt. Mulatten hauptsächlich, die Handwerksbetriebe und kleine Läden betreiben. Auch die würde ich gern behandeln, aber sie kommen sicher in kein Haus, das der Gouverneursvilla an Prunk Konkurrenz macht. Erst recht nicht die Leute aus dem Hafenviertel. Gut, die möchtest du sicher auch nicht im Haus haben, meine Liebste. Wenn ich mich ihrer ebenfalls annehmen wollte, müsste ich wohl eine Praxis direkt in der Stadt mieten   … doch das ist Zukunftsmusik. Vorerst geht es um unser Haus, und das stelle ich mir als eine Art Mischung aus den einfachen Häusern der Städter und den Prunkvillen der Oberschicht vor. Einen Bauplatz habe ich auch schon gefunden. Er wird dir gefallen, mutet er doch fast ländlich an. Du wirst unter gewaltigen Palmen flanieren können, meine Liebste, und auch das Meer ist nicht weit   …
    Einige Zeit später war dann auch der Architekt überzeugt, und Victor schilderte enthusiastisch seine Pläne. Unser Haus wird ein zweistöckiger Holzbau werden, mit einer umläufigen Veranda und einem ebenfalls fast ringsum verlaufenden Balkon. Das Dach lasse ich nach einheimischer Sitte mit Bastmatten decken, ich hoffe, das ist dir recht.
    Victor legte seiner Beschreibung eine Skizze bei, die vor allem Nora entzückte. »Genau so ein Haus habe ich mir vorgestellt, als ich als Mädchen von den Kolonien träumte!«, erinnerte sie sich mit einem Lächeln. »Jetzt schau nicht so, Doug, natürlich wäre es zu klein und zu wenig repräsentativ als Haupthaus für eine Plantage. Cascarilla Gardens ist wunderschön mit all den Türmchen und Erkern. Und der traumhafte Garten … ich liebe es. Aber wenn wir etwas bescheidener hätten leben müssen, dann hätte mir ein solches Haus wohl auch gereicht.«
    Deirdre dachte nicht groß darüber nach, ob das Haus ihrreichte oder nicht, sie wäre mit Victor auch in eine Hütte gezogen. Doug bemerkte allerdings, dass seine verwöhnte Tochter ihre Ansprüche etwas würde zurückschrauben müssen.
    »Wie stellt Victor sich das denn mit der Dienerschaft vor?«, fragte er, als die Bauarbeiten kurz nach der Einigung auf den Entwurf rasch voranschritten. Jacques Dufresne, Victors Vater, hatte wohl Sklaven von seiner Plantage geschickt, um zu helfen. »Also, Dienstbotenquartiere sind in dem Haus doch kaum vorgesehen. Oder sollen die Schwarzen ihre Hütten neben dem Stall bauen?«
    Victors Grundstück war in der Tat nicht groß. Es war lediglich Platz für einen Pferdestall und eine kleine Remise.
    Nora zuckte die Schultern. »Nach dem, was ich verstanden habe, will er wohl kaum Dienerschaft. Sein Vater wird ihm eine Köchin schicken, hat er Deirdre geschrieben. Und Deirdre möchte Amali mitnehmen.«
    Doug zog die Augenbrauen hoch. »Na, ob es der wohl gefallen wird, Hausmädchen, Küchenmädchen und Zofe gleichzeitig zu sein? Von der Aufgabe eines Hausdieners ganz zu schweigen. Und eine Köchin von einer so großen Plantage? Die dürfte an reichlich Helfer in der Küche gewöhnt sein, die sie beliebig herumkommandieren kann, während Amali nie viel mehr getan hat, als sich um Deirdres Haar und ihre Kleider zu kümmern. Da wird es schnell Ärger geben, das sage ich dir!«
    »Sie werden ja auch noch jemanden für die Pferde brauchen«, überlegte Nora. »Der könnte dann auch gleich als Hausdiener fungieren. Und Amali … nun, sie wird sich dran gewöhnen müssen, ebenso wie Deirdre …«
    Wie sich dann allerdings herausstellte, hatte Amali keineswegs die Absicht, sich an irgendetwas zu gewöhnen. Deirdre hatte eigentlich geglaubt, die Freundin würde sich freuen, sie in die neue Heimat begleiten zu dürfen, aber tatsächlich löste das Angebot eine Tränenflut aus. Amali wollte nicht fort vonCascarilla Gardens – und es kostete Nora einen halben Tag, herauszufinden, was die Ursache dafür war.
    »Sie ist verliebt«, erzählte sie beim Abendessen ihrem Mann und ihrer von der Eröffnung völlig verblüfften Tochter. »Ja, Dede, und jetzt schau nicht so beleidigt. Sie hat es dir eigentlich schon längst erzählen wollen. Aber sie hatte Angst, Ärger zu bekommen, wenn ihre Mutter dahinterkäme. Der junge Mann heißt Lennie und ist Feldneger. Du erinnerst dich an Hildy, Doug, die

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