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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Sie tastete erst Máanus Bauch ab, um dann ihre Scheide zu untersuchen.
    »Die Queen hat Recht, das Kind liegt richtig«, sagte sie kurz. »Aber es ist sehr groß. Es dauert einfach, bis sich alles weitet, und wahrscheinlich reißt es auch noch ein. Vielleicht ist innen sogar was verwachsen, nach … nach dem, was der Backra mit dir … Ich werde versuchen, das zu ertasten. Und du musst dem Kind und mir helfen … Aber vorher …«
    Nora suchte nach einem Fläschchen in ihrer Tasche. Ein weiterer Trank von Tolo, der Schmerzen lindern sollte. Nora wusste nicht, wie man ihn zubereitete, sie vermutete, dass Tolo Pflanzen anbaute, aus denen man Laudanum gewinnen konnte.
    Máanu wurde nach dem Trank tatsächlich etwas ruhiger, und Nora konnte das Köpfchen des Kindes ertasten, als sie sich ein wenig entspannte. Es steckte allerdings fest.
    »Ich weiß nicht, ob es noch lebt«, sagte Nora aufgeregt. »Aber es muss auf jeden Fall bald raus, so kann es nicht lange überleben. Du musst mir jetzt helfen, Akwasi. Und du musst pressen, Máanu, so schrecklich es ist. Richte sie auf, sodass sie hockt, und drück auf ihren Bauch, Akwasi, wenn die nächste Wehe kommt.«
    Nora hatte kleine, schmale Hände, aber sie rutschten am Kopf des Kindes ab, als sie versuchte, ihn zu umfassen und herauszuziehen. Aber immerhin half das Fett an ihren Händen. Der Geburtskanal wurde geschmeidiger – und schließlich bewegte sich das Kind. Während Máanu fast unmenschlich schrie, glitt das Baby hindurch. Es war ein wirklich ungewöhnlich großer Junge. Als sie ihn an den Füßen hochhielt und ihm einen Klaps auf den Rücken gab, brüllte er protestierend.
    Aus Máanus Scheide sickerte Blut, aber das war etwas, mit dem Nora sich auskannte. Sie überließ das Baby dem hilflosen Akwasi und der langsam zu sich kommenden Granny Nanny. Die Priesterin begann sofort, das Wohl der Götter auf sein Haupt zu beschwören. Nora kümmerte sich um Máanu, die jetzt vor Erschöpfung weinte. Sie blutete, aber es war kein schäumendes, hellrotes Blut, und es schoss auch nicht aus ihr heraus. Tief im Inneren schien nichts verletzt. Nach kurzer Zeit schon kam die Nachgeburt, und die Blutung ließ merklich nach.
    Als Mansah eine halbe Stunde später mit der schreienden Dede die Hütte betrat – sie hatte es allein mit dem schlafenden Kind nicht mehr ausgehalten, und auf dem Weg war es natürlich erwacht –, lag das Baby sauber gewickelt in den Armen seiner Mutter.
    »Komm her, Mansah«, sagte Nora müde und nahm dem Mädchen ihre Tochter aus den Armen. »Du hast einen kleinen Neffen. Und mach dir keine Sorgen um deine Schwester, es werden beide überleben.«
    Sie war überrascht, dass Máanu sich daraufhin regte, das Wort aber nicht an ihre Schwester, sondern an Nora richtete.
    »Danke«, flüsterte sie. »Danke, Missis.«
    Nora seufzte. »Du bist nicht mehr meine Sklavin, Máanu, wie du in den letzten Monaten nicht müde wurdest, mir zu versichern. Wenn du nun also anfangen würdest, mich Nora zu nennen …«

RACHE
    Cascarilla Gardens, Nanny Town, Spanish Town
    Herbst 1738 – Herbst 1739

KAPITEL 1
    S ie haben hier so viele Mädchen herumlaufen, Mr. Fortnam, und alle machen einen so wohlerzogenen Eindruck. Können Sie mir nicht eine als Zofe abtreten?«
    Lady Hollister wedelte sich mit ihrem Fächer Luft zu. Für jamaikanische Verhältnisse war es zwar angenehm kühl auf Doug Fortnams neuer Terrasse, aber die etwas korpulente Lady war vom Tanzen erhitzt. Doug hatte keine Mühen und Kosten gescheut. Nachdem er sich endlich dazu durchgerungen hatte, sein neues Haus zu planen und bauen zu lassen, verlief der Ball zur Einweihung glanzvoll, ein eigens bestellter Tanzmeister hielt die Gäste in Bewegung. Für Lady Hollister war das fast schon zu viel. Doug brachte die schnaufende Dame fürsorglich zurück an den Tisch ihres Gatten und winkte einem der Dienstmädchen, ihr einen Julep zu servieren.
    »Wenn ich eins der Mädchen überreden kann«, antwortete Doug gutmütig auf ihre Frage. »Sie haben nämlich Recht, ich habe eigentlich zu viele Haussklaven. Wobei Adwea sie alle hervorragend im Griff hat, selbst die Kinder aus Afrika.«
    »Sie setzen Afrika-Importe als Haussklaven ein?«, fragte Lord Hollister verwundert, während seine Frau über Dougs Ansinnen die Stirn runzelte, das betroffene Mädchen vorher zu fragen. »Da bewähren sich doch eher die Sklaven der … äh … zweiten Generation.«
    Doug unterdrückte ein Grinsen, als er an Lord Hollisters eigenwillige

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