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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ihr. Sie sagt, alles ist normal, aber Baby kommt und kommt nicht. Máanu schreit fürchterlich …«
    »Das kommt dir nur so vor, Mansah«, begütigte Nora. »Schau, ich hab doch auch geschrien, und du hast dich geängstigt, aber dann war Dede da und alles gut.«
    »Aber dies Baby kommt nicht, Missis. Nanny sagt, es ist vielleicht zu groß. Es passt nicht … passt nicht durch …« Mansahs Stimme wurde heiser vor Entsetzen. »Und Máanu blutet so schrecklich.«
    Nora seufzte. So etwas ähnliches hatte sie befürchtet. Allerdings würde sie selbst auch nicht viel mehr tun können als Nanny. Sie war keine Geburtshelferin, dazu hatte es auf Cascarilla Gardens zu wenige Kinder gegeben. Worauf sie sich wirklich verstand, war die Stillung von Blutungen nach Abtreibungen. Wenn das Baby erst da war, mochte sie Máanu vielleicht helfen können, aber jetzt …
    »Komm, Missis, bitte!«
    Nora begann halbherzig, Medikamente in ihre Tasche zu packen.
    »Máanu wird mich nicht wollen und Nanny erst recht nicht«, prophezeite sie.
    Aber nun schaltete sich Akwasi ein. Er hatte sich angezogen und baute sich vor der erneut schluchzenden Mansah auf.
    »Was sagst du, Mädchen? Das Kind kommt nicht? Mein Sohn wird in Máanu sterben?«
    »Vor allem wird erst mal Máanu sterben«, bemerkte Nora. »Und mit ihr zwangsläufig das Kind – wenn nicht noch ein Wunder geschieht.«
    »Nanny ruft die Götter an«, erklärte Mansah. »Verbrennt Kräuter …«
    »Das wird zweifellos helfen«, meinte Nora sarkastisch. »Ich kann versuchen, was zu tun, Akwasi, aber dann musst du mitkommen und Máanu zwingen, mich an sie heranzulassen. Und Nanny erzählen, die Götter hätten mir einen Stern auf den Kopf fallen lassen und mich damit herbeigerufen oder etwas ähnliches. Vielleicht glaubt sie’s ja. Ich werde mein Bestes tun, Akwasi, aber mach mich nicht verantwortlich, wenn dein Sohn oder deine Tochter trotzdem stirbt.«
    Akwasi war bereit, alles zu tun und durchzusetzen, wenn nur eine Chance für seinen sehnlich erwarteten Erben bestand. Er trug Nora sogar die Tasche hinterher, damit sie schneller fortkamen. Als sie ihren Turban auf dem Weg zu Máanus Hütte um ihr Haar wickelte, monierte Akwasi ihre Eitelkeit.
    »Das tue ich nicht, weil ich schön aussehen will, sondern damit mir das Haar nicht ins Gesicht fällt«, herrschte Nora ihn an. »Und du, Mansah, was rennst du uns nach? Bei Máanu kannst du nichts tun. Aber Dede ist ganz allein in der Hütte. Geh zu ihr, pass auf sie auf – oder bring sie in Gottes Namen mit, wenn du nicht allein sein willst. Vor allem hör auf zu weinen! Ich weiß, dies ist schwer für dich, aber langsam musst du dich benehmen wie eine erwachsene Frau!«
    Mansah kehrte wimmernd um, und Nora ging schneller. Hoffentlich kümmerte das Mädchen sich wirklich um ihre Tochter. Aber eigentlich kam Mansah gut mit dem Baby zurecht, und wahrscheinlich würde Dede sowieso die ganze Nacht ruhig und friedlich schlafen.
    In Máanus Hütte roch es nach Blut und verbrannten Kräutern. Nanny saß neben einer Schale mit schwelendem Weihrauch oder was immer es war, das hier ein wenig Wohlgeruch, aber auch Hitze und Rauch verbreitete. Nora musste gleich husten, und Máanu auf ihrer Matte war ohnehin schweißgebadet.
    »Es soll aufhören«, wimmerte sie. »Nanny, mach etwas!«
    Dann, während eine weitere Wehe sie erfasste, begann sie laut zu stöhnen und zu wehklagen. Mansah hatte wohl Recht, Máanu kämpfte diesen Kampf schon viele Stunden. Ihr Körper bäumte sich unter der Wehe auf, aber das Köpfchen des Kindes war noch nicht zu sehen.
    Akwasi kniete sich neben seine jammernde Frau. »Máanu, ich habe die Missis mitgebracht. Ich möchte, dass sie sich das ansieht. Ich will es, also wehr dich nicht. Sie will dir nur helfen.«
    Máanus flackernder Blick suchte den ihres Mannes, ihre Augen waren blutunterlaufen. »Wenn einer macht, dass das aufhört, dann ist mir auch der Teufel willkommen!«, stieß sie aus, bevor sie erneut stöhnte und dann aufschrie.
    Nora schob Nanny beiseite. Die Heilerin schien sich in eine Art Trance gesungen zu haben – sie war den Göttern zurzeit wohl näher als ihrer Patientin.
    Nora drückte Máanus Beine weiter auseinander. Es musste lange her sein, dass die Fruchtblase geplatzt war, sie war völlig trocken, und sie blutete tatsächlich. Allerdings nicht so schlimm, wie Mansah es geschildert hatte.
    Nora griff in einen Tiegel mit Salbe aus Aloe Vera und Schweinefett, um ihre Hände geschmeidiger zu machen.

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