Die Insel Der Tausend Quellen
Methode zur Erzeugung braver Hausdiener dachte. Keine Haussklavin war vor den Nachstellungen des Pflanzers sicher. Er zuckte die Schultern.
»Was soll ich machen? Ich habe viele sehr junge Schwarze. Die kann ich nicht gleich auf die Felder schicken. Also gehen die jungen Männer in die Lehre zu den Handwerkern – ich habe viele gute Tischler, wie Sie sehen …«, er wies auf das Geländer rund um die Terrasse seines neuen Hauses, das verspielte, hölzerne Gartenhaus und die mit Schnitzereien verzierten Türmchen und Balkone, die den Neubau zierten, »… und hervorragende Schnapsbrenner.« Doug nahm sein Glas und prostete seinem Nachbarn zu. »Tja, aber für die Mädchen gibt’s draußen nichts zu tun, die sind alle bei Adwea in der Küche und im Haus.«
»Sie sollten wirklich ein paar davon verkaufen«, meinte die Lady neidvoll. »Hier stehen sie sich gegenseitig im Weg, und woanders sucht man händeringend nach guten Hausdienern.«
Dougs Lippen verschmälerten sich. »Cascarilla Gardens verkauft keine Sklaven«, sagte er knapp. »Die Leute leben hier als Familien zusammen. Sie haben mein Wort, dass ich sie nicht auseinanderreiße.«
Lord Hollister lachte, und Christopher Keensley, der gerade ebenfalls am Tisch Platz nahm und kaum weniger keuchte als Lady Hollister, fiel sofort ein.
»Deshalb haben Sie ja auch so viele schwarze Fresser, die nichts einbringen!«, höhnte er. »Die Sklavenhändler freuen sich immer, Sie zu sehen. Doug Fortnam, heißt es, nimmt ihnen ihre Ladenhüter ab!«
Doug rieb sich die Stirn. Er wollte nicht mit seinen Nachbarn streiten, und natürlich wusste er, dass man sich in Kingston über ihn lustig machte. Dabei kaufte er inzwischen gar keine Sklaven mehr und blieb den Märkten fern – aus reinem Interesse zog ihn nichts zu einem Sklavenhändler. Als er jedoch nach dem Überfall der Maroons gezwungen gewesen war, neue Sklaven anzuschaffen, hatte er stets Skrupel gehabt, Männer und Frauen und vor allem Mütter und Kinder auseinanderzureißen. Er hatte eine ganze Familie und drei oder vier Mütter mit ihren Söhnen und Töchtern gekauft. Bereut hatte er das nicht, tatsächlich gehörten diese Leute inzwischen zu seinen fleißigsten Arbeitern. Sie waren dankbar und hegten keinerlei Fluchtpläne.
In seinen Augen hatte Doug kein Verlustgeschäft gemacht. Cascarilla Gardens hatte auch noch fast fünf Jahre nach dem Überfall der Maroons nur einen einzigen Aufseher. Allein die Gehälter, die Doug damit sparte, wogen den geringen Kaufpreis für ein paar Kinder zehnmal auf. Den Versuch, solche Berechnungen auch Hollister und Keensley nahezubringen, hatte er allerdings längst aufgegeben. Die setzten nach wie vor auf Peitschenschläge und strenge Zucht.
»Nun, wie Sie sehen, bewähren sich die Ladenhüter ja hervorragend«, meinte Doug also nur begütigend und nahm ein neues Glas von einem Tablett, das ihm ein artig knicksendes Mädchen in korrekter Manier vorhielt. »Dies hier ist zum Beispiel Alima.«
Das Mädchen ließ züchtig die Augen sinken. Alima war schüchtern, ihre Eltern hingen dem muslimischen Glauben an und achteten sehr darauf, dass sie nicht herumtändelte und mit Jungen flirtete wie manche Gleichaltrige aus der Sklavensiedlung.
»Alima ist jetzt so etwa sechzehn, sie kam mit zehn oder elf aus Afrika. Adwea sagt, sie sei geschickt und fleißig, vor allem auch sehr brav. Eine Stellung als Zofe würde ihr sicher gefallen, oder, Alima?«
Das Mädchen hob die Lider und schaute zu ihm auf. Seine Neugier war geweckt. Doug lächelte der Kleinen zu. Alima hatte ein fein geschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen und runde walnussbraune Augen, die noch gänzlich unschuldig in die Welt blickten. Sie kombinierte ihr spitzenbesetztes Dienstbotenkleid – Doug hatte sich wirklich bemüht, bei diesem Fest alles richtig zu machen – mit einem himmelblauen Turban, unter dem sich kurzes, krauses Haar verbarg.
»Ich gern mag schöne Dinge, Backra Doug«, sagte sie mit sanfter Stimme. Sie sprach Englisch mit singendem, afrikanischem Akzent. »Gern polieren neue Möbel!«
Alima ließ den Blick bewundernd und liebevoll über die zierlichen, fein geschwungenen Sessel, Tische und Kommoden wandern, die Doug für das neue Haus aus England hatte kommen lassen. Den größten Teil davon hatten Lady Hollister und ihre Nichte ausgesucht – Doug selbst interessierte sich kein bisschen für elegante Einrichtung, er hätte gern mit einfachen Tischen und Stühlen aus der eigenen Tischlerei der
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