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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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»Mein Informant sprach von … weißen Sklavinnen«, sagte er dann.
    Barefoot schürzte die Lippen. »Ach, das meinen Sie … Das sind dumme Gerüchte. Tatsächlich gibt’s da oben nur eine …«
    »Aber es gibt eine?« Doug blickte alarmiert auf. »Eine …?«
    »In Nanny Town«, gab Barefoot mit Gemütsruhe Auskunft. »Tauchte auf, kurz nach dem Überfall auf Ihre Plantage. Deshalb dachte ich … Aber vergessen Sie’s! Tatsache ist, dass ich die Frau nie gesehen habe. Es soll sie jedoch geben, die Nigger da oben haben sich ’ne Zeitlang die Köpfe drüber heißgeredet. Jedenfalls gehört sie einem verdienten Krieger – wobei man das in übertragenem Sinne verstehen muss. Der Knabe schleppt zwar Waffen mit sich rum, aber tatsächlich brauchen sie ihn mehr für die Verhandlungen. Angeblich kann er lesen und schreiben.«
    Doug spürte, wie ihm heiß wurde.
    »Und?«, fragte er erstickt. »Kann er?«
    Barefoot zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, ich kann’s auch nicht«, gab er zu. »Aber der Kerl ist was Besonderes da oben, auf den halten sie große Stücke, die Queen und der King. Na ja, und da wollte sie’s ihm wohl nicht abschlagen. Jedenfalls hält er sich eine weiße Sklavin. Oder hielt, inzwischen soll er sie geheiratet haben. Noch so eine Sache, über die sich die alten Maroons aufregen. Eine schwarze Frau hat er nämlich auch noch. Jedenfalls soll die Weiße jetzt frei sein, ist ja auch wichtig, wenn’s demnächst um die großen Verträge geht. Der Gouverneur wär nicht begeistert, wenn sie da weiße Mädchen schänden.«
    Doug schluckte. »Sie … bleibt also freiwillig?«, fragte er mit rauer Stimme.
    Barefoot verdrehte die Augen. »Woher soll ich das wissen? Wenn ich komme, schaffen sie das Mädchen beiseite. Nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass sie freiwillig da ist, aber wie gesagt, keine Ahnung. Sie ist jedoch sicher die einzige ihrer Art. Von Versklavung Weißer im großen Stil kann keine Rede sein.«
    Doug schob die Hand unter seinen Kragen, er fühlte sich, als müsse er ersticken. »Den Namen der Frau haben Sie nie gehört«, sagte er leise. »Aber … aber vielleicht den Namen des … Kriegers?«
    Barefoot nickte. »Doch, wohl, wenn ich den noch zusammenkriege. So was Afrikanisches – auch wieder ein Ding, das der alten Nanny gut gefällt. Warten Sie, was mit Ak… oder Ab… Abwasi!«
    »Akwasi«, berichtigte Doug.
    Seine Stimme klang belegt. Er konnte immer noch kaum glauben, was Barefoot ihm da offenbarte.
    »Und die Frau … die Frau ist … Sie wissen nicht, wie sehr Sie mir geholfen haben, Barefoot!« Doug hatte plötzlich das Gefühl, als löse sich ein Alb von seiner Brust, der ihn jahrelang niedergedrückt hatte. »Ich habe nie geglaubt, dass sie tot ist. Nie. Es war einfach so ein Gefühl, wissen Sie …«
    Er stand auf und drückte dem völlig verdutzten Barefoot ein Goldstück in die Hand. Dann verließ er die Taverne und schenkte der Schwarzen in Barefoots Laden ein zweites.
    »Dafür, dass du auf mein Pferd aufgepasst hast …«
    Amigo stand brav vor dem Laden und brauchte eigentlich gar keinen Aufpasser. Das Mädchen sah fassungslos zu Doug auf.
    »Gottes Segen, Backra!«, flüsterte sie dann. »Gottes Segen!«
    Doug stieg auf sein Pferd und lächelte ihr zu. »Den werde ich brauchen«, sagte er leise.
    »Sie wissen von der weißen Frau in Nanny Town?«
    Doug hatte alle Formalitäten durchlaufen, um möglichst rasch eine Audienz beim Gouverneur zu bekommen. Jetzt hielt er sich nicht lange mit Vorreden auf.
    Edward Trelawny nickte. »Es ist uns zu Ohren gekommen«, gab er zu. »Aber unsere Unterhändler haben sie nie gesehen, was nichts zu bedeuten hat. Wir verhandeln in der Regel in Cudjoe Town.«
    Trelawny faltete seine schmalen weißen Hände im Schoß. Der Gouverneur war Sohn eines Bischofs und galt als Schöngeist. Die Bürger schätzten ihn aufgrund seiner Verhandlungs-und Kompromissbereitschaft, er regierte volksnah und wünschte ganz offensichtlich, es allen recht zu machen. Auch Doug hatte er sofort nach seinem Gesuch empfangen und schien seine direkte Art zwar befremdlich zu finden, aber nicht übel zu nehmen.
    »Sie gehen davon aus, dass sie freiwillig dort ist?«, fragte Doug weiter. Wo Trelawny mit den Maroons verhandelte, interessierte ihn nicht.
    Trelawny hob die Hände. »Es mag uns unverständlich erscheinen, Mr. Fortnam«, meinte er mit sanfter Stimme, »aber Sie wissen selbst: Sehr viele weiße Männer fühlen sich zu schwarzen Frauen sozusagen … hm

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