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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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eingeschüchtert.
    »Ist er. Ist nebenan«, gab sie Auskunft.
    »In der Kneipe?«, vergewisserte sich Doug.
    Die junge Frau nickte wieder. Doug gab ihr einen Penny. Sie wollte ihm dafür die Hände küssen.
    »Ich sparen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Irgendwann mich kaufen frei, dann Maroons …«
    Doug lächelte ihr aufmunternd zu, auch wenn er nicht glaubte, dass sie jemals die hundert Pfund zusammenbekommen würde, die sie zweifellos wert war. Aber die Hoffnung tat ihr sicher gut. Er betrat die Taverne. Barefoot konnte kein wirklicher Mistkerl sein, wenn er seine Sklavin zumindest glauben ließ, sie käme irgendwann frei.
    Doug erkannte den Mann dann an seinem offensichtlichen Markenzeichen: Er trug Kniehosen, aber weder Schuhe noch Strümpfe.
    »Mr. Barefoot?«, fragte Doug und näherte sich dem kippeligen Holztisch und den wenig vertrauenswürdigen drei Stühlen, die darumstanden.
    Mehr als zwei Tische hatte die Taverne nicht. Es roch nach Rum und altem Fett, der Boden war mit Kautabakresten übersät.
    Der untersetzte rotgesichtige Händler nickte. »Setzen Sie sich. Roberta, einen Rum für den Herrn. Kommt nicht oft vor, dass so ein vornehmer Backra in mein Kontor schneit.«
    »Ihr Kontor?«, fragte Doug mit schiefem Lächeln.
    Barefoot machte eine die Taverne umfassende Bewegung. »Gefällt’s Ihnen nicht?«
    Doug lachte. »Ich wüsste kein schöneres«, bemerkte er dann und prostete dem Händler zu. Die Bedienung, eine magere Kreolin, hatte das Glas umgehend vor ihm auf den Tisch gestellt. »Doug Fortnam, mein Name.«
    Barefoot trank ebenfalls. »Fortnam von Cascarilla Gardens?«, erkundigte er sich dann.
    Doug nickte.
    Der Händler richtete seine wässerigen, aber aufmerksamen hellblauen Augen auf ihn. »Was woll’n denn Sie vom alten Barefoot?«, fragte er misstrauisch. »Sie woll’n doch kein Schiff ausrüsten, oder? Und Eisenwaren brauchen Sie auch nicht.«
    »Nein.« Doug lächelte. »Aber ich brauche eine Auskunft. Für die ich gegebenenfalls auch etwas zahlen würde und die selbstverständlich unter uns bleibt. Zumindest würde ich niemandem verraten, wer sie mir gegeben hat.«
    Der Händler zog die Augenbrauen hoch. »So viele Geheimnisse gibt’s nicht auf Jamaika, Sir. Und ich hüt schon mal gar keine. Bei mir geht alles ganz legal zu, Mr. Fortnam. Ich hab nichts zu verbergen.« Er bemühte sich um einen treuherzigen Blick.
    »Bis auf die paar Ausflüge in die Blue Mountains, die Sie gelegentlich unternehmen«, bemerkte Doug. »Leugnen Sie nicht, das weiß jeder. Und von mir aus … meinen Segen haben Sie. Mir ist’s zehnmal lieber, die handeln sich ihre Waren ein, als sie bei uns zu stehlen.«
    Der Händler fixierte ihn misstrauisch. »Sie sind ein gebranntes Kind, nicht?«
    Doug nickte. »Ja. Cascarilla Gardens wurde vor einigen Jahren ausgeraubt. Mein Vater und meine Stiefmutter kamen dabei ums Leben.«
    Barefoot sah unter gerunzelten Brauen vor. »Die Frau auch?«, fragte er. »Komisch, ich dachte … Aber gut, Sie wissen das besser. Mein … äh … herzliches Beileid.«
    »Danke«, sagte Doug und kämpfte gegen das Gefühl der Beengung, das ihn immer lähmte, sobald er an Nora dachte.
    »Was wollen Sie denn nun wissen?«, fragte Barefoot schließlich, nachdem beide erneut dem Rum zugesprochen hatten. »Es geht um die Maroons, ja? Wieder mal eine Strafexpedition? Also ich führ Sie nicht, dass das klar ist. Und ich rat Ihnen auch ab. Wer immer da hingeht, ob Freund oder Feind – die haben ihn im Visier, eine Stunde bevor er die Siedlung auch nur zu Gesicht bekommt. Vergessen Sie’s, da hat sich mehr als ein Gouverneur blaue Augen geholt.«
    Doug nickte wieder. »Ich weiß«, sagte er. »Ich kenne die Berge. Aber ich möchte etwas anderes wissen. Was ist dran an dem Gerücht, die Maroons hielten weiße Sklaven?«
    Barefoots Augen blickten ehrlich verwundert. »Weiße Sklaven? Wo haben Sie denn das her? Aber wie Sie schon sagen, ein Gerücht. Das würde sich auch gar nicht lohnen. Die bauen zwar ein bisschen Zuckerrohr an, aber nur für den Eigenbedarf. Das wächst da oben gar nicht so gut. Jedenfalls schicken sie ihre Frauen aufs Feld, das ist wohl so üblich in Afrika. Und die werden mit dem Gemüse auch ganz gut fertig. Sklaven müssten sie dagegen beaufsichtigen, wozu sie wenig Lust hätten, und Weiße würden ihnen obendrein wegsterben wie die Fliegen. Wissen Sie doch selbst, dass die ganze Rasse nicht geschaffen ist für harte Arbeit in diesem Klima.«
    Doug rieb sich die Stirn.

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