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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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geschickt vom Gouverneur. Sie gipfelte in einer Durchsuchung seines Sklavenquartiers, da Lady Hollister den starken Verdacht äußerte, er böte den Gesuchten Asyl. Seit Doug Maalik und Khadija als vermisst gemeldet hatte, standen auch sie auf der Fahndungsliste.
    »Ich verstehe dieses Misstrauen nicht!«, erregte sich Doug, nachdem die Männer natürlich nichts gefunden hatten. »Ich gehöre schließlich auch zu den Geschädigten. Das Mädchen war Zofe, die Eltern wertvolle Feldsklaven. Und jetzt sind sie weg!«
    Der ältere der Constables schnaubte. »Sie trifft da aber schon eine gewisse Mitschuld, Sir«, erklärte er dann. »Als Sie wussten, dass die Kleine flüchtig war, hätten Sie die Eltern inhaftieren müssen. Warum lassen Sie überhaupt Familien zusammen? Bringt nur ärger, glauben Sie’s mir.«
    »Hätte Lord Hollister die Finger von meiner Sklavin gelassen, wäre das alles nicht passiert«, gab Doug zurück. »Was hatte er bei der Zofe seiner Frau zu schaffen? Zumal ich beide Hollisters ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass ich das Mädchen als Jungfrau zurückhaben möchte. Unbeschadet sozusagen.«
    Die Männer lachten.
    »Nun stellen Sie sich mal nicht so an!«, meinte der Jüngere. »Ein zerrissenes Jungfernhäutchen ist nicht wertmindernd. Oder hatten Sie da selbst Ihre Pläne?« Der Mann grinste.
    Doug zwang sich zu schweigen. Die Männer nahmen das als Zustimmung.
    »Na, also«, meinte der andere. »Sehen wir’s, wie’s ist, sie ist eine Sklavin. Sie hat ihrem Herrn zu Willen zu sein. Dem einen oder dem anderen, wen schert’s?«
    »Das sehe ich anders«, sagte Doug fest und umklammerte die Gemme in seiner Tasche, die er an diesem Tag als Glücksbringer bei sich trug. Nora hätte erwartet, dass er in einer solchen Situation Stellung bezog. »Natürlich ist sie eine Sklavin, aber sie ist auch ein Mensch. Ich habe ihre Arbeitskraft gekauft, die steht mir zu. Das gibt mir jedoch nicht das Recht, sie zu missbrauchen, zu ängstigen und zu demütigen!«
    Erneutes Gelächter.
    »Sie sollten sich um eine Pfarrstelle bemühen, Mr. Fortnam«, kicherte der ältere. »Sie reden wie ein Reverend. Und jetzt, wo die Stevens weggehen …«
    Nachdem Ruth Stevens’ zweiter Sohn wenige Monate zuvor an einem Fieber verstorben war, hatte der Reverend die Waffen gestreckt. Seine Frau hasste die Insel, und ohne ihre Hilfe war die Pfarrstelle nicht zu halten. Nun wartete er nur noch auf seinen Nachfolger. Dann wollten die Stevens nach England zurückkehren.
    »Und die Schwarzen machen’s doch genauso, wenn man sie lässt!«, fügte der Jüngere hinzu. »Man hört, die Maroons halten sich jetzt weiße Sklaven! Vor allem Frauen. Was glauben Sie, wozu sie die brauchen? Zum Wasserholen?«
    Die Männer grölten.
    »Weiße Frauen?« Doug runzelte die Stirn. »Bei den Maroons?«
    Der ältere Constable nickte. »Unglaublich, nicht? Unerhört auch eigentlich, der Gouverneur sollte da einschreiten. Aber der ist im Moment ja sanft wie ein Täubchen, weil er hofft, diesen Vertrag schließen zu können. Für Sie hat’s allerdings was Gutes. Wenn die Kerle zugelaufene Sklaven rückwirkend ausliefern müssen, kriegen Sie vielleicht auch Ihre Flüchtlinge zurück.« Der Mann grinste und machte eine Gebärde des Halsabschneidens.
    Doug äußerte sich nicht mehr, hoffte aber, dass es nicht dazu kam. Wobei er sich auch kaum vorstellen konnte, dass sich die Maroons auf eine rückwirkende Vereinbarung einlassen würden. Das bedingte schließlich einen Volksaufstand in Cudjoe-und Nanny Town. Nein, was immer auch geschehen würde: Alima und ihre Familie waren in Sicherheit.
    Doug ließ die Bemerkung des Constable, die Maroons hielten neuerdings weiße Sklaven, jedoch keine Ruhe. Der Mann hatte Recht, wenn das stimmte, war es ungeheuerlich. Und der Gouverneur musste etwas dagegen tun – die Gesellschaft konnte sich das nicht gefallen lassen. Doug beschloss, bei seinem nächsten Besuch in Kingston mehr über diese Sache herauszufinden und gegebenenfalls die Versammlung der Pflanzer zu informieren. Sein Renommee in der Kingstoner Gesellschaft hatte durch den Vorfall mit Alima schwer gelitten. Lord Hollister war auch jetzt noch, zwei Wochen danach, schwer krank. Er lag fiebernd auf der Plantage im Bett – ein Transport nach Kingston war ihm bislang nicht zuzumuten – und litt unter großen Schmerzen. Immer noch bestand Lebensgefahr. Lady Hollister nahm die Beileids-und Krankenbesuche ihrer Freunde und Nachbarn entgegen, der Lord

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