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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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natürlich ein paar Dinge … nun, ausprobiert. Wie ich meinen Reifrock wippen lassen konnte, wenn ich ging, damit die jungen Männer meine Beine aufblitzen sahen. Wie ich die Spitze in meinem Ausschnitt verrutschen lassen konnte, um ihnen einen Blick auf meinen Busen zu gewähren … Mit Magie hat das allerdings nichts zu tun.«
    »Christen nicht machen Zauber!«, erklärte Princess kategorisch.
    Nora zuckte die Schultern. »So würde ich das nicht sagen. Ich kann mich noch gut an die Geschichten vom französischen Hof erinnern. Die Mätressen Ludwigs XIV. … da hat wohl mehr als eine Hexerei betrieben. Es wurden auch welche verurteilt, war da nicht was mit Madame de Montespan? Oder diese Madame de Maintenon aus Martinique? Jedenfalls ging es um hässliche Dinge, Blutopfer, ermordete Kinder …«
    Princess bekreuzigte sich wieder, Máanu jedoch schaute immer noch ins Leere.
    »Ich hab nur ein Huhn gestohlen«, gab sie zu. »Für den Obeah-Mann. Er versprach mir dafür einen Zauber. Aber du hast ihn gekriegt!« Der alte hasserfüllte Blick traf Nora erneut.
    Nora biss sich auf die Lippen. Sie verstand. Jetzt endlich verstand sie.
    »Du hast das Huhn geopfert, um Akwasi zu bekommen?«, fragte sie. »Und er hat stattdessen … Du hast uns gesehen, nicht? Und du meintest, dass dein Duppy oder sein Duppy oder …« Sie brach ab. So ganz konnte sie die Sache immer noch nicht nachvollziehen. »Aber Máanu, ich habe überhaupt nicht gezaubert!«, erklärte sie dann. »Ich war nur betrunken – und einsam … Deshalb habe ich ihn nicht abgewehrt. Und ich war verliebt, aber ganz bestimmt nicht in Akwasi.«
    Princess hörte nicht auf, sich zu bekreuzigen.
    »Akwasi hatte auch ein Huhn gestohlen«, sagte Máanu unvermittelt mit fast tonloser Stimme. Um dann aufzustehen, ohne weiter darauf einzugehen.
    »Bitte verrate ihn nicht an die Queen. Er muss eines Tages einsehen …« Sie sprach nicht weiter.
    Nora nickte ihr zu. »Von mir wird sie nichts erfahren. Aber du musst mir auch etwas versprechen. Du hast dich jetzt lange genug an mir gerächt. Wenn Nanny mich also irgendwann einmal zurückschicken will – rede es ihr nicht aus!«
    Princess schob sich näher an Nora heran, als Máanu gegangen war. »Du nicht musst warten, bis Nanny dich schickt zurück«, flüsterte sie verschwörerisch. »Ich nicht hier, weil weggelaufen. Viel zu viel Angst, weglaufen, Backras hauen ab Fuß, weißt du …« Sie schüttelte sich. »Und Reverend sagt, guter Christ sein gute Diener …«
    Nora hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie war noch zu aufgewühlt von dem, was Máanu erzählt hatte. Sie wusste also tatsächlich von Noras kurzer Affäre mit Akwasi und fühlte sich um ihren Zauber betrogen. Kein Wunder, dass sie wütend gewesen war. Mit dem Diebstahl des Huhns hatte sie ihr Leben riskiert. Aber Liebe ließ sich nun mal nicht erzwingen …
    »Ich hier, weil mich gekauft Backra Fortnam«, sprach Princess weiter und hatte damit schlagartig Noras ganze Aufmerksamkeit.
    »Er mich schicken, zu sagen weiße Missis, dass er warten. An Quelle, zwei Meilen von hier. Du gehen zu ihm, weiße Missis, wenn du ihn noch wollen! Er dich bringen heim! Hier ist Beweis!«
    Die Gemme aus Simons altem Siegelring fiel in Noras Hände.
    Nora betrachtete sie ungläubig. Dann brach sie in Tränen aus.

KAPITEL 7
    N ora folgte dem Uferpfad mit klopfendem Herzen. Sie verließ sich darauf, dass Akwasi sie auch in dieser Nacht nicht aufsuchen würde, und ging im Schutz der Dämmerung. Allerdings würde sie ohnehin niemand aufhalten. Auf der Lichtung am Wasser stand Tolos Hütte. Die Wächter würden keiner Frau verwehren, dort hinzugehen. Aber Doug konnte sich auch kaum bei der Quelle versteckt halten, ohne von der alten Baarm Madda entdeckt worden zu sein. Also gab es drei Möglichkeiten: Vielleicht irrte sich Princess, dann würde sie Doug nie finden. Vielleicht hatte er Tolos Hütte rechtzeitig gesehen und war vor möglicher Entdeckung geflohen – dann war es ebenso aussichtslos. Oder Tolo versteckte ihn …
    Der letzte Gedanke ließ Noras Herz schneller schlagen. Tolo war immer auf ihrer Seite gewesen. Womöglich würde sie ihr auch bei der Flucht behilflich sein. Sie musste jeden Pfad rund um ihre Hütte kennen – bestimmt gab es Möglichkeiten, Nanny Town oberhalb der Siedlung zu umgehen und sich dann zur Nordostküste durchzuschlagen. Es gab dort kleine Orte wie Port Antonio und Port Maria, wo sie Aufnahme finden würden. Auf dem direkten Weg Richtung Kingston zu

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