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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sagte sie dem Kind, dass es nur auf eine kurze Reise ging …
    Auf jeden Fall würde sich eine Lösung finden – Nora konnte sich an diesem Morgen nicht vorstellen, dass sich irgendetwas nicht in ihrem Sinne entwickeln konnte. Ihr Leben war lange genug kompliziert gewesen, jetzt endlich würde sich alles zum Guten wenden.
    Diese Träume zerplatzten allerdings gleich eine Stunde nach ihrer Rückkehr nach Nanny Town. Nora saß mit Princess vor ihrer Hütte, aß ein paar Früchte und erzählte ihrer neuen Freundin gerade so viel über ihre Nacht mit Doug, dass Dede, die in der Nähe spielte, nicht aufmerksam wurde.
    »Aber ihr doch wollt heiraten, nicht?«, vergewisserte sich die etwas prüde Princess gerade, als Akwasi mit grimmigem Gesicht aus Richtung des Dorfes kam. Er baute sich in furchterregender Pose vor Nora auf und blitzte sie an.
    »Was hast du gemacht? Die ganze Nacht bei der Hexe? Irgendwelche Verschwörungen, irgendwelche Zauber? Oder wieder ein … ein Kind? Zieh dich aus, du weißes Luder! Zieh dich aus, ich will sehen, ob du blutest!«
    Nora erzitterte innerlich. Natürlich, die Wächter. Man hatte sie sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg zu Tolo gesehen und Akwasi darüber informiert. Wobei die abergläubischen Männer zum Glück nur irgendwelche geheimen Rituale fürchteten. Auf die Wahrheit war zumindest bis jetzt noch niemand verfallen. Das musste so bleiben. Und das würde es nur, wenn Nora sich nichts anmerken ließ. Möglichst gleichmütig ließ sie ihren Rock sinken und hoffte, dass Akwasi ihre Brust nicht sehen wollte. Hier konnten Dougs stürmischere Küsse und Zärtlichkeiten vielleicht Spuren hinterlassen haben. Aber an ihrem Unterleib war sicher nichts zu erkennen – Doug und Nora hatten vor ihrem Aufbruch ausgiebig im Teich unterhalb des Wasserfalls gebadet. Außerdem hatten sie um Tolos Feuer gesessen, und der Geruch der darin verbrannten Kräuter hing jetzt noch in Noras Kleidern und ihrem Haar. Princess hatte die Nase gerümpft, als sie sich zu ihr setzte. Jetzt wandte die befreite Sklavin sich beschämt ab, als Nora sich entblößte.
    »Zufrieden?«, fragte Nora ihren Mann höhnisch. »Oder willst du auch noch die Kräuter sehen, die man nach Tolos Ansicht nur in Halbmondnächten pflücken darf ? Da muss ich dich enttäuschen, sie trocknen noch über ihrem Feuer. Aber riechen kannst du sie!«
    Todesmutig hob sie Akwasi ihren Rock entgegen. Als glühender Anhänger Nannys hatte er die Obeah-Frau sicher noch nicht besucht und konnte nicht wissen, dass es im Umfeld ihrer Feuer und der Wohnungen ihrer Geister immer bestialisch stank.
    Akwasi schüttelte sich, als er den Geruch wahrnahm. »Was macht man mit dem Zeug?«, fragte er widerwillig. »Tote aufwecken? Oder eher Gift mischen? Ich seh dich nicht gern bei dieser Hexe, Nora, also halt dich fern!«
    Akwasi drehte auf dem Absatz um – sicher selbst etwas beschämt über seinen Ausbruch. Nora zog ihren Rock wieder an und schaute ihm wütend nach. Akwasis Verbot, Tolo zu treffen, machte ihren Aufbruch am nächsten Tag viel komplizierter – besonders wenn Akwasi die Wachen anwies, auf sie zu achten. Sie konnte nur hoffen, dass sie es ihm nicht sofort meldeten, wenn sie vorbeiging, und dass Doug und sie weit genug fort waren, wenn Akwasi zu suchen begann. Kurze Zeit dachte sie auch darüber nach, die Flucht aufzuschieben. In einer oder zwei Wochen würden vielleicht nicht Akwasi, aber ganz sicher die Wachmänner sein Verbot vergessen haben. Nanny tauschte die Wachen auch oft aus, das Risiko wäre geringer. Um wieder dadurch größer zu werden, dass die Patrouillen aufmerksamer sein würden.
    Nora überlegte hin und her, aber im Grunde stand ihr Entschluss fest: Sie hatte genug von Akwasi, seinen Einschränkungen und Eifersuchtsanfällen. Nora wollte weg, lieber heute als morgen!
    Nora erntete nicht nur gemeinsam mit Tolo Heilkräuter – eigentlich tat sie das sogar viel häufiger allein, und meist während des Tages, wenn sie die oft kleinen Wurzeln, Beeren und Blätter besser sehen und von ähnlichen Pflanzen unterscheiden konnte. So verabschiedete sie sich auch am Tag ihrer Flucht schon gegen Mittag von den anderen Frauen auf dem Feld.
    »Ich gehe in den Wald, ich habe gestern mit Tolo ein paar Pimentbäume entdeckt, die gerade Beeren tragen. Am besten pflücke ich gleich welche, bevor ich vergesse, wo die Bäume stehen.«
    Die anderen Frauen nickten nur dazu. Lediglich Jefe protestierte, als Nora Anstalten machte, Dede

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