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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Stockfisch, aber Okraschoten konnte sie braten – sie selbst zog das traditionelle Frühstück der Weißen auf Jamaika nach wie vor den von den Afrikanern so geliebten Hülsenfrüchten vor. Außerdem hortete sie ein wenig Kaffee. Sie kultivierte Kaffeebohnen auf ihrem Stück Land und röstete sie selbst.
    Princess lockte der Geruch wie erwartet aus der Hütte. Sie taumelte verschlafen heraus und hockte sich neben Nora ans Feuer. Das Sitzen auf dem Boden schien ihr fremd zu sein, sie kam sicher nicht aus Afrika. Wahrscheinlich war sie schon als Sklavin geboren. Während sie noch an ihrem Kaffee nippte, erschien überraschend Máanu. Nora wunderte sich darüber. Máanu beehrte sie selten mit ihrem Besuch und eigentlich nie so früh am Morgen. Nora verhielt sich wachsam – während Princess die junge Frau bewundernd anstarrte. Máanu wirkte imponierend und exotisch. Sie trug einen bunten Kaftan, und ihr langes Haar hatte jemand zu vielen Dutzend, am Kopf eng anliegenden Zöpfchen geflochten. Das betonte die schlanke, aristokratische Form ihres Schädels und ihres Gesichts – Nora musste wieder an die sagenhafte Königin Kleopatra denken. Allerdings wirkte Máanu alles andere als glücklich und hielt sich auch nicht so stolz und selbstsicher aufrecht wie sonst.
    »Ich wollte fragen, wie es ihr geht«, wandte sie sich an Nora und zeigte auf Princess, nachdem sie kurz gegrüßt hatte.
    Nora zuckte die Schultern. »Frag sie selbst, sie kann für sich sprechen«, bemerkte sie. »Während ich im Gedankenlesen immer noch Schwächen aufweise. Aber das weißt du ja …« Sie füllte einen weiteren Becher Kaffee für Máanu.
    Máanu gönnte Princess keinen Blick. Ihr Anliegen richtete sich klar an Nora. »Du … wirst es der Queen doch nicht erzählen, oder?«, fragte sie leise.
    Nora runzelte die Stirn. »Was?«, fragte sie. »Die Sache mit Akwasi? Sein Versuch, eine neue Bürgerin von Nanny Town als Trophäe für verdiente Krieger auszugeben? Die Queen sollte das eigentlich erfahren. Aber wie du ebenfalls weißt, gehöre ich nicht gerade zu ihren engsten Vertrauten.«
    Máanu spielte mit ihrem Armreif. Sie trug bunten Schmuck, den ein paar Frauen aus Afrika in ihrer Freizeit fertigten.
    »Er … er ist nicht so …«, murmelte sie vage. »Er ist nur …«
    Nora suchte ihren Blick. »Máanu, du brauchst ihn nicht zu verteidigen. Ich weiß genau, wie er ist. Unser gemeinsamer Mann fließt über vor Selbstmitleid, weil man ihn als Zehnjährigen einmal furchtbar ungerecht behandelt hat. Um sich dafür zu rächen, schlägt er seit Jahren um sich, dabei hätte er nun wirklich keinen Grund mehr dafür. Er ist hoch geachtet, er kriegt alles, was er will – aber nein, er muss sich auch noch aufspielen …«
    »Er will diese Männer hinter sich wissen«, erklärte Máanu. »Sie sollen sich ihm verpflichtet fühlen, wenn es mal … wenn es mal …«
    »Wenn mal was?«, fragte Nora. »Plant er einen Aufstand gegen Granny Nanny? Oder befürchtet er, dass der Gouverneur doch noch Truppen schickt und dass er fliehen muss und anderswo eine Stadt gründen? Oder will er sich einfach Freunde kaufen, weil er sonst keine hat?«
    Máanu vergrub das Gesicht in den Händen. »Er hat Angst, dass sie dich zurückschickt«, sagte sie erstickt. »Wenn der Vertrag unterzeichnet wird. Dann kann er dich nicht länger versteckt halten, und wenn der Gouverneur erfährt, dass du hier bist … Er könnte dich zurückfordern.«
    Nora stellte ihren Kaffeebecher ab. Ungläubig starrte sie Máanu an.
    »Akwasi würde einen Aufstand gegen Nanny riskieren, um mich behalten zu können?«, fragte sie verblüfft. »Aber das … Mein Gott, Máanu, so wichtig kann ich ihm einfach nicht sein! Das ist unmöglich, er …«
    »Er liebt dich«, sagte Máanu kurz. »Keine Ahnung, wie du das geschafft hast …« Sie seufzte und schaute dann mit leerem Blick von Nora zu der nervösen Princess. »Was tut ein Christenmädchen, wenn es einen Mann mehr will als alles andere?«, fragte sie müde. »Was für eine Magie habt ihr, die ich nicht habe?«
    Nora tat sie plötzlich leid. Aber Máanu durfte sich nicht weiter in eine Sache verrennen, die letztlich zum Vorwurf der Hexerei führen konnte.
    »Das Einzige, was ich für den Mann tun konnte, den ich mehr wollte als alles andere«, sagte Nora hart, »war beten. Aber es hat nichts genützt. Er ist trotzdem gestorben. Und es tut mir leid, Máanu, aber danach habe ich mich nicht mehr um allzu viel Koketterie bemüht. Vorher habe ich

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