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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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überhaupt nichts anfangen. Letztlich meinte er allerdings, alles halbwegs verstanden zu haben, wobei es ja auch nicht allzu schwierig war. Je weiter hinauf in die Berge sie gingen, bevor sie sich ostwärts hielten, um Nanny Town zu umgehen, desto sicherer. Aber auf einen Abstieg auf die andere Seite ließ man sich besser nicht ein, da drohten Begegnungen mit den Leuten Cudjoes oder Accompongs.
    Die letzten Stunden hatte er mit angespanntem Warten verbracht – damit rechnend, dass Nora wieder erst gegen Abend kam. Ihr schon mittägliches Erscheinen war eine freudige Überraschung, und er musste sich sehr beherrschen, sie nicht spontan in die Arme zu ziehen. Nora wehrte ihn jedoch mit einem Stirnrunzeln und einem Seitenblick auf das kleine Mädchen ab, das brav an ihrer Hand mitlief.
    »Das ist Deirdre«, stellte sie vor.
    Doug lächelte der Kleinen zu. Er hatte nicht mit einer so ausgeprägten Schönheit und ähnlichkeit mit Nora gerechnet.
    »Aber du wirst kein Unglück über Irland bringen, oder?«, neckte er sie.
    Dede schenkte ihm einen verwirrten Blick aus ihren grünen Augen und runzelte die Stirn, wie es für Nora typisch war. Doug liebte sie sofort.
    »Ich muss dir die Geschichte mal erzählen«, sagte er dann. »Deirdre war der Name einer Prinzessin, weißt du. Ein wunderschönes Mädchen, aber bei seiner Geburt wurde ihm geweissagt, es würde Unglück über Irland bringen …«
    »Ist ein Unglück gekommen?«, erkundigte sich Dede neugierig. Sie liebte Geschichten.
    »In gewisser Weise«, meinte Doug. »Aber es war nicht Deirdres Schuld. Der König hat selbst …«
    »Unser Freund Doug erzählt dir die Geschichte unterwegs«, unterbrach ihn Nora und sah besorgt auf den Weg, über den sie gekommen war. »Lass uns aufbrechen, mir ist das nicht geheuer mit Akwasi. Ich hätte doch sagen sollen, ich sammle die Beeren ganz woanders … Jedenfalls sollten wir gehen.« Sie warf ihr Bündel über die Schulter.
    »Ihr solltet besser bleiben!« Eine gebieterische Stimme hallte vom Rand der Lichtung.
    Doug suchte nach seiner Pistole, aber die Waffe war in seinem Rucksack verstaut, und der Säbel, den er schnell gezogen hatte, half ihm kaum gegen die Übermacht. Akwasi und drei nicht minder große schwarze Wachmänner traten eben aus dem Wald.
    »Sieh an, sieh an, und ich dachte immer, die Hexerei hier sei Aberglaube!«, sagte Akwasi mit grimmigem Lachen. »Aber nein, der alten Tolo scheint es ja möglich zu sein, längst vergessene Liebhaber aus der Luft erscheinen zu lassen. Oder wie bist du hergekommen, Fortnam?«
    Doug zuckte die Schultern und hielt ihm herausfordernd die Waffe entgegen. Vielleicht konnte er einen Speer damit abwehren, wenn Akwasi ihn warf. Allerdings kaum vier Speere …
    »Ich komme immer zurück, Akwasi«, sagte er dann. »Du hättest darauf vertrauen sollen. Es hat lange gedauert, aber heute wärst du Busha auf Cascarilla Gardens.«
    Akwasi lachte. »Obernigger beim Backra! Genau das hab ich mir immer gewünscht … Aber du konntest deinen Alten ja nicht mal selbst aus dem Weg schaffen. Wenn ich das nicht gemacht hätte …«
    »Ich war zehn, Akwasi!«
    Doug hatte das Gefühl, diese absurde Auseinandersetzung endlos führen zu müssen. Aber zumindest wusste er jetzt, wer Elias Fortnam erschlagen hatte. Er konnte es Akwasi nicht wirklich übel nehmen. Die Art und Weise, wie sein Vater getötet worden war, ließ ihn für seine eigene Zukunft wenig Gutes ahnen.
    »Lass uns gehen, Akwasi!« Das war Nora. Sie wusste, es würde keinen Zweck haben, aber sie musste wenigstens versuchen, an Akwasis Vernunft zu appellieren – und an seine Liebe. »Wenn dir etwas an mir liegt, Akwasi, dann lass uns gehen. Ich gehöre zu Doug, nicht zu dir. Ich will nach Hause. Und du gehörst zu Máanu. Sie liebt dich …«
    »Máanu sitzt brav zu Hause, wie es sich einer guten Ehefrau geziemt«, sagte Akwasi. »Während du mich betrügst. Es wäre interessant zu wissen, wie das in Afrika bestraft wird. Einer von den Mohammedanern hat mir mal erzählt, sie steinigen die Weiber …«
    »Wenn du mich umbringst, hast du mich auch verloren«, bemerkte Nora. »Du verlierst mich auf jeden Fall, Akwasi. Und was Doug angeht … Ihr wart einmal Freunde. Ist da wirklich gar nichts mehr, was euch verbindet?«
    Sie brauchte nur in Akwasis Augen zu sehen, um zu erkennen, dass da durchaus etwas war. Allerdings nur Hass. Blanker Hass.
    »Lass es sein, Nora, es lässt sich nicht in Frieden lösen«, sagte Doug. »Aber anders ginge es,

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