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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die Stirn. Er hoffte nur, die Frauen wollten das jetzt nicht auch noch erörtern. »Ein Friedensschluss zwischen Krone und Maroons ist auf jeden Fall ein Anfang«, kam er zurück zum Thema und erinnerte sich an sein lange zurückliegendes Studium der Rechte. Vielleicht konnte er jetzt endlich etwas damit anfangen. »Geben Sie mir noch mal das Vertragswerk, Queen, ich schaue es mir an. Mit ziemlicher Sicherheit kann man die Frage mit der Rückgabe der Sklaven offen formulieren. Ich schreibe Ihnen das so um, dass jeder zufrieden ist – aber niemand etwas einwenden kann, wenn Sie entlaufenen Sklaven trotzdem weiter Asyl geben …«
    Nanny runzelte die Stirn. »Aber das … Ein solcher Vertrag ist etwas Heiliges. Wenn man etwas festschreibt … wenn man etwas verspricht …«
    Doug lächelte. »Der Trick ist, einfach nicht zu viel zu versprechen.«
    Dougs und Noras Aufbruch verzögerte sich noch zwei Tage, aber dann lag der Vertrag zwischen Krone und Maroons sauber ausgeführt und gestochen formuliert der Queen vor. Die Maroons bekannten sich darin klar zu der Vorstellung, dass ein Knecht seinem Herrn Treue schuldete. Sie erklärten sich ausdrücklich bereit, auf entflohene Sklaven dahingehend einzuwirken, den ihnen von Gott zugewiesenen Platz umgehend wieder einzunehmen.
    »Woher wissen, welchen Platz Gott gewiesen?«, fragte Princess verwirrt, als Doug Nora den Passus vorlas.
    Nora lachte. »Das ist es ja eben, Princess. Nanny und der Gouverneur können darüber durchaus geteilter Meinung sein.«
    »Und einwirken bezeichnet alles zwischen gut zureden und in Fesseln legen«, erklärte Doug. »Ich fürchte, Cudjoe wird Letzteres tun. Aber Nanny kann so vielen Sklaven Asyl bieten, wie sie will.«
    Nanny hörte sich den veränderten Vertragsentwurf mit verklärtem Gesicht an. »Du verstehst es, mit Worten zu zaubern«, sagte sie schließlich anerkennend.
    Doug zuckte die Schultern. »Eine Kunst, die ich erlernt habe. Akwasi und ich haben beide unsere Opfer dafür gebracht … Kann ich dem Gouverneur den Vertrag so vorlegen?«
    Nanny nickte. »Sag ihm, wir werden nach Spanish Town kommen, um ihn zu unterschreiben. Ein Friedensschluss erfordert ein Fest.«
    Doug lächelte. »Wir werden am Hafen von Kingston Salut schießen!«, versprach er.
    Nanny wandte sich jetzt an Nora. »Wir müssen noch über die Kinder sprechen«, sagte sie ruhig.
    Nora sah argwöhnisch auf. »Ich werde nicht ohne Dede gehen, und der Gouverneur …«
    »Haben wir nicht gerade Frieden geschlossen?«, fragte Nanny müde. »Wir sprechen nicht nur von deiner Tochter, weiße Frau. Wir sprechen auch von deinem Sohn Jefe.«
    »Aber Jefe ist Máanus Sohn!«, wunderte sich Nora.
    »Nachdem Máanu fort ist, gilt er als der deine. Auch du warst die Frau seines Vaters. Also, was ist mit den Kindern, weiße Missis? Du weißt, was ihnen blüht, wenn du sie mitnimmst. Die Weißen werden sie Nigger nennen …«
    »Deirdre ist sehr hellhäutig«, murmelte Nora.
    Die Queen schnaubte. »Das wird ihr nicht helfen. Aber davon abgesehen: Jefe ist schwarz wie die Nacht. Also, was willst du tun?«
    »Wir werden beide mitnehmen!«, sagte Doug. »Vielleicht kann ich an Jefe gutmachen, was Akwasi widerfahren ist.«
    Nanny schloss für einen Moment die Augen. »Oder du wirst die Geschichte wiederholen«, meinte sie dann. »Nun, es geht mich nichts an. Es sind deine Kinder, weiße Frau. Ich hoffe, dass die Götter dich leiten.«
    Sie erhob sich majestätisch und wies den beiden den Weg aus ihrer Hütte. Doug verstand plötzlich, warum die Maroons diese kleine, unscheinbare Frau ihre Königin nannten.

KAPITEL 10
    N ora und Doug brauchten vier Tage für den Rückweg nach Kingston. Doug schleppte sich auf zwei Krücken dahin, denn Nora verbot ihm, das verletzte Bein aufzusetzen. So brauchte er viele Pausen, und natürlich hielten auch die Kinder die Wanderer auf. Dede und Jefe waren überglücklich über den gemeinsamen Ausflug, aber sie wurden auch schnell müde, und Nora konnte zwar ihre Tochter, nicht aber den sehr viel größeren und stämmigeren Jefe tragen. Dabei quengelte der Junge mehr als seine drei Monate ältere, aber sehr viel zierlichere Schwester. Máanu und Akwasi hatten ihn heillos verwöhnt, er wurde schnell unleidlich, wenn es nicht nach seinem Kopf ging.
    »Mama Adwe wird ihm den Dickkopf schon zurechtsetzen«, meinte Doug verärgert, nachdem der Kleine stundenlang gemault und gejammert hatte. »Sie wird überglücklich sein, wieder Kinder um sich zu haben.

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