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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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à l’anglaise nannte und besonders in England immer mehr Freunde fand. Im Bekanntenkreis ihres Vaters hatte er sich allerdings noch nicht durchgesetzt. Mr. Fortnams Kleidung wirkte neu und kaum getragen.
    »Mr. Fortnam ist erst vor ein paar Tagen in London eingetroffen«, informierte ihr Vater eben die MacDougals. »Allerdings machen wir schon länger Geschäfte miteinander. Mr. Fortnam ist Zuckerrohrpflanzer. Er kommt aus Jamaika.«
    Nora erstarrte. Seit sie damals die Wentworths aus Barbados kennengelernt hatte, war ihr nie wieder jemand begegnet, der Besitzungen in den Kolonien hatte. Nun hatte sie solche Bekanntschaften nach Simons Tod auch nicht mehr forciert, und es mochte Zufall sein, dass ihr Vater niemanden mehr ins Haus gebracht hatte, der von den Inseln erzählen konnte. Vielleicht hatte er das aber auch bewusst getan, um ihre Träume von einer Auswanderung nicht weiter zu nähren.
    »Tatsächlich?« Lady Margaret heuchelte sofort Interesse.
    Nora musste inzwischen ihre weiteren Besucher in Empfang nehmen, Mr. und Mrs. Roundbottom. Mr. Roundbottom begrüßte Fortnam wie einen alten Bekannten. Natürlich, auch er war Kaufmann und hatte mit dem Pflanzer zu tun. Elias Fortnam wandte sich Nora erst wieder zu, als es Zeit war, sie zu Tisch zu geleiten.
    »Ich hoffe doch, dass die Ehre mir zukommt«, sagte er charmant.
    Nora legte ihm höflich die Hand auf den Arm und führte ihn ins Speisezimmer. Dabei hatte sie Zeit, ihn näher zu betrachten. Fortnam war ein großer, schwerer Mann und zweifellos stark. Sein Gesicht war großflächig, die Lippen vielleicht etwas schmal. Unter üppigen Brauen blickten wache blaue Augen auf Nora herab. Freundlich interessiert, nicht forschend wie die der meisten Männer, die Nora näherkamen. Zweifellos hatte er nie etwas von dem Skandal gehört, in den sie zwei Jahre zuvor verwickelt gewesen war, und auch nichts von ihrer Zurückhaltung und Menschenscheu, von der man neuerdings redete, wenn die Sprache auf Thomas Reeds Tochter kam.
    »Jamaika muss schön sein«, bemerkte sie, als man sich schließlich gesetzt hatte und die Diener den ersten Gang auftrugen.
    Fortnam lächelte ihr zu. »O ja!«, erklärte er. »Zumindest, wenn man nichts gegen feuchte Wärme einzuwenden hat – es ist das ganze Jahr über sehr heiß, und gelegentlich wüten Hurrikans. Auf Letztere könnten wir gut verzichten, vorletztes Jahr hat mir einer die halbe Ernte vernichtet. Und die Hitze … viele Weiße mögen sie ja nicht, gerade die Ladys beklagen sich gern. Aber das ist lebensnotwendig, sonst wächst kein Zuckerrohr. Die Vegetation ist ohnehin üppig, auch im Inland. Wo immer wir nicht roden, wuchert der Dschungel.«
    »Zudem ist es eine regenreiche Gegend, oder?«, erkundigte sich Lord MacDougal. »Worauf Sie jetzt wieder antworten werden, dass Ihnen auch das gefällt, weil es das Zuckerrohr wachsen lässt.«
    Fortnam schürzte die Lippen. »Das könnten wir auch ohne Regen bewässern«, bemerkte er. »Es gibt ausreichend Bachläufe und Flüsse, die in den Bergen entspringen. Daher hat die Insel sogar ihren Namen. Jamaika kommt von Chaymaka – Insel der Quellen.«
    »Chaymaka ist aber nicht spanisch, oder?«, fragte Nora.
    Fortnam runzelte die Stirn. »Wie kommen Sie darauf ? Ach so, weil die Insel ursprünglich in spanischem Besitz war, aber das ist lange her. Admiral Penn hat sie den Kerlen schon 1655 abgenommen. Nein, der Name kommt irgendwie von den Ureinwohnern, da soll’s wohl mal eine Art Indianer gegeben haben …«
    »Die Arawaks«, erinnerte sich Nora. Simon hatte davon gelesen. »Sie waren … sie waren wohl sehr … friedlich.«
    Fortnam lachte dröhnend. »Sicher einer der Gründe für ihr Aussterben. Aber keiner weiß das wirklich, die waren schon größtenteils weg, als die Spanier kamen, Kolumbus und die Seinen haben ihnen dann den Rest gegeben. Jetzt gibt’s jedenfalls keine Indianer mehr, nur uns und die Neger – wobei die schon genug ärger machen.«
    »Sie haben Probleme mit freien Schwarzen, nicht wahr?«, fragte Mr. Roundbottom.
    Fortnam zuckte die Schultern. »Probleme ist übertrieben … Es sitzen halt ein paar in den Bergen. Und wenn Sie mich fragen, ich hätte die Nester schon längst ausgeräuchert. Keine Ahnung, warum das bisher noch keiner geschafft hat. So muss man immer ein bisschen aufpassen, die Kerle gehen gern auf Raubzug. Wobei Cascarilla Gardens – der Name meiner Pflanzung – direkt an der Küste liegt, nah bei Spanish Town. Da sind wir nicht gefährdet,

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