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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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das sich brennend für die Geschichte, die Flora und Fauna von Karibikinseln interessierte. Fortnam hatte die sieben Meere ausgiebig bereist, bevor er auf Jamaika sesshaft wurde – er war zweifellos nicht als Lohnsklave auf die Insel gekommen wie damals Mr. McArrow. Nora schwante, dass er sein Vermögen zumindest teilweise auf Piratenschiffen gemacht hatte – aber das blendete sie ebenso aus wie die Sklavenhaltung auf seiner Plantage. Sie wusste, dass die Londoner Gesellschaft anfing, über sie und Elias Fortnam zu reden – Eileen MacDougal-Pearce versuchte schon, ihr Geständnisse bezüglich zärtlicher Gefühle zu entlocken. Aber im Grunde war Fortnam ihr völlig egal. Wichtig war nur, dass es ihm gelang, ihre Trauminsel für sie wieder zum Leben zu erwecken.
    Bevor sie einschlief, sah Nora nun nicht mehr die dunkle, stickige Mansarde vor sich, in der Simon gestorben war, ein Bild, das sie verfolgte, seit sie die Eastside verlassen hatte. Stattdessen träumte sie sich wieder an den Strand ihrer Insel und suchte die Lichtung, auf der ihre Hütte stand. Sie fand Trost in der Vorstellung, dass Simon dort auf sie wartete. Sie musste nur dem Gesang der Vögel und dem Duft der Blüten folgen, die Elias Fortnam ihr so bereitwillig und farbig schilderte. Nora genoss die Gesellschaft des Pflanzers und vermisste ihn, als er nach Oxford abreiste, um seinen Sohn zu treffen. Wobei diese Familienzusammenführung wohl nicht unter dem besten Stern stand. Er würde Douglas gründlich die Leviten lesen, vertraute Elias Nora an, als sie am Tag vor seiner Abfahrt ausritten.
    »Da schicke ich den Jungen nach England, damit er lernt, sich seinem Stand entsprechend zu benehmen und die Plantage zu führen wie ein Gentleman. Und was plant er? Herumzigeunern durch halb Europa! Rom sehen und Griechenland … angeblich natürlich nur aus Gründen der Bildung! Aber das kann er vergessen! Das finanziere ich nicht mit meinem sauer verdienten Geld! Er wird sich auf den Hosenboden setzen und lernen, dafür ist er dort!«
    So ganz schien dieser Plan jedoch nicht aufgegangen zu sein; Fortnam wirkte ziemlich missgestimmt, als er schon nach einer Woche nach London zurückkehrte. Der junge Douglas hatte sich wohl wenig um die Einwände seines Vaters geschert. Auch seine Kommilitonen, mit denen er die Reise plante, verfügten nicht über große Geldmittel. Die jungen Abenteurer waren durchaus willig, sich unterwegs Arbeit zu suchen und ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
    »Was schwebt ihnen denn da vor?«, fragte Thomas Reed belustigt.
    Die Männer saßen im Herrenzimmer der Wentworths, die wieder mal in London weilten und ein Fest gaben. Im Saal wurde getanzt, aber Nora nutzte den Abend, um ein paar der anwesenden Matronen zum Spenden für ihre Armenküche zu bewegen. In der letzten Zeit hatte sie die wohltätige Arbeit vernachlässigt und kämpfte jetzt mit einem schlechten Gewissen.
    Fortnam war das recht, er belegte Nora nicht pausenlos mit Beschlag, sondern sprach ganz gern mal mit ihrem Vater. Die beiden rauchten und genossen den hervorragenden Punsch, zubereitet mit Rum von der Plantage der Gastgeber.
    Fortnam zuckte die Schultern. »Schiffe entladen im Hafen, Steine klopfen in Marmorsteinbrüchen … was weiß ich, was man da im Süden so treibt. Nun ist der Junge ja stark wie ein Ochse, schaden wird’s ihm nicht. Aber dennoch schmeckt’s mir nicht, dass sich ein Fortnam für Sklavenarbeit verdingt.«
    Thomas Reed nahm einen gelassenen Zug aus seiner Zigarre. »Ach, lassen Sie mal, der kommt schon wieder und setzt sich dann viel freudiger hinter die Bücher. So junge Kerle wollen sich die Hörner abstoßen, die Welt sehen.«
    »Na, Ihre Tochter scheint ja auch vom Fernweh geplagt«, bemerkte Fortnam und füllte den Männern erneut die Gläser. »Erwägen Sie, Nora nach Übersee zu verheiraten?«
    Reed sah ihn forschend an. »Soll das ein Antrag werden, Mr. Fortnam?«
    Elias Fortnam lehnte sich zurück in seinen Sessel und blies Rauch aus. »Ich bin nicht auf Brautschau nach London gekommen«, sagte er dann ruhig. »Das müssen Sie mir glauben. Aber in der letzten Zeit … Ich gestehe, dass ich darüber nachdenke. Nora ist eine entzückende junge Frau und scheint mir in gewisser Weise gewogen. Ihr Interesse an meiner Heimat erfreut mich – ich denke, sie gehört nicht zu diesen Damen, die sich erst auf die Plantagen verheiraten, aber dann nichts als klagen. Über die Hitze, die Neger … Nora scheint ein zupackendes kleines Ding zu sein.

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