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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Sie streifte die Reitstiefel ab und fühlte den nachgebenden Sand unter ihren nackten Füßen. So hatte sie es sich nicht vorgestellt, sie hatte stets gedacht, er sei weicher, würde sie weniger tragen … Zögernd, fast ungläubig, lief sie Richtung Wasser über den warmen Strand und rannte dann wie ein Kind. Als sie das Meer erreichte, ließ sie sich, ohne auf ihr Kleid zu achten, auf die Knie nieder. Nora spürte die Kühle des Wassers, tauchte ihre Hände hinein und spielte mit den sanft gegen das Ufer plätschernden Wellen. Es war überwältigend. Aber sie konnte keine Freude empfinden.
    Nora begann herzzerreißend zu weinen.

KAPITEL 8
    E lias zeigte sich ungehalten, als er von Noras Ausritt ans Meer ohne männliche Begleitung hörte.
    »Ich weiß, ich weiß, hier ist keine Gefahr erkennbar«, hielt er ihr vor. »Aber es gibt die Maroons, und oberhalb von Kingston ist es erst vor kurzem zu Angriffen gekommen, meint Hollister. Mal ganz abgesehen davon, dass es sich nicht gehört, wenn eine Lady allein in der Weltgeschichte herumreitet.«
    »Maroons?«, erkundigte sich Nora, ohne auf die Frage der Schicklichkeit einzugehen. »Das sind freie Schwarze, nicht? Aber …«
    »Das ist die Brut der schwarzen Mistkerle, die damals von den Spaniern hiergelassen wurden!«, wütete Elias. »Kleines Geschenk an die englischen Eroberer. Bevor die Spanier abzogen, ließen sie ihre Sklaven frei und bewaffneten sie! Man muss sich das mal vorstellen! Es ist mir immer noch unerklärlich …«
    Für Nora war das gar nicht so unverständlich, sondern eher eine Art Fortsetzung der Kriegsführung mit anderen Mitteln. Die spanischen Pflanzer hatten den Räubern ihres Landes noch rasch ein paar Läuse in den Pelz gesetzt – wahrscheinlich freuten sich ihre Nachkommen heute noch über den gelungenen Coup.
    »Haben wohl gedacht, die Neger würden kämpfen!«, erregte sich Elias inzwischen weiter. »Aber weit gefehlt, das Pack verzog sich sofort in die Berge, und da sitzt es bis heute. Viel zu feige für offenen Krieg, aber sie machen immer mal wieder Vorstöße, rauben hier, plündern da … Mal verstecken sie entlaufene Sklaven, mal liefern sie die gegen Belohnung aus. Zu trauen ist ihnen nie, auch wenn es manchmal so was wie Verträge und Absprachen gibt.«
    »Und die kommen bis hierher an unseren Strand?«, wunderte sich Nora.
    Elias zuckte die Schultern. »Die können überall sein«, behauptete er. »Also nimm einen Burschen mit, wenn du reitest. Und achte auf deinen Teint, du warst schon wieder zu viel in der Sonne!«
    Nora bat also beim nächsten Ritt einen der Sklavenjungen aus dem Stall um Begleitung, aber so richtig machte es mit ihm keinen Spaß. Die Knechte durften nur Maultiere reiten, und auch das hatten sie nie gelernt. Der Junge rutschte also ziemlich hilflos auf dem ungesattelten Rücken seines Mulis herum, und wenn Nora trabte oder galoppierte, lief er ständig Gefahr herunterzufallen. Im Wald vor dem Zugang zum Strand ließ sie ihn absteigen und die Pferde halten, aber mit dem Sklaven im Rücken kam sie sich kontrolliert und beobachtet vor. Es war fast nicht möglich, das Gesicht beim Reiten vor dem Sonnenlicht zu schützen, dazu wechselte der Lichteinfall zu oft. Noras Haut bräunte leicht, selbst wenn sie sich im Schatten hielt. Schon nach wenigen Tagen hatte ihr Teint einen leichten goldbraunen Schimmer. Am Strand geschah das noch schneller als im Garten, es schien, als ob Sand und Meer das Sonnenlicht reflektierten. Nora schränkte die Besuche in der Bucht ihrer Träume also ein. Wenn überhaupt, dann wanderte sie dorthin, was zwar länger dauerte, aber dafür kaum die Gefahr einer Entdeckung barg. Niemand überwachte Nora – sofern sie ihr Pferd in den Ställen ließ –, und es suchte sie auch niemand.
    Anscheinend gab es für die Frau eines Pflanzers keinerlei Aufgaben im Haus oder auf dem Land. Jeder Handgriff, vom Ordnen ihrer Kleider bis zur Gartengestaltung, bei der englische Ladys traditionell gern selbst mit anfassten, wurde ihr abgenommen. Die Herrin des Hauses war schmückendes Beiwerk, verwöhnt und gepflegt wie ein Schoßhündchen. Nora fühlte sich stets wie eine Puppe, wenn Máanu sie am Morgen frisierte und ankleidete. Das Mädchen erlernte die nötigen Handgriffe schnell und war äußerst geschickt. Da Elias meist schon unterwegs war, wenn die in ihr Schlafzimmer scheinende Sonne Nora weckte, servierte man ihr auch das Frühstück im Zimmer. Sie brauchte nur dazusitzen und darauf zu warten.
    In

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