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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nicht schafft, und ich weiß auch oft, was zu tun ist, um die Leute schneller gesunden zu lassen. Du weißt, ich habe in London in der Armenfürsorge gearbeitet. Meistens zusammen mit Dr. Mason, dem einzigen Arzt im Eastend. Ich habe schon vieles getan und vieles gesehen.«
    »Und du hast deinen früheren Liebsten gepflegt, als er im Sterben lag, stimmt’s Nora, Süße?«
    Elias lachte wieder. Er musste schwer betrunken sein. Nora gab die Bemerkung einen Stich. Natürlich musste Elias von einem Skandal um seine junge Frau gewusst haben, als er sie heiratete, aber sie hatte bisher nicht geahnt, dass er Einzelheiten kannte. Außer ihrem Vater konnte sie ihm eigentlich keiner verraten haben … Aber auch das durfte sie jetzt nicht ablenken.
    »Dann weißt du ja, dass ich es kann«, sagte sie knapp und stand auf. »Du gestattest, dass ich mich jetzt zurückziehe. Ich gedenke, morgen früh vor Arbeitsbeginn bei den Hütten zu sein, um eventuelle Krankmeldungen zu prüfen.«
    Nora hatte eigentlich gehofft, dass es ihr erspart bleiben würde, aber kurze Zeit später kam Elias doch noch in ihr Zimmer, um seine ehelichen Rechte zu fordern. In der letzten Zeit geschah das häufiger, nachdem er getrunken hatte, während er sich ihr nüchtern kaum noch näherte. Aber diesmal war ihr der Beischlaf mit ihrem Mann zum ersten Mal wirklich zuwider, sie ekelte sich vor seinen Berührungen – vor das Bild ihres Gatten schob sich das Bild der Maden, die sie aus Tobys Fußwunde entfernt hatte. Nährten sich doch auch die Pflanzer vom Fleisch ihrer Sklaven …
    Immerhin fiel kein Wort mehr über Noras Pläne, und auch am Morgen ließ Elias sie unbehelligt, als sie zu den Sklavenquartieren aufbrach. Dabei ritt er an ihr vorbei, als sie die ersten Männer untersuchte – wieder in Richtung Kingston. Nora nahm an, dass er beabsichtigte, sich mit anderen Pflanzern über ihre Absichten zu beraten. Ihr Gatte Elias Fortnam befand sich ganz klar im Zwiespalt: Einerseits würde es sich für die Plantage rentieren, wenn ihm weniger Sklaven an eigentlich harmlosen Krankheiten wegstarben. Andererseits sollte auf keinen Fall ein Schatten auf das Bild der vollkommenen Lady fallen, die er sich aus England geholt hatte.
    Am Abend kehrte er dann erneut angetrunken, allerdings ausgeglichenster Stimmung heim. Offensichtlich hatten die anderen Pflanzer Noras Ansinnen durchaus gebilligt – in den amerikanischen Kolonien schien es sogar gang und gäbe zu sein, dass sich die Frauen der Pflanzer der Sklaven annahmen – und zwar je vornehmer, desto selbstloser und eifriger.
    Nora atmete auf. Sie war zwar fest entschlossen gewesen, die Hütten im Zweifelsfall heimlich aufzusuchen, aber mit Elias’ Billigung war natürlich alles einfacher. Sie lächelte und nickte zu seinen Erzählungen und dem Klatsch aus Kingston, den er gut gelaunt überbrachte. Die Ernte würde nun bald vorbei sein und das gesellschaftliche Leben einsetzen. Schon in den vergangenen Tagen waren die ersten Einladungen zu Abendgesellschaften und Bällen bei den Fortnams eingegangen. Elias beabsichtigte, sie alle anzunehmen und seine Frau gründlich herumzuzeigen.
    »Und denk auch schon mal über den richtigen Zeitpunkt für unseren eigenen Ball nach«, meinte er schließlich. »Oder geben wir erst mal ein paar Gesellschaften? Wir könnten gleich nächste Woche die unmittelbaren Nachbarn einladen, wenn die letzten Lieferungen raus sind.«
    Nora nickte wieder. Die Organisation einer solchen Einladung machte keine Mühe. Schließlich gab es Personal im Überfluss.
    Der Sklave Toby erholte sich nur langsam von seiner Verletzung, während die Wunden auf Akwasis Rücken verhältnismäßig schnell heilten. Nora hatte den jungen Mann sogar gleich am nächsten Tag wieder aufs Feld geschickt – wenn auch mit blutendem Herzen. Sie hätte ihm lieber noch einen Tag Ruhe gegönnt, aber Truman hätte sich zweifellos bei Elias beschwert und damit ihre ganzen Pläne gefährdet. Denn darin waren sich der Pflanzer und sein Aufseher zweifellos einig: Wenn ein Sklave aufrecht stehen und Arme und Beine bewegen konnte, dann war er auch fähig, Zuckerrohr zu schneiden.
    Akwasi nahm Noras Entscheidung entgegen, ohne eine Miene zu verziehen, während Máanu zu verstehen gab, dass sie die Gründe dafür einsah. Überhaupt zeigte sich das Mädchen seit Noras Eingreifen zu Gunsten Akwasis wie ausgewechselt. Máanu verhielt sich geradezu euphorisch, als Nora sie bat, sie in die Sklavenquartiere zu begleiten und ihr bei

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